Wald als Kohlendioxidsenke
Landwirtschaft
Behm vermisst CO2 - Speicheraktivitäten der Regierung
Mecklenburg-Vorpommern verfolgt das Projekt, einen zweiwöchigen Urlaub mit einem freiwilligem Obolus von zehn Euro zu verbinden, die in die Wiederaufforstung gesteckt werden – für den klimaneutralen Urlaub. Die Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Bündnisgrünen zum „Wald als Kohlendioxid-Senke“ zeigt, dass solche Ideen konkreter sind, als ihre eigenen Pläne. Cornelia Behm, agrarpolitische Sprecherin der Grünen sagte diesen Montag: „Die Bundesregierung lässt nicht nur jegliche Initiative zur Erhöhung der Kohlendioxidspeicherleistung deutscher und europäischer Wälder vermissen. Auch hat sie kein Programm, wie die internationalen Regelungen zur Berücksichtigung der CO2-Speicherfunktion von Wäldern weiterentwickelt werden sollen.
Honorierung der Waldbesitzer
Bei der Wiederaufforstung und dem Heranwachsen junger Wälder wird Kohlendioxid der Atmosphäre entnommen und als Senkenleistung, Sequestrierung, berechnet. Ausgewachsene Bestände übernehmen die Speicherfunktion.
Daher fordern Waldbesitzer für den Aufbau einer Kohlendioxidsenke eine finanzielle Vergütung. In ihrer Antwort weist die Bundesregierung auf diese Möglichkeit hin, sofern Senkengutschriften generiert werden und nach Finanzierung des Monitoraufwands für die Kohlendioxidbilanz etwas übrig bleibt: „Bei darüber hinausgehenden Erlösen ist ein substantieller Beitrag für die Förderung des Waldes in Deutschland vorgesehen. Ein entsprechendes Konzept wird derzeit innerhalb der Bundesregierung erarbeitet.“
Forstbetriebsgemeinschaft |
Senkenzertifikate sind jedoch derzeit ausgeschlossen. Was den aktuellen internationalen Verhandlungen über die bestehenden Kyoto-Regelungen hinaus ab 2012 zu erwarten ist, wartet die Bundesregierung ab. Cornelia Behm ist das zu wenig ambitioniert: „Wer etwas erreichen will, muss klare Forderungen stellen.“
Eine Ausdehnung der Waldflächen durch Erstaufforstungen in Europa hält die Bundesregierung zwar für sinnvoll, aber angesichts der derzeitigen Markt- und Ertragslage in der Land- und Forstwirtschaft nur in begrenztem Umfang für möglich.
Senkenkorrektur I |
Schnellerer Umtrieb erwartet
Jede Holznutzung gibt das gespeicherte Kohlendioxid wieder frei. Die energetische Nutzung sofort, Vollholzprodukte nach 30 Jahren, Zellstoff und Papier bereits nach drei Jahren. Für Deutschland wird der Zeitraum der CO2 – Freisetzung für Außentüren aus Holz mit 70 Jahren angegeben. Allerdings rechnet die Regierung, dass die steigende Nachfrage nach Holz als erneuerbarer Rohstoff die Nutzungsdauer von „in Holz und Holz gespeicherten Kohlenstoff“ verkürzen wird. Wie sich der Gesamtkohlenstoffspeicher dabei entwickelt bleibe unklar, „da vielmehr auch die Verbrauchs- und Produktionsmengen das Gesamtergebnis beeinflussen.“ Holzprodukte dürfen jedoch gegenwärtig nicht als Speicherort für Kohlenstoff in die Treibhausbilanz einberechnet werden.
Senkenkorrektur II |
Behm weist auch darauf hin, dass Energieholz zum klimaneutralen Verbrennen nicht vorher als Senke aufgeführt werden darf: „Es ist nicht legitim, allein aus der Nutzung von Holzenergie eine Senkenfunktion der Wälder abzuleiten, wenn gleichzeitig die Holzenergie als CO2–neutral gilt. Ansonsten hätte man diese CO2–Mengen doppelt angerechnet.“
Roland Krieg