Warmer Atlantik treibt Fische nach Norden
Landwirtschaft
Forscher auf Seereise
> Eine Veröffentlichung in Science vom 13. Mai alarmiert die britischen Fischer. 21 Seefischarten haben durch die Erhöhung der Wassertemperatur ihr Verbreitungsgebiet nach Norden verlagert. 18 Fischarten sind in den letzten 25 Jahren über hundert Kilometer nach Norden gezogen und damit vier Mal so weit wie Vögel, Schmetterlinge oder Kräuter. In der Nordsee stieg die Temperatur im letzten Vierteljahrhundert um 1 °C an, was den Kabeljau 117 Kilometer weiter nach Norden treibt. Den Schellfisch müssen die Fischer 105 km nördlicher suchen. Dafür sind Fische, die wärmeres Wasser lieben bis zu 350 km nördlicher in die Nordsee eingewandert. Neues Fischmanagement gefordert
Die Ergebnisse stammen von Allison Perry unter der Leitung von Professor John Reynolds von der Universität East Anglia in Norwich. Bei über 36 Nordseefischen haben sie das Populationszentrum neu bestimmt und bei über 20 Arten das Verbreitungsgebiet mit südlichen und nördlichen Grenzen neu gezogen. Daten über die Fischaufkommen stammten direkt von den britischen Trawlern.
Als Ergebnis befürchten die Marineexperten, dass Fischbestände, die sowieso bereits durch Überfischung ausgedünnt sind, nun auch noch durch Klimaveränderungen bedroht werden. Das könnte zu weiteren Fangverboten und Fangeinschränkungen führen.
Frühere Ergebnisse zeigten, dass Landvögel, Schmetterlinge und Kräuter sich etwa um 0,6 Kilometer pro Jahr nordwärts wandern (Nature 421; 37; 2003). Die aktuelle Studie zeigt, dass Fische wesentlich sensibler reagieren und sich mit 2,2 km pro Jahr nordwärts orientieren. Rotbarsch könnte bis zum Jahr 2050 komplett aus der Nordsee verschwunden sein. Dabei reagieren Fische mit kürzeren Generationswechseln und kleineren Körpern intensiver auf Temperaturveränderungen als die Großen, die allerdings stärker durch die Überfischung bedroht sind. Allison Perry über das Ergebnis: ?Wir sind sehr über das Ausmaß und Intensität der Wanderung überrascht. Vor allem, dass die Wanderung vier Mal schneller als bei Landarten geschieht. Das wird das natürliche Ökosystem noch stärker belasten.? Mitautor Prof. Reynolds: ?Das Schellfisch und Kabeljau über 100 km nach Norden gezogen sind erfordert neue Management Methoden in der Fischerei, die eine Erholung der südlichen Fischbestände garantieren.
Fieber messen im Atlantik
Wissenschaftler der Universität Liverpool befinden sich bis zum 15. Juni auf einer Seereise. Auf den Bermudas gestartet werden sie dann in Lissabon erwartet. Grund der Seereise sind Forschungen zu den jüngsten Beobachtungen, dass sich die Temperatur des Atlantik verändert hat. Prof. Ric Williams ist Forschungsleiter und gehört der Fakultät der Erd- und Seewissenschaften an. Im Nordatlantik wurde ein Anstieg der Temperaturen innerhalb der tropischen und mittleren Breitengrade beobachtet. Gleichzeitig allerdings sinkt die Wassertemperatur in den nördlichen Regionen.
Während der Reise werden in verschiednen Wassertiefen Temperaturmessungen vorgenommen und Wasserproben gezogen, um den Kohlendioxidgehalt des Wassers zu ermitteln. ?Unsere Forschung geht davon aus, dass die Temperaturveränderungen des Atlantik durch Veränderungen im atmosphärischen Jet Stream hervorgerufen werden. Der Jet Stream verändert seine Stärke und beeinflusst sowohl das Wetter als auch den Status des Meeres. Seit den frühen 1990er Jahren kann beobachtet werden, dass der Jet Stream stärker geworden ist und deshalb in Großbritannien zu stürmischerem und nasserem Wetter geführt hat. Was wir nicht wissen ist, ob diese Veränderung durch den Treibhauseffekt hervorgerufen ist oder durch natürliche Gegebenheiten. Wie wissen beispielsweise nicht, ob eine Veränderung des Kohlendioxidgehaltes in der Luft den Weg und die Stärke des Jet Streams verändert.? Prof. Williams will nun mit seinen Ergebnissen eine Grundlage für das weitere Verständnis legen.
roRo