Was die Formel 1 mit der Landwirtschaft verbindet

Landwirtschaft

Vorausschauende Wartung

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Freunde der Formel 1 kennen das. Der Weltmeister funkt die Box an: „In den Linkskurven vibriert das Fahrzeug. Was ist das?“ In der Box lesen die Techniker Telemetriedaten aus und schauen auf die hundertfach verbauten Sensoren im Formel-Eins-Renner. Der Techniker funkt zurück: „Schalte in den Linkskurven zusätzlich einen Gang runter, dann kommst du ans Ziel und verlierst kaum Zeit!“. Tatsächlich gewinnt der Weltmeister, wenn auch nur mit einer Sekunde Vorsprung.

Was ist das passiert? Die Techniker können aus dem Wust an Daten herauslesen, welches Teil am oder im Auto die Vibrationen verursacht. Sie wissen, wie lange es noch hält und rechnen die verbliebene Rennzeit hoch. Muss das Auto in die Box oder reicht es, wenn der Fahrer etwas langsamer ins Ziel kommt. Sie belästigen ihn nicht mit Ursachenanalyse, sondern schicken ihm die notwendige Information, die er zum Fahren braucht.

So könnte es bald auch auf dem Mähdrescher sein, der fernab von der nächsten Werkstatt Getreide erntet. Der Fahrer bemerkt Vibrationen oder eine Hydraulikleitung meldet eine Durchflussstörung. Das Signal geht beim Hersteller oder dem Besitzer der Erntemaschine ein und der analysiert die Maschinendaten. Er sendet eine gebrauchsfertige Information zurück: Der Mähdrescher hat in fünf Stunden einen Defekt. Fahre mit geringerer Leistung, dann hält er noch sieben Stunden, damit du du die offenen Aufträge noch erledigen  kannst und komme dann in die Werkstatt. Oder: Der Techhniker ist mit einem Ersatzschlauch unterwegs. Um 14:00 Uhr kommt er am Feldrand an. Die Pause zum Auswechseln dauert eine halbe Stunde – dann geht es mit voller Kraft weiter.

Klingt utopisch, hat aber einen realen Hintergrund. Wenn der Defekt den Mähdrescher erst einmal zum Stehen gebracht hat, fallen Kosten an, der Auftrag ist gefährdet und die Produktion liegt still. Bislang suchten mehrere Techniker mühsam den möglichen Schaden heraus. Ausbau, Einbau. Weiterfahrt nach mühsamen Stunden. Das „Internet der Dinge“ kann mit Algorhitmen die Eintrittswahrscheinlich eines Defektes berechnen und minimiert Standzeiten.

Das Szenario aus der Zukunft hat einen realen Namen: „Predictive Maintenance“ und steht auf der Agritechnica in den Startlöchern. Predictive Maintenace ist das Schlüsselelement der Landwirtschaft 4.0 sagte Peter Michael Synek von der VDMA Landtechnik. Dazu gehört auch das 3-D-Drucken eines benötigten Ersatzteils vor Ort. Alles was die Maschinen verfügbarer und den Einsatz vertrauenswürddiger macht, gewinnt an Produktivität und wird umgesetzt. Jürgen Krähling von Argo Hytos bringt es auf den Punkt: Zeit ist Geld. Die Digitalisierung bringt das Ersatzteoil vorbei, wenn das Original gerade erst kaputt geht. Dazu muss die gesamte Techhnik über Sensoren überwacht werden.

Wo die Daten hingehen ist zweitrangig. Zum Hersteller oder in die Werktstatt oder zum Besitzer. Derzeit arbeiten Firmen wie Liebherr an der Dateninterpretation. Wir müssen lernen, die Daten so zu interpretieren, dass wir dann zum Fahrer oder in die Werkstatt eine Information geben können, was zu tun ist. Sie sollen nicht mit Daten belästigt werden, die sie ierst interpretieren müssen, sagt Stefan Wallmüller von Liebherr.

Am Ende kaufen die Landwirte keine Maschinen mehr, sondern den Service, der mit den Geräten verbunden ist.

Roland Krieg

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