Wachstum bei Betriebsknappheit

Landwirtschaft

BÖLW mit Jahresbilanz

Der Bio-Fachhandel wuchs im Jahr 2007 um 14 Prozent und damit ähnlich stark wie der Gesamt-Biomarkt. Das Marktvolumen des Bio-Fachhandels lag 2007, bezogen auf den reinen Lebensmittelumsatz, bei 1,6 Milliarden Euro. Diese Zahlen präsentierte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der BioFach in Nürnberg. Der gesamte Umsatz im Bio-Lebensmittelmarkt wuchs mit einer Steigerungsrate von 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro

Strukturwandel im Handel
Alexander Gerber vom BÖLW stellte fest, dass gerade im vergangenen Jahr der Strukturwandel im Handelsbereich besonders deutlich zum Tragen gekommen ist. Insgesamt wurden 80 neue Fachhandelsgeschäfte von Biosupermärkten mit mehr als fünf Filialen eröffnet. Auf der anderen Seite haben 147 Geschäfte mit einer Löwenstein und GerberLadenfläche von unter 200 Quadratmetern für immer zu gemacht. Die Fläche im Biohandel ist jedoch im Saldo angestiegen. Stellen sich die kleinen Firmen auf die veränderten Marktbedingungen ein, dann können sie nach Einschätzung des BÖLW ihre Marktchance nutzen.
Ein zusätzliches Wachstum garantiere die unverändert hohe Nachfrage, ist sich Gerber sicher. Vor allem der weiterverarbeitete Warenbereich kann noch erschlossen werden, allerdings sind die Biorohwaren knapp. Bei Zitronen und Möhren liegt beispielsweise der Eigenversorgungsgrad Deutschlands bei 29 bzw. 27 Prozent.
Am leichtesten stellen Grünland- und Ackerbaubetriebe ihre Produktion um. Fast drei Viertel der Ökofläche kommen aus dieser „Branche“. Wertschöpfungsintensive Märkte wie Obst und Gemüse haben nur einen Flächenanteil von zusammen 1,8 Prozent. Auf Nachfrage von Herd-und-Hof.de sagte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstand vom BÖLW, dass allerdings keine gesonderten Programme für Obst und Gemüse aufgelegt werden müssten.

Bayern hat zu Beginn der BioFach mit einer Erhöhung der Umstellungsprämie auf den Bio-Boom reagiert. Ab 2009 bekommen Bauern für die Zeit, in der sie ökologisch produzieren, aber noch konventionell vermarkten müssen, statt 190 nun 300 Euro je Hektar. Die „normale“ Prämie für Biobauern wird von190 auf 210 €/ha angehoben.
Die bisherigen Fördermittel werden somit von 27 um vier Millionen Euro aufgestockt. Das Geld wurde frei, weil „weitaus weiger Landwirte als bisher die Förderperiode des Bayrischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) in Anspruch nehmen, teilte das Agrarministerium mit.

Wenig Zahlen gibt es über den Importanteil der Biowaren. Bei Fleisch und Milch kommt die Ware fast ausschließlich aus Deutschland. Sonst sieht es anders aus. Bis zu 30 Prozent der Ökoeier kommen aus den Niederlanden, bei Kartoffeln ist der heimische Anteil ständig rückläufig. Obst stammt nur zu 11 Prozent, Tomaten zu 22 und Möhren zu 53 Prozent aus heimischer Produktion. Das allerdings lässt sich durch die Witterungsbedingungen erklären, fügte Dr. Hans-Christoph Behr von der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) an. Gerade in den beiden letzten Jahren haben die Witterungsbedingungen manche Ernte vermiest und der Handel griff auf Auslandsware zurück.
Gerade hier sind harmonische Förderungsbedingungen wichtig, erklärte Prinz zu Löwenstein. In Österreich bekommen die Bauern sechs Cent je Liter mehr Fördergeld, so dass viel Milch in das Nachbarland Bayern fließt und dort die Bauern benachteiligt sind.

Ökolandbau nimmt gesellschaftliche Aufgaben wahr
Wasserbetriebe haben angefangen, den Ökolandbau in ihren Wassereinzugsgebieten zu fördern. Das ist vielerorts preiswerter als Verschmutzungen aus dem Waser zu entfernen. Für Prinz zu Löwenstein ist das ein Zeichen, dass der Ökolandbau mit seiner Produktion gesellschaftliche Aufgaben übernimmt. „Unsere Verbraucher bringen sogar die Bereitschaft mit, den Umweltschutz mit zu bezahlen.“ Die Aufgabe der Politik ist nicht Angebot und Nachfrage mit Fördergeldern zusammenzubringen, sondern die gesellschaftlichen Effekte zu fördern. Derzeit werden vor diesem Hintergrund die Agrarumweltprogramme neu kalkuliert und Prinz zu Löwenstein fordert die Stärkung der zweiten Säule für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion im ländlichen Raum.

Heute Vormittag forderte Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), die Bauern auf, mehr auf Ökolandbau umzustellen. Regionalität und Transparenz seien die wesentlichsten Grundpfeiler der Produktion und werden gefährdet, „wenn wir es nicht schaffen, langfristig zumindest die Grundnahrungsmittel in Deutschland zu erzeugen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sieben Prozent der Bauern bereit sind umzustellen, wenn gesicherte Abnahmeverträge geschlossen würden. Höhere Erzeugerpreise und bessere Umstellungsförderung würden die Umstellung ebenso erleichtern.
Kritik übte Sonnleitner an den zersplitterten und untereinander konkurrierenden Ökoanbauverbänden, „die nicht in der Lage seien, zusätzliche Bioerzeuger zu mobilisieren. Gegenüber den internationalen Marktpartnern wäre eine gemeinsame starke Handlungsposition sinnvoll, sagte Sonnleitner.

Lesestoff:
Der BÖLW hat zu seiner Bilanzpressekonferenz das neue Werk „Zahlen, Daten, Fakten: Die Biobranche 2008“ aufgelegt. www.boelw.de

roRo; Foto: roRo: Prinz von Löwenstein (li.) und Alexander Gerber vom BÖLW

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