Wachsen im Megatrend
Landwirtschaft
Wachstumsstrategie eines börsennotierten Unternehmens
Seit 18 Jahren sammelt die KTG Agrar AG mit derzeit 30.000 Hektar Erfahrung mit der Großflächenlandwirtschaft. Ein Sprecher der KTG Agrar stellte vor Agrarjournalisten die Wachstumsstrategien des Unternehmens vor.
Pflanzenbau und Megatrends
Zwei Jahre nach dem Geschäftsaufbau in Ostdeutschland entwickelte sich die KTG Agrar zu einem ökologischen Marktfruchtbetrieb, der heute rund 11.000 Hektar Getreide, Mais und Raps nach der EU-Bioverordnung bewirtschaftet. Aktuell sind weitere 4.000 Hektar in der Umstellung. Nach Gründung einer GmbH im Jahr 2000, folgte 2004 die Umwandlung in eine AG und 2007 der Börsengang als erstes deutsches landwirtschaftliches Unternehmen.
Seit 2005 bewirtschaftet die KTG Flächen in Litauen, mittlerweile 6.200 Hektar. Bei der Flächenerweiterung setzt das Unternehmen nicht nur auf Kauf und die Eigenbewirtschaftung, sondern auch auf Pacht ganzer Betriebe, die mit bleibendem Personal für die KTG wirtschaften.
Die Kernkompetenz des Unternehmens liegt im Pflanzenbau an verschiedenen Standorten. Die Streuung auf unterschiedliche Standorte mindert das Ertragsrisiko und die Maschinen können der Vegetation folgend nacheinander eingesetzt werden. Zuletzt werden Mähdrescher und Schlepper mit der Fähre von Sassnitz nach Litauen transportiert.
Durch einen Rahmenvertrag mit der Firma Fendt könne die KTG günstigere Konditionen aushandeln, wie sie es auch bei den Abnehmern des Ernteguts erzielt. „Wir wollen den Zwischenhandel ausschalten“, so ein Sprecher. Durch den direkten Verkauf an Mühlen und Futtermischwerke kann eine höhere Wertschöpfung erzielt werden. Zudem bieten die großen Flächen und geschultes Personal große und homogene Erntepartien für den Großhandel. Das sei ein Baustein für das Krisenjahr 2009 gewesen, im ersten Halbjahr mit einem Plus von über 26 Millionen Euro abzuschließen.
Auch der Megatrend Bio sorgt für Freude. Auf der BioFach 2010 haben Lebensmittel-Produzenten bereits aus der neuen Ernte 6.000 Tonnen Bio-Getreide und Bio-Kartoffeln geordert. Das sind nach Firmenangaben 1.000 Tonnen mehr als im Vorjahr.
Standbein Biogas
Die KTG AG sieht sich auf dem richtigen Weg. Eine wachsende Weltbevölkerung mit verdienender Mittelschicht und steigender Nachfrage nach veredelten Produkten, bei knapper werdender Landwirtschaftsfläche, bereiten großen Unternehmen die Zukunft.
Trotzdem soll das Flächenwachstum der KTG mit fünf bis zehn Prozent im Jahr nur noch mäßig verlaufen und der 2006 begonnene Einstieg in die Biogasproduktion solle auf 20 MW ausgebaut werden. Derzeit liefert die KTG elf MW in 13 Anlagen. Dabei nutzt sie moderne Verteilsysteme für die Wärmeerzeugung. Die Biogasanlage in Flechtingen in Sachsen-Anhalt beispielsweise speist das Gas in ein Mikroleitungssystem und verteilt es auf vier lokale Blockheizkraftwerke, die unter anderem dem Klinikum und der Feuerwehr Wärme liefern. Um die Nutzungskonkurrenz zur Nahrungsproduktion zu entschärfen, wird auf maximal 15 Prozent der Fläche Biomasse im Zweifruchtsystem angebaut. Dabei greift die KTG auf Hirse und Gras sowie Stroh zurück. Das viehlose Unternehmen verbringt die Gärreste zur Aufrechterhaltung eines Nährstoffkreislauf auf die Felder.
Eine weitere Zukunftsstrategie ist die Erhöhung des Eigentumsanteil bei den genutzten Flächen auf 20 Prozent. In Deutschland liegt der Eigentumsanteil bei sieben, in Litauen bei 63 Prozent. Aber selbst der KTG werden die Landpreise zu teuer. Das Unternehmen gab die Preise bekannt, die es in den letzten Jahren für Kauf und Pacht bezahlen musste:
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Kaufpreis / ha in Euro |
Pachtpreis / ha in Euro | ||
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2004 |
2009 |
2004 |
2009 |
D-West |
20.000 |
25.000 |
300 - 500 |
400 – 600 |
D-Ost |
4.000 |
8.000 |
100 - 200 |
150 – 200 |
LT |
800 |
3.000 |
100 |
125 |
Q: KTG Agrar AG |
Saudi-Arabien
Gegenüber Herd-und-Hof.de betonte der Firmensprecher, dass die KTG im ländlichen Raum nur erfolgreich bleibe, wenn sie die gleichen Aufgaben übernehme wie die kleinen Betriebe. Das beziehe sich nicht nur auf die Beschäftigung, sondern auch auf den Naturschutz. Gewässerflächen in der Prignitz werden nach Auflagen des Naturschutzes bewirtschaftet und seit kurzem experimentiert die KTG mit Kurzumtriebsplantagen als Strukturelemente in der Landschaft.
Ein neues Betätigungsfeld ist der internationale Getreidehandel. Die KTG hat sich 2009 in Saudi-Arabien akkreditiert und an Ausschreibungen für Getreidelieferungen beteiligt. Erstmalig konnte sie 55.000 Tonnen Getreide in den Nahen Osten liefern.
Roland Krieg