Was machen gute Milchviehbetriebe anders?

Landwirtschaft

Wo sind die Stellschrauben ökonomischer Milchproduktion?

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK NI) hat Anfang Juni die Vollkostenauswertung für die Milchproduktion in den vergangenen drei Wirtschaftsjahren veröffentlicht. Erfolgreiche Milchbetriebe können ein Kilo Milch im Durchschnitt um elf Cent günstiger als die weniger erfolgreichen Betriebe erzeugen. Das ist bei einem durchschnittlichen Bruttoerzeugerpreis von 36,76 Cent im Wirtschaftsjahr 2018/2919 fast ein Drittel des Preises.

Vollkostenrechnung

Die Direktkosten sind Kosten, die direkt durch das Tier verursacht werden. Demgegenüber umfassen die Vollkosten auch Arbeitserledigungs- und Gebäudekosten sowie anteilige Gemeinkosten. Es fehlen nur die Flächenzahlungen aus der ersten Säule, weil die dem Unternehmen und nicht dem Betriebszweig Milch zugerechnet werden.

Vollkosten nicht gedeckt

Die Auswertung von 146 Milchviehbetrieben in Niedersachsen zeigt, dass für die Deckung der Vollkosten ein Auszahlungspreis von 39,34 ct/kg Milch notwendig gewesen wäre. Die Kostensteigerung um durchschnittlich zwei Cent führt die LWK NI auf die Steigerung der Futterkosten durch die Trockenheit zurück.

Doch nicht jeder Betrieb wirtschaftet gleich. Im Landesdurchschnitt erzeugt jede Kuh durchschnittlich 9.236 kg Milch pro Jahr. Das Viertel der wirtschaftlich besseren Betriebe erzeugt 470 kg mehr Milch pro Kuh und Jahr und konnte damit pro Kuh und Jahr 246 Euro mehr Milchgeld erlösen.

Futterkosten und Remontierung

Die Direktkosten belaufen sich auf durchschnittlich 31,92 ct/kg Milch. Der größte Kostenblock sind mit 60 Prozent Anteil  die Futterkosten.

Im Wesentlichen wird das eigene Grundfutter verfüttert, dessen Kosten aufgrund der Witterung und damit zusammenhängenden Verfügbarkeit und Qualität aber stärker schwanken als die des Zukauffutters. Die Spanne zwischen dem oberen und unteren Viertel betrug bei den Grundfutterkosten 2016/17 mehr als zwei ct/kg Milch, im Jahr darauf sogar fast vier Cent und im vergangenen Wirtschaftsjahr rund drei Cent je Kilo Milch.

Zukauffutter wird teurer, wenn Grundfutter knapp wird und Betriebe verstärkt darauf zurückgreifen müssen. Landwirte stehen oft vor der Frage, Futter zuzukaufen oder Milchkühe abzugeben. Das wirkt sich unterschiedlich auf die Kostenstruktur aus.

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Bestandsergänzung, für die erfolgreiche Betriebe 155 Euro weniger pro Tier ausgeben. Die Ersparnis resultiert aus geringen Aufzuchtkosten und höherer Tiergesundheit.

Ausblick

Leichter wird es am Milchmarkt nicht. Niedrigere Milchpreise in der Pandemie, möglicherweise eine geringere Kaufkraft in den nächsten Monaten und Futterknappheit durch die Trockenheit sowie regional starker Mäusebefall, lassen erzeugererlöse und Kostenaufwand erneut auseinanderklaffen. Mit Augenmaß und am Schreibtisch können gute Betriebe auch künftig nach Prognose der LWK erfolgreich wirtschaften. Deren Betriebsleiter produzieren auf hohem Niveau, erzielen hohe Milchleistung und erreichen eine hohe Produktivität. Wer zudem noch weitere Betriebszweige hat, kann anfallende Gemeinkosten besser kompensieren.

Roland Krieg

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