Wachstumsstörung bei Fleckvieh

Landwirtschaft

Rinderkrankheit durch DNS-Analyse verhindern

Das braun-weiße Fleckvieh ist eine der vier wichtigsten Rinderrassen der Welt. Von den rund 40 Millionen Tieren weltweit stehen etwa eine Million in deutschen Milchviehställen. Vor allem in Bayern.

Vereinzelt gewinnt ein Tier trotz normaler Fütterung weder an Gewicht noch an Größe. Wissenschaftler der TU München haben mit umfangreicher Genanalyse jetzt die genetische Ursache für eine seit etwa zwei Jahrzehnten auftretende neue Wachstumsstörung herausgefunden.

Enge Verwandtschaft

Durch die künstliche Besamung kann ein Zuchtbulle mehr als 100.000 Nachkommen erzeugen. Im Zeitverlauf bleiben den meisten Tieren nur wenige gemeinsame Vorfahren. Eine enge Verwandtschaft kann rezessive Erbmerkmale unbemerkt ausbreiten und kommt zum Ausbruch, wenn beide Elternteile diese genetische Disposition aufweisen.

„Die betroffenen Tiere fallen dadurch auf, dass die Kälber und Jungtiere trotz normaler Fütterung im Vergleich zu ihren gesunden Altersgenossen deutlich langsamer wachsen und an Gewicht zulegen – und zwar nur etwa halb so schnell beziehungsweise viel. Dabei machen sie sonst einen völlig gesunden Eindruck", erklärt Dr. Hubert Pausch vom TUM-Lehrstuhl für Tierzucht.

Die Wissenschaftler suchten im Erbgut von Rindern nach bestimmten genetischen Merkmalen, die ein Hinweis auf Krankheiten sein können. Dabei stießen sie auf vier Regionen im Genom, die sich negativ auf die Fruchtbarkeit und den Aufzuchterfolg auswirken – und bei einem davon waren reinerbige Tiere deutlich kleinwüchsig. Mithilfe umfangreicher Genom-Sequenzanalysen fanden die Forscher dann auch die verantwortliche Genmutation für diese Wachstumsstörung heraus.

Ähnliches Krankheitsbild beim Menschen

Bei allen untersuchten minderwüchsigen Tieren ist das SLC2A2 Gen von einer Mutation betroffen. Die Veränderung in SLC2A2 führt dazu, dass ein bestimmter Glukose-Transporter im Körper nicht mehr richtig funktioniert oder gar nicht erst gebildet wird. Beim Menschen ist diese seltene Stoffwechselkrankheit als Fanconi-Bickel-Syndrom bekannt.

Als die Wissenschaftler die DNS eines Jungbullen aus historischen Paraffin-Schnitten präparierten und analysierten, bei dem die entsprechenden Symptome im Jahr 1996 berichtet wurden, trug dieser die entdeckte Genmutation in sich.

Vorbeugung

Zuchtbullen werden seit einigen Jahren systematisch genotypisch erfasst. Dadurch lassen sich ungünstige Anpaarungen künftig vermeiden.

Lesestoff:

Homozygous haplotype deficiency reveals deleterious mutations compromising reproductive and rearing success in cattle; Hubert Pausch, Hermann Schwarzenbacher, Johann Burgstaller, Krzysztof Flisikowski, Christine Wurmser, Sandra Jansen, Simone Jung, Angelika Schnieke, Thomas Wittek, Ruedi Fries; BMC Genomics 2015, 16:312. Doi: 10.1186/s12864-015-1483-7, www.biomedcentral.com/1471-2164/16/312

roRo

Zurück