Wasser für Zentralasien
Landwirtschaft
GIZ-Projekt Wassermanagement in Zentralasien
In den trockenen Regionen Zentralasiens wollen mehrere Staaten ein länderübergreifendes Wassermanagement einrichten. Geographen der Universität Würzburg unterstützen sie dabei.
Nutzungskonflikte
Nördlich des Hindukusch liegen die Gebirge Pamir, Alai
und Tienshan. Für einige Länder Zentralasiens sind sie eine wichtige
Wasserquelle, denn ihr Wasser macht den Anbau von Baumwolle, Reis und Weizen in
sehr trockenen Gebieten möglich. Dafür sorgt ein Bewässerungssystem: Es besteht
aus Stauseen im Gebirge, die der Regulierung der Flüsse dienen, und einem
Kanalnetz im Flachland.
Das Bewässerungssystem geht noch auf die Zeit der
Sowjetunion zurück. Seit deren Zerfall Anfang der 1990er-Jahre allerdings wird
es nicht mehr von einer einzigen Hand betrieben, sondern von fünf
zentralasiatischen Staaten, die damals von der Sowjetunion unabhängig wurden.
Und das hat Konsequenzen.
Die Länder am Oberlauf der Flüsse in der Region lassen
aus den Stauseen im Winter zunehmend Wasser ab, um Strom zu erzeugen. Im
Frühling und Sommer fehlt dadurch am Unterlauf Wasser für die Landwirtschaft –
denn Schneeschmelze und Niederschläge liefern nicht ausreichend Nachschub für
die Stauseen. Außerdem geht aus dem Kanalnetz viel Wasser verloren, weil die
Kanäle zum großen Teil nicht betoniert sind. Der Klimawandel kann diese
Situation in Zukunft noch verschärfen.
GIZ-Projekt Wassermanagement
Ganz wichtige Beiträge für die Wasserversorgung leisten
daher gerade die kleineren Flussgebiete, die häufig Landesgrenzen
überschreiten. Dazu gehört der Fluss Isfara. Er strömt durch Kirgistan und
Tadschikistan und mündet im usbekischen Teil des Fergana-Tals in den großen Syr
Darya. Am Isfara stehen vor allem die Wasserversorgung der Landwirtschaft und
Naturrisiken mit teils erheblichen Schäden durch Murenabgänge im Vordergrund.
„Dieses Beispiel zeigt, dass ein gemeinsames
Wassermanagement für die zentralasiatischen Länder sehr wichtig ist“, sagt
Professor Christopher Conrad von der Universität Würzburg. Das haben auch die
Regierungen der beiden Länder erkannt: Sie streben die Einrichtung einer
staatenübergreifenden „Wasserbehörde“ an. Unterstützt wird dieser Prozess von
der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, der GIZ.
Finanziert werden die Arbeiten von der Europäischen Union im Projekt „Water
Management and Basin Organisations in Central Asia“.
An dem Projekt sind auch zwei Arbeitsbereiche der
Würzburger Geographie beteiligt: Professor Christopher Conrad (Fernerkundung)
mit seinen Doktoranden Fabian Löw und Gunther Schorcht sowie der Diplomandin
Elisabeth Fliemann; außerdem Professor Heiko Paeth (Klimaforschung) mit seiner
Doktorandin Birgit Mannig.
An Workshops in Zentralasien teilgenommen
Erst vor kurzem waren die Würzburger Wissenschaftler in
Zentralasien vor Ort. Dort haben sie staatliche Einrichtungen in Tadschikistan
und Kirgistan bei Workshops unterstützt, bei denen die Einrichtung der
länderübergreifenden „Wasserbehörde“ vorbereitet wurde.
„Wir haben den Landplanern unter anderem gezeigt, wie
man geographische Informationssysteme als Arbeitswerkzeuge nutzt und wie man
mit einfachen Mitteln Landnutzungskarten erstellt“, sagt Professor Conrad.
Diese Karten geben Aufschluss darüber, welche Flächen für die Landwirtschaft
oder anderweitig genutzt werden, wie die Böden beschaffen sind, wie Flüsse und
Kanäle verlaufen.
Beispiel für eine Karte, die die Landbedeckung und Landnutzung in der Region Isfara-Fluss in Zentralasien zeigt; Grafiken: CAWA
Die Karten zeigen den Planern vor Ort erstmals auch, wie stark welche Regionen im Gebirgsbereich des Isfara-Flusses von Geröll- und Schlammlawinen (Muren) gefährdet sind. „Muren richten dort jedes Jahr große Schäden an“, erklärt Conrad. Mit den Karten können die Behörden vor Ort nun erstmals gemeinsam klären, wo neue Schutzeinrichtungen nötig sind und wo bestehende saniert werden müssen.
Klimamodelle und ihre Leistung vorgestellt
Die Klimaforschungsgruppe von Professor Paeth hatte bei
den Workshops ein besonderes Anliegen: „Wir wollten bei den Fachleuten vor Ort
ein Bewusstsein dafür schaffen, welche Klimamodelle es heute gibt und was sie
leisten können“, sagt Doktorandin Birgit Mannig.
Schwierig sei beispielsweise eine Voraussage darüber,
wie sich die Erderwärmung auf die zentralasiatischen Gletscher auswirkt. Denn
die Gletscher dort sind in der Regel von Schutt bedeckt und erscheinen darum
nicht weiß, sondern grau. Darum lassen sie sich auf Satellitenbildern nicht von
der Umgebung abgrenzen, und somit ist es schwierig, ihre jeweilige Ausdehnung
exakt zu erfassen.
Einbindung einer weiteren Region geplant
Der Prozess, den die Geographen in Tadschikistan und Kirgistan begleiten, soll nun auf eine weitere grenzüberschreitende Flussregion in Zentralasien ausgedehnt werden. Einen Teil ihrer Methodik haben die Wissenschaftler auf diese Region schon angewendet, weitere Aktivitäten sollen folgen.
Lesestoff:
Zur Homepage des CAWA-Projekts: www.cawa-project.net
Robert Emmerich (Uni Würzburg); Grafiken: CAWA