Weinlese fordert Kläranlagen heraus
Landwirtschaft
Während der Weinlese laufen Kläranlagen auf Hochtouren

Saftig und reif hängen die Trauben an den Reben. Die Winzer ernten gerade die Trauben für den aktuellen Jahrgang. Doch beim Keltern fällt viel Abwasser an, was die Kläranlagen zu Höchstleistungen anspornt. An üblichen Sonn- und Feiertagen erreicht Abwasser von rund 7.000 Einwohnern die Kläranlage in rheinland-pfälzischen Edenkoben. Der Ort liegt an der südlichen Weinstraße südlich von Hambacher Schloss. Während der Weinlese schießt der Wert um das 17fache höher, als würden 120.000 Einwohner ihre Abwässer entsorgen. Damit steigt auch der Strombedarf des Klärwerkes um das Dreifache.
Damit der zurückgehaltene Schlamm nach der Reinigung des Abwassers nicht anfängt zu stinken wird er durch Belüftung „aerob stabilisiert“. Das verbraucht das „Mehr“ an Energie.
Forscher am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart haben einen günstigeren Weg entwickelt: „Wir haben den Prozess in Edenkoben auf eine anaerobe Hochlastfaulung umgestellt. Der neue Prozess bietet mehrere Vorteile“, erläutert Dr. Werner Sternad. „Zum einen gewinnen wir durch den Prozess Energie, statt sie zu verbrauchen. Zum anderen sinkt die Menge an Schlamm, die kostenintensiv entsorgt werden muss.“
Da die energieintensive Belüftung wegfällt, sinkt der Energieverbrauch um 20 Prozent. Der Rest lässt sich zu 50 Prozent aus Eigenstrom beziehen, der aus dem Faulgas der beiden Blockheizkraftwerke stammt. Musste vor der Umstellung der Schlamm noch jeden Tag gepresst werden, reicht nach der Umstellung ein zweimaliges Pressen in der Woche.
Die beiden neu gebauten Faulbehälter (links im Bild) arbeiten in der Weinlese parallel. Außerhalb der Lesezeit können sie seriell geschaltet werden und passen so den Schlammstrom an das Abwasservolumen an. Im Sommer werden täglich 40 Kubikmeter, während der Weinlese täglich 130 Kubikmeter Schlamm verwertet.
Roland Krieg; Foto: Verbandsgemeindewerk Edenkoben