Weiter Weg zur Nachhaltigkeit
Landwirtschaft
EU-Umweltbericht 2015
Wasser, Luft und Boden sind heute in einem besseren Zustand als vor einigen Jahren. Dennoch sind vielfältige Herausforderungen zu bewältigen, um bis 2050 ein nachhaltiges Europa zu erzielen. Das ist der Kernsatz des am Dienstag veröffentlichten Umweltberichtes der Europäischen Umweltagentur (EEA).
Schäden an den natürlichen Ressourcen sind trotz effizienterer Nutzung noch immer vorhanden, fasst Hans Bruyninckx, Direktor der EEA zusammen: „Unsere Analyse zeigt, dass viele ökologische Herausforderungen in den letzten Jahren erfolgreich mit Hilfe europäischer Maßnahmen bewältigt wurden. Sie zeigt aber auch, dass wir immer noch die natürlichen Systeme schädigen, von denen unser Wohlstand abhängt.“
Bruyninckx räumt ein, dass er Weg bis zu einem nachhaltigen Europa im Jahr 2050 kein leichter sein wird, denn ökologische Herausforderungen sind vielfach mit Arbeitsplätzen und Existenzgrundlagen verknüpft. Zudem werden erfolge durch einen steigenden Konsum wieder aufgezehrt.
Daher fordert Bruyninckx eine Umstellung der „Hauptsysteme wie Nahrungsmittel, Energie, Wohnungsbau, Verkehr, Finanzen, Gesundheit und Bildung. Sie müssen mit strategischen Ansätzen für eine Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme verbunden werden und sozioökonomische Ungleichheiten korrigieren.
Natürliches Kapital
Durch EU-Maßnahmen wurde die Umweltverschmutzung reduziert, die Luft- und Wasserqualität in Europa hat sich deutlich verbessert. Die anhaltende Verschlechterung des Ökosystems bedroht indes die Wirtschaftsleistung Europas und das Wohlbefinden seiner Bürger.
Die biologische Vielfalt nimmt immer weiter ab. Der Erhaltungszustand zahlreicher geschützter Arten und Habitate gilt als ungünstig, dies belegen 60 % der Untersuchungen zu geschützten Arten und 77 % der Habitatsuntersuchungen. Europa befindet sich in Bezug auf das Ziel, den Biodiversitätsverlust bis 2020 aufzuhalten, nicht auf Kurs.
Die Süßwasserqualität hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, dennoch wird etwa die Hälfte aller europäischen Binnengewässer mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 2015 keinen „guten ökologischen Zustand“ erreichen.
Die biologische Vielfalt in Meeres- und Küstenregionen gibt besonderen Anlass zur Besorgnis. Zu den Belastungen zählen die Schädigung des Meeresbodens, Verschmutzung, invasive gebietsfremde Arten und Versauerung. Die Überfischung im Atlantik und in der Ostsee ist zurückgegangen, im Mittelmeerraum hat sich die Lage jedoch verschlechtert: Im Jahr 2014 waren 91 % der untersuchten Bestände überfischt.
Im Jahr 2012 wurden weniger als 6 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Europa für den ökologischen Landbau verwendet – mit großen Unterschieden zwischen den einzelnen Ländern.
Ausblick: Durch die Auswirkungen des Klimawandels werden sich Belastungen und Auswirkungen voraussichtlich intensivieren. Es wird erwartet, dass die zugrundeliegenden Triebkräfte des Biodiversitätsverlustes fortbestehen.
Ressourceneffizienz
Im Jahr 2007 betrug der Verbrauch landeseigener Ressourcen 16,7 t pro Person. Dieser Wert sank bis 2012 auf 13,7 t. Dies ist zum Teil auf den Konjunktureinbruch in der Bauwirtschaft in einigen Ländern zurückzuführen.
Die Abfallwirtschaft hat sich in den letzten Jahren verbessert: Das Abfallaufkommen ist gesunken, und weniger Abfälle wurden auf Deponien gelagert. Die Recyclingquoten von 21 Ländern haben sich im Zeitraum 2004-2012 verbessert, während die Quoten für die Abfalllagerung auf Deponien von 27 der 31 Länder, für die Daten verfügbar sind, gesunken sind. Gegenüber 22 % im Jahr 2004 erzielten die EUA-Länder im Jahr 2012 eine durchschnittliche Recyclingquote von 29 %.
Trotz einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 45 % seit 1990 sind die Treibhausgasemissionen um 19 % zurückgegangen. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist rückläufig, ebenso wie die Emissionen einiger Schadstoffe aus Verkehr und Industrie.
Die Finanzkrise im Jahr 2008 und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben ebenfalls zu einem Rückgang einiger Umweltbelastungen beigetragen. Es wird sich zeigen, ob diese Verbesserungen nachhaltiger Natur sind.
Die derzeitigen Politikziele sind nicht ausreichend, um Europa ein Erreichen seiner langfristigen Umweltziele zu ermöglichen, z. B. die Senkung der Treibhausgasemissionen um 80-95 %.
Gesundheit und Wohlbefinden
Durch umweltpolitische Maßnahmen konnten die Qualität des Trinkwassers sowie von Badegewässern verbessert und die Exposition gegenüber den wichtigsten gefährlichen Schadstoffen verringert werden.
Luft- und Lärmbelastung verursachen in städtischen Gebieten auch weiterhin ernste gesundheitliche Schäden. Im Jahr 2011 wurden etwa 430 000 vorzeitige Todesfälle in der EU auf Feinstaub zurückgeführt, während die Exposition gegenüber Lärm jährlich mindestens 10 000 vorzeitige Todesfällen aufgrund von Herzerkrankungen bedingt.
Es wurde ein Zusammenhang zwischen dem zunehmenden Einsatz von Chemikalien, insbesondere in Konsumgütern, und einer beobachteten Zunahme hormonell bedingter Erkrankungen und Störungen beim Menschen festgestellt.
Die geplanten Verbesserungen der Luftqualität werden voraussichtlich nicht ausreichen, um anhaltende Schäden zu vermeiden, während gleichzeitig von einer Verschärfung der Auswirkungen des Klimawandels ausgegangen wird.
Im Zeitraum 2000-2011 ist der Umweltsektor um mehr als 50 % gewachsen und zählt damit zu den wenigen Sektoren, die seit der Finanzkrise im Jahr 2008 in Bezug auf Einnahmen und Arbeitsplätze einen Aufschwung verzeichnen konnten.
Lesestoff:
Den Bericht finden Sie unter www.eea.europa.eu/soer
roRo; Foto: EEA (aus dem Wettbewerb „Die Umwelt und ich“)