Wald will Wild will Wald

Landwirtschaft

Sind Wald, Wild und umwelt zu trennen?

Rehe zerbeißen Jungbäume, der Wald braucht im Klimawandel andere Bäume, Bäume sind Kohlenstoffsenken, zwischen denen Städter spazieren gehen, Jäger das Wild hegen und Fortarbeiter einen Mehrwert für nachhaltiges Bauen erwirtschaften. Jeder Quadratmeter Wald hat mehr Zielkonflikte als Baustämme. Daher hat es lange gedauert bis Bundeswaldminiserin Julia Klöckner am Mittwoch einen Gesamtentwurf zur Änderung des Bundesjagdgesetzes, des Bundesnaturschutzgesetzes und des Waffengesetzes eingebracht hat. Für das Bundesjagdgesetz ist es sogar die erste Novelle seit 1976. „Es wird Zeit“, sagte Klöckner. Die Jäger sind mit der Wildschweinjagd Partner bei der Eingrenzung der Afrikanischen Schweinepest. Wild im Wald ist kein Forstschädling, aber die jungen Bäume für klmaresiliente Wälder müssen vor Verbiss geschützt werden. Vor Ort sollen Jäger und Förster Hegepflicht, Tierschutz und Lebensraumanalyse miteinander in Einklang bringen und Mindest- und Obergrenzen für die Jagd beschließen. Erst, wenn das nicht gelingt, macht die Behörde Vorgaben. Jäger bekommen demnächst eine einheitliche Ausbildung und Alternativen für Bleimunition an die Hand. Die stete Kritik an dem Gesetzespaket hat sich nach Klöckner immer nur auf Einzelaspekte konzentriert und den Gesamtkompromiss außer Acht gelassen.

Das weiß auch Isabel Mackensen von der SPD: „Wir stehen beim Thema Wald und Wild vor zahlreichen Zielkonflikten“. Der Klimawandel ist nach drei Dürrrejahren und zahlreichen Orkanen vor allem am Waldzustand abzulesen. Niemand wolle aber Rehen, die Triebe abknabbern und Rinden abschälen die Schuld am Waldzustand geben.

Wildzaun oder Jagd? Was schützt die Bäume am besten. Jedes Reh findet jeden frischen Baum im Wald. Auf der anderen Seite sollen Rückzugsgebiete den Waldtieren Lebensraum geben. Um die Frage nach dem „richtigen Wildbestand“ kommt niemand herum. Tagebaue und Autobahnen verkleinern dem Wild den Lebensraum (Kirsten Tackmann, Die Linke), Nadelholzmonokulturen sind anfällig für Kalamitäten (Harald Ebner, Bündnis 90/Die Grünen) und das Jagdgesetz ist Naturschutz (Carsten Träger, SPD).

Jeder hat bei dem Kompromiss ein bisschen Recht. Deutliche Kritik gab es nur von FDP und AfD. Für Karlheinz Busen (FDP) wird „der Waldumbau mit der Waffe“ betrieben, für Peter Felser (AfD) geben die Novellen Befehl „Feuer frei zu allen Tages- und Nachtzeiten.“

Kirsten Tackmann bedauerte, dass es keine Diskussion über ein Leitbild Jagd gegeben hat, wie es einst Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner ankündigte.

Während des parlamentarischen Prozesses kommen alle Themen noch einmal auf den Tisch. Angesichts manch emotionalen Beitrags fehlt Politik und Gesellschaft ein Leitbild Wald mit Wild, Jägern und Bio-Ökonomen.

Roland Krieg

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