Weizen im Plus, Raps im Minus

Landwirtschaft

Aussaatflächen der Winterfrüchte 2014

Die Aussaat von Wintergetreide und Winterraps gibt erste Hinweise, was in diesem Jahr an Ernte erwartet werden kann. Das Statistische Bundesamt vermeldet eine Ausdehnung der Wintergetreidefläche und ein Minus bei Winterraps.

Winterweizen und Wintergerste werden auf 128.000 Hektar mehr angebaut als im letzten Jahr. Das Plus von zwei Prozent resultiert aus einem Anbauverhältnis von 2:1. Während Winterweizen auf 89.000 Hektar mehr ausgesät wurde, kommt die Wintergerste auf nur 43.000 Hektar. Wintergerste ist weniger winterhart, weil die Sorten ursächlich aus den Sommerformen heraus gezüchtet werden. Die Wintergerste braucht keinen Kälteschock wie Weizen und Roggen, um in die generative Phase zu gelangen. Daher kann eine frühe Aussaat vor dem 15. September zu Auswinterungsschäden führen. Wintergerste ist aber eine gute Vorfrucht vor Sommerraps und kann die Ernteerträge stabilisieren.

Die guten Aussaatbedingungen haben in Brandenburg zu einem Rekord geführt. Die Winterweizenfläche stieg um sieben Prozent auf 167.600 Hektar – so viel wie in den letzten 23 Jahren nicht. Gefangen hat sich der Rückgang beim Brandenburger Winterroggen. Im letzten Jahr sank die Aussaat des märkischen Brotgetreides um 23 Prozent. Im Herbst 2014 sank die Fläche nur noch um ein Prozent.

Raps

Ein deutlicher Rückgang ist bei Winterraps zu vermelden. Vor einem Jahr wurden 1,39 Millionen Hektar mit Raps bebaut, in diesem Jahr sind es lediglich 1,31 Millionen Hektar und umfasst ein Minus von sechs Prozent (81.000 ha). In fast allen Bundesländern haben Bauern auf den Winterraps verzichtet. Der Rückgang ist in Niedersachsen mit elf, in Bayern mit zehn, in Nordrhein-Westfalen mit neun und in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Thüringen mit acht Prozent am größten. Lediglich in Rheinland-Pfalz und im Saarland wurde die Anbaufläche mit fünf und einem Prozent ausgedehnt.

Beim Rapsanbau hat der Europäische Bauern- und Genossenschaftsverband COPA-COGECA im letzten Jahr noch eine Ausdehnung der Produktion um 16 Prozent auf 24,1 Millionen Tonnen festgestellt. Die jetzt sinkende Anbaufläche war für die Europa-Bauern vorhersehbar, weil mit Wegfall der Neonicotinoide ein wichtiges Mittel gegen Schädlinge durch das Memorandum fehlt.

Nicht alle sehen den Rückgang mit Bedauern. Pflanzenbauprofessor Dr. Norbert Makowski forderte in der Bauernzeitung die Landwirte auf, „Alternativen zum Raps“ zu prüfen. Nach wie vor sei der überhöhte Anteil von Raps in der Fruchtfolge „kritisch“. „Er überschreitet aus standörtlichen und phytosanitären Gründen die biologischen Grenzen“. Aus diesem Grund müssten Landwirte vermehrt auf Pflanzenschutzmittel zurückgreifen. Dr. Makowski schlägt kleinkörnige Leguminosen vor.

Mais

Bis zur Maisaussaat in Deutschland werden noch einige Monate vergehen. Derweil liegen die Qualitätsmessungen des U.S. Grains Council für die Ernte 2014 vor. Mit 365 Millionen Tonnen haben die Amerikaner nicht nur eine neue Rekordernte eingefahren, sondern auch höchste Qualität. Der „Corn Harvest Quality Report“ zeigt hohe Korngewichte, einen sehr kleinen Anteil gebrochener Körner und geringen Anteil von Fremdmaterial sowie keine Belastung des zulässigen Aflatoxinwertes von 20 ppb. Während die Körner eine vergleichbar gute Stärkefüllung zu 2013 aufweisen, liegen die Proteingehalte 2014 leicht darunter – weil der Mais mehr Aufwand für hohe Erträge betrieben hat.

Ausblick 2015

Nicht jedes Jahr lassen sich Rekordernten erzielen. Aber 2014 hat europaweit rund 322,1 Millionen Tonnen Getreide wachsen lassen. Die erste Vorschau auf die Ernte 2015 wird wohl wieder leicht sinkendes Volumen hervorbringen. COPA-COGECA rechnet mit 305 Millionen Tonnen. Die Läger bleiben weiterhin randvoll gefüllt. Max Schulman, Vorsitzender des Getreidekomitees, fürchtet das Auslaufen mancher Pflanzenschutzmittel mehr als die Instabilität der Witterungsbedingungen. Die Bauern seine mehr denn je auf robuste und verbesserte Sorten, Forschung und Entwicklung angewiesen. So werde es in Deutschland ein Minus von einer Million Tonnen Sommerrapssaatgut geben, weil die Neonicotinoide nicht mehr angewendet werden dürfen. Auch Spanien habe nach ersten Hinweisen ein Problem mit der Verfügbarkeit von Sommerblumensamen.

Milder Winter

Durch den warmen Herbst und Winter haben sich die Feldfrüchte bislang gut entwickelt. So sollen auch vielfach früh gemeldete Schäden durch Rapserdfloh und Kohlfliege wieder beigewachsen sein. Die lange Vegetationszeit verknappe aber die Nährstoffversorgung der Pflanzen. Die Gerste zeige erste Anzeichen dafür. Ebenso taucht Mehltau in den Meldungen über die Bestandsentwicklung gehäuft auf. Als nach Weihnachten Schnee fiel, fiel den Bauern ein Stein vom Herzen. Denn er schützte die Vegetation vor dem Frost. Doch der Winter ist noch nicht vorbei und Kahlfrost ohne schützende Schneedecke kann wie vor zwei Jahren noch zu erheblichen Schäden führen. Damals erfroren Winterpflanzen auf fast 800.000 Hektar.

Weltweit gibt es nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums und des Internationalen Getreiderates aber keinen Grund pessimistisch zu sein. Wenn nichts Gravierendes geschieht, dann wird die Getreideernte 2015 weltweit mit 700 Millionen Tonnen auch wieder gut sein. Einen noch größeren Sprung scheint der Mais zu machen, der erstmals an die Eine-Milliarde-Tonnen-Grenze stoßen könnte. Die Prognosen liegen um 22 Prozent über dem Zehn-Jahres-Schnitt.

Daher wird auch die aktuelle Exportrestriktion Russlands keine Verwerfungen auf dem Getreidemarkt nach sich ziehen. Die Preise sind schon durch die Ankündigung nach oben gegangen, aber die guten Ernten lassen keine langfristigen negativen Trends erwarten.

Roland Krieg

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