Warum Getreide so teuer ist

Landwirtschaft

Die Preisrallye hält an

Am 02. November hat Weizen mit 292,75 Euro je Tonne an der Pariser Rohstoffbörse Matif kurzeitig sein 13-Jahreshoch erreicht. Der Trend hoher Preise wird auch im ersten Quartal 2022 bestehen bleiben. Die Daten lieferte am Dienstag der Getreidemarktbericht des US-Landwirtschaftsministeriums.

Die weltweite Produktion wird aufgrund der geringeren ernten in der EU, Großbritannien und der Türkei nach unten gesetzt. Russlands Exporte, die trotz Erhebung einer Exportsteuer, auf den Weltmarkt fließen können nur einen Teil davon ersetzen. Die Lagerbestände in Indien und der EU sind so niedrig wie zuletzt vor fünf Jahren. Der weltweite Handel legt zu. Vor allem der Iran, die Türkei, Algerien und Saudi-Arabien sind derzeit die größten Abnehmer. Sie kaufen aus der EU, von Russland und Indien.

Das alles trifft auf eine anhaltend ansteigende Nachfrage. Die seit sieben Monate stark steigenden Getreidepreise gehen auf hohe Ausfälle in den Getreidemärkten Kanada, USA, Kasachstan und Russland 2020 zurück. Die EU, die Ukraine und Argentinien konnten trotz guter Ernten die steigende Nachfrage nicht befriedigen.

China handelt mit

Lange Zeit waren diese Länder unter sich und haben Überhänge und Defizite ausgeglichen. Doch die Hälfte des weltweit gelagerten Weizens liegt in China, das auf diesem Markt global nur verhalten in Erscheinung trat. Im Wirtschaftsjahr 2020/21 wurden die Lagerbestände im Reich der Mitte erstmals seit Dekaden mehr belastet als eingelagert. Grund ist der hohe Futterbedarf, den China auf dem Weltmarkt decken muss. Daher hat China Brotweizen verloren, der das Land aktuell zum zweitgrößten Weizenimporteur macht. Am Ende des Wirtschaftsjahrs wird China auf der Importrangliste auf Platz vier landen.

Gleichzeit gehen den USA und Kanada Lagerbestände für den Export verloren, weil aufgrund der Trockenheit in diesem Jahr weniger eingelagert wird.

Indien lagert ein

Auch Indien saugt viel Weizen auf. Allerdings gehen die Lagerbestände in die andere Richtung. In Indien lagern derzeit rund zehn Prozent der Weizenbestände. Das liegt an den hohen Interventionspreisen und dem Regierungsziel, den Weizen in Nahrungssicherheitsprogrammen einzusetzen. Umgekehrt hat das Weizen erstmals seit Dekaden auch für den Export günstiger gemacht. Zudem profitiert Indien für seine Nachbarländer mit niedrigen Frachtkosten. Im laufenden Wirtschaftsjahr soll Indien neunmal so viel Weizen als vor zwei Jahren exportieren.

Bevölkerungswachstum in der Mena-Region

Die Region mit dem höchsten Getreideimportbedarf bleibt Middle East and North Africa (Mena). Der Weizenkonsum ist vor allem wegen der wachsenden Bevölkerung stetig ansteigend. Die heimische Produktion kommt schon länger nicht mehr hinterher. Die Mena-Länder müssen in den sauren Apfel beißen und auch bei den hohen Preisen importieren. Ägypten braucht 2021/22 rund 13 Millionen Tonnen Weizen. Die staatliche Importagentur GASC hat seit Juli bereits drei Millionen Tonnen eingekauft und bestellt.

Roland Krieg

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