Welches Russlandembargo?
Landwirtschaft
AfD führt Diskussion von gestern
Politisch hat die Annektion der Krim durch Russland zum Patt geführt und löst sich nur über das 2015 geschlossene Abkommen von Minsk. Wirtschaftlich haben die EU-Sanktionen zu einem Lebensmittelembargo Russlands geführt, das vor allem die Landwirtschaft getroffen hat. Vor allem bei Molkereiprodukten, Fleisch sowie Obst und Gemüse haben viele Exporteure einen der wichtigsten Abnehmer verloren.
Schon im gleichen Jahr durfte die Obst- und Gemüsebranche auf der Fruit Logistika verbreiten, dass neue Märkte die Absatzmengen aufnehmen. Russlands Embargo läuft seitdem meist „nebenher“ als Marktbelastung mit, wenn es auf den Märkten eng wird. Genauso wie der Brexit, der noch gar nicht eingetreten ist. Unternehmen ohne Diversifizierung geraten eher in Schwierigkeiten als breit aufgestellte Exporteure. Und Russland konnte mit dem Embargo endlich umsetzen, was Moskau schon immer wollte: Die Abhängigkeit von Importen mindern. Das hat Russland in den letzten Jahren ordentlich gemacht und hat einen wahren Boom beim Bau von Gewächshäusern erlebt.
Der Markt ist weg. Falls das Embargo einmal fällt, werden sich die deutschen und europäischen Exporteure um den russischen Markt erneut verdient machen müssen. Da Russland allerdings im Rahmen der neuen Energien langfristige Verluste beim Export von Öl und Gas drohen, stellt sich das Land mit den besten Schwarzerdeböden der Welt auf das neue Standbein Agrarexporte ein. Russlands als Exportmarkt für die EU wird künftig nur noch verarbeiteten Produkten offen stehen.
Aktuell läuft die AfD den 2015 bezifferten Marktbelastungen hinterher und forderte Auskunft über den Stand der Exportsituation. Die aktuell vom Bundeswirtschaftsministerium übermittelten Zahlen zeigen die unterschiedlichen Auswirkungen seit dem Embargo auf verschiedene Marktsegmente. Zwischen 2015 und 2018 (vorläufig) hat sich die Tonnage von Milch und Molkereiprodukten auf 700 Tonnen pro Jahr halbiert. Getroffen hat es vor allem Käse, dessen Exportvolumen von 138 auf sechs Tonnen zurückfiel.
Fleisch und Fleischwaren gingen von 180 auf 30 Tonnen zurück. Allerdings war Geflügelfleisch der Gewinner und konnte innerhalb des Embargos von 20 auf 27 Tonnen zulegen. Bei Obst und Gemüse verloren neben den Urprodukten lediglich die Säfte leicht. Wer Gemüsekonserven herstellt konnte gute Geschäfte machen. Die Exporte stiegen von 12.300 auf 20.600 Tonnen und von 8,3 auf 13,5 Millionen Euro. Rasanter ging es bei den Obstkonserven zu. Die legten von der Tonnage von 2.300 auf 3.700 Tonnen zu, führten bei den Umsätzen aber mit 9,41 Millionen im letzten Jahr nahezu zu einer Verdoppelung.
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien prognostiziert einen Anstieg, wenn das Embargo. Die Exportzahlen aus den Jahren 2012 und 2013 werden die Geschäfte nicht wieder erreichen, weil Russland große Fortschritte bei der Selbstversorgung im Schweine- und Geflügelbereich erzielt hat.
Lesestoff:
[1] Russlands Embargo greift nicht: https://herd-und-hof.de/handel-/russlands-embargo-greift-nicht.html
Roland Krieg