Wege für männlichen Eintagsküken
Landwirtschaft
Kükenlösung muss tiergerecht und wirtschaftlich sein
Der Missstand für das Töten männlicher Küken muss beendet werden – doch was sind die Alternativen? Das fragte Friedrich Ostendorff am Donnerstag im Bundestag bei der Vorstellung des Grünen-Antrags „Männliche Küken leben lassen“.
Die Hälfte der Küken spezialisierter Legehennen ist männlich. Doch sie legen keine Eier und bilden zu wenig Fleisch. „Das ist ihr Todesurteil“, ergänzte Dr. Kirsten Tackmann (Die Linke). Daher werden jährlich zwischen 40 und 45 Millionen männliche Küken am ersten Tag des Schlüpfens geschreddert oder vergast. Ein Missstand, den die meisten seit Jahren kennen, denen aber kaum eine Lösung einfällt.
Seit kurzem erhöht sich der Druck, bekennt Ostendorff. Dieser muss spürbar sein, damit sich endlich etwas ändert. „Es geht nicht um überschüssiges Material wie beim Zuschneiden von Autoblechen.“ Aber: „Sie sind der Überschuss einer auf Hochleistung ausgerichteten Branche“, erklärte Christina Jantz (SPD).
Zweinutzungshuhn oder Geschlechterfrüherkennung?
Die Universität Leipzig forscht an der Früherkennung der Geschlechter vor dem zehnten Tag des befruchteten Eis, wenn die Tiere wissenschaftlich gesehen noch kein Schmerzempfinden haben [1]. Bis Jahresende soll ein gangbares Verfahren vorliegen, das flächendeckend angewandt werden kann. Das Bundeslandwirtschaftsministerium setzt auf dieses Verfahren und fördert die Forschung. Auch die schwarz-grüne Landesregierung Hessen bevorzugt diese Methode.
Die zweite Alternative sind Zweinutzungshühner, die zwar weniger Eier legen, aber gleichzeitig über die männlichen Küken vermarktbares Fleisch bilden. Was gut klingt, ist nicht einfach, denn dazu gibt es nur wenige Tiere, die überhaupt auf den Betrieben gehalten werden [2].
Wer ist am Zug?
Landwirtschaftsminister Johannes Remmel hatte in Nordrhein-Westfalen versucht, das Töten männlicher Küken per Erlass zu verbieten und wurde Ende Januar vom Verwaltungsgericht Minden gestoppt. Formal fehle „eine spezialgesetzliche Ermächtigungsgrundlage“, weswegen Harald Ebner (B90/Die Grünen) das Bundeslandwirtschaftsministerium am Zuge sieht. Dieter Stier (CDU) verneint. Deshalb sei der Antrag der Grünen „entbehrlich“ und verweist auf die Leipziger Forschung. Verbote seien nicht der rechte Weg. Noch vor Ostern will Bundesagrarminister Christian Schmidt einen Vorschlag vorlegen, verriet Artur Auernhammer von der CSU.
Lösungsweg
Sowohl Ostendorff als auch Jantz sehen in der Geschlechterfrüherkennung nur einen ersten Schritt für eine grundsätzliche Lösung. Die, wie immer sie auch aussehen mag, sachte umgesetzt werden müsse. Sonst wandere die Lege- und Mastproduktion ins Ausland ab, warnte Artur Auernhammer (CSU).
Die Branche habe sich nach Auernhammer selbst in die Bredouille gebracht, weil Eier und Fleisch nicht billig genug sein konnten. Daher will Dr. Tackmann eine komplexe Lösung: „Wer Küken retten will, der muss für faire Marktregeln sorgen“. Die Marktmacht der Großkonzerne müsse gebrochen werden und verweist auf einen Supermarkt in den Niederlanden, der für faire Bananen auf seinen Gewinn verzichtet.
Der Antrag wurde in die Ausschüsse verwiesen
Lesestoff:
[1] Urinprobe des Hühnerembryos
[2] Grundsätzliche Fragen zum Zweinutzungshuhn sind noch offen
„ei care“ – Die Suche nach dem Biohuhn
Roland Krieg