Wabensaft in der Krise?
Landwirtschaft
Honig ist das älteste Süßmittel
> Was wäre unser Essen ohne Süßes? Selbst die bitterste Medizin wird geschluckt, wenn sie auf Zucker geträufelt wird. Doch bevor Zuckerrohr und -rübe ihren Siegeszug begannen, war Honig das einzige bekannte Süßungsmittel. Dabei wurde das Bienenvolk mit Rauch abgelenkt und die Bienenwaben einfach nur geplündert. Heute ist die Imkerei zivilisierter. Volle Honigtöpfe
Seit kurzem wird der erste Honig der neuen Saison geerntet. Die Imker sind mit den Erträgen aus der Frühlingstracht zufrieden, meldet die Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen. Mit der ersten Ernte im Jahr sollte die Hälfte bis zwei Drittel des gesamten Jahreshonigertrages gesichert sein. Auf Grund des allgemein guten und sonnigen Wetters entwickelten sich die Bienenvölker schon ab Anfang April rasant, so dass sie bei Beginn der Obst- und Rapsblüte stark genug waren, um Nektar in großen Mengen einzutragen. Gutes Wetter während der Blüte sicherte dann volle Honigtöpfe bei den Bienenfreunden. Im Mittel werden rund 20 kg Honig pro Bienenvolk geerntet. Dort, wo der Imker Gelegenheit hatte, neben der Rapstracht auch Löwenzahn und Akazie zu nutzen, wurden mehr als 25 Kilogramm Honig ausgeschleudert. Eine weitere günstige Entwicklung der Witterung und der Bienenvölker lässt auf eine gute Sommertracht aus Linde und Wald hoffen.
In Nordrhein-Westfalen halten etwa 10.500 Imker knapp 75.000 Bienenvölker. Sie liefern eine Honigproduktion von 1.500 Tonnen mit einem durchschnittlichen Marktwert in Höhe von zwölf Millionen Euro. Da Honig auf dem Weltmarkt knapp und teuer geworden ist, bietet sich als Alternative Honig von heimischen Imkern an. Regionale Honige werden in diesem Jahr für etwa vier bis acht Euro je 500 Gramm Glas angeboten.
Honig ist gesund
Kaltgeschleudert gilt Honig als der naturbelassenste Zuckerspender und gehört in die Vollwerternährung. Sein besonderes Qualitätsmerkmal sind Enzyme, die den Nektar in Honig umwandeln und bakterienhemmend wirken. In der Volksmedizin wird Honig zur Behandlung von Halsentzündungen empfohlen. Mitarbeiter des Schweizerischen Zentrums für Bienenforschung Liebefeld fanden neben dem bekannten Wasserstoffperoxid auch noch andere antibakterielle Substanzen im Honig. Diese sind im Gegensatz zu den Peroxidinhibinen weitgehend unempfindlich gegenüber Lagerung, Wärme und Licht. Die nicht-peroxiden Inhibine stammen sowohl von den Trachtpflanzen als auch von den Bienen selbst. Dazu zählen zum Beispiel Lysozym, Flavonoide und aromatische Säuren: Honig als konzentrierte Zuckerlösung entzieht mit seiner osmotischen Wirkung Krankheitserregern das lebenswichtige Wasser. Außerdem hat Honig mit pH 3 - 4 einen niedrigen pH-Wert, bei dem sich Bakterien nicht mehr vermehren können.
Vernichtender Warentest
Als die Stiftung Warentest im April Honig untersuchte, brach sein gutes Image zusammen. Nur 13 Honige wurden für ?Gut? befunden, mehr als die Hälfte war ?mangelhaft?. Aldi Nords Imkerhonig dürfte wegen des ?fremdartigen Geschmacks? und Kaiser´s Naturkind Wiesenblütenhonig dürfte ?wegen der Rückstandsbelastung nicht als Honig verkauft werden?, befanden die Tester. Die betroffenen Chargen wurden aus den Regalen geräumt. Bereits zwei Jahre zuvor geriet Honig in die Schlagzeilen, als die EU Importe aus China verbot, weil Rückstände von Antibiotika gefunden wurden. Ein Viertel der Auslandsware kam aus dem Reich der Mitte und als dieser aus den Regalen verschwand explodierten die Preise. Die Verbraucher hielten sich schon damals zurück. Und es zeigen sich weitere dunkle Wolken am Horizont:
Bienen kümmern sich bei ihren Ausflügen nicht um Ackergrenzen, so dass gerade Bio-Imker fürchten, nicht mehr garantieren zu können, dass ihre Produkte frei von gentechnisch verändertem Pollen ist. "Wenn wir unseren Kunden das nicht mehr garantieren können, bricht der Markt zusammen?, fürchten die Imker bei Demeter.
Nicht auf Honig verzichten
Zur Zeit allerdings wird überwiegend gentechnisch veränderter Mais angebaut. Mais ist bei Bienen nicht sehr beliebt, denn sie entscheiden nach Attraktivität der Blüten. Dabei spielen Blütenfarbe, Duft und die scheinbare Zahl der Staubbeutel als Lockmittel eine wichtige Rolle. Diese Lockmittel haben sich im Laufe der Evolution zwischen Insekten und Pflanzen entwickelt. Deshalb werden einige Pflanzen nur von bestimmten Insekten bestäubt. Die männlichen Blüten an der Spitze der Maispflanze liefern den Bienen einfach zu wenig Nektar. In der Fachzeitschrift ?Mais? (4/2003) wurde ein Versuch aus Österreich veröffentlicht, bei dem Bienenvölker mitten in 50 ha Mais aufgestellt wurden. Wiesen- und Gartenanlagen befanden sich zwischen den Feldern. Die Pollenhöschen der Bienen enthielten rund sieben Prozent Maispollen. Im Honig befinden sich allerdings nur ca. 0,5 Prozent Gesamtpollenanteil, so dass der Anteil der Maispollen nur 0,1 Prozent beträgt. So lange nur gentechnisch veränderter Mais angebaut wird, wird der Schwellenwert von 0,9 Prozent GVO eingehalten. In vielen Bio-Hofläden finden Sie Honig aus eigener Imkerei und können auch dort erfragen, wo genau der Honig herkommt. Der Imker weiß, wo seine Bienen waren und was in der Umgebung wächst.
VLE