Welt(Ab)wassertag - 22. März

Landwirtschaft

Abwasser im Fokus des Weltwassertag

Der 22. März 1992 wurde von den Vereinten Nationen zum Weltwassertag ausgerufen. Wasser ist nicht nur Lebensmittel und Bestandteil in der Nahrung für den Menschen, sondern Lebensgrundlage für Pflanze und Tier. Der diesjährige Weltwassertag erinnert mit dem Motto „Water and Sanitation“ an den Umgang mit gebrauchtem Wasser. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu ausreichender Abwasserversorgung.

Abwasser nicht vernachlässigen
Die Allianz für Nachhaltige Kanalisation (Sustainable Sanitation Alliance – SuSanA), einem weltweiten Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen, fragt mehr rhetorisch, ob Abwasser ein Problem von geringerer Wichtigkeit sei? Christine Werner, Leiterin des deutschen Entwicklungsprogramms für ökologische Abwasserreinigung, verneint zum Weltwassertag am kommenden Sonntag. „Kanalisation ist in der Tat eines der wichtigsten Programmpunkte und kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ 90 Prozent der Abwässer und 70 Prozent des industriellen Brauchwassers gelangen in Entwicklungsländern ungeklärt und unbehandelt in den Grundwasserkörper. Durch Abwasser hervorgerufene Krankheiten sterben jährlich zwei Millionen Menschen. Mehr als durch Krieg, berechnet SuSanA. Alle 15 Sekunden trifft es ein Kind.

Überflutungen in Namibia
Derzeit ist der Norden Namibias durch ausgiebige Regenfälle seit Ende Januar überflutet, teilt das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) aus Frankfurt mit. Straßen und Brücken wurden weggespült, Dörfer und Siedlungen eingeschlossen und sowohl Schulen als auch Kliniken sind für die Bevölkerung nicht mehr erreichbar. 60.000 Menschen sind betroffen. Da mindestens eine Trinkwasserleitung gebrochen ist, besteht die Gefahr, dass sich Trinkwasser und Regenwasser mischen. Weil auch Kläranlagen überflutet sind, mischt sich noch Abwasser hinzu. Nach den ersten Cholerafälle hat der namibische Präsident Hifikepunya Pohamba am 04. März für vier Regionen im Norden den Notstand ausgerufen.
Vor besonders schweren Problemen stehen so genannte informelle Siedlungen ohne Infrastruktur. Hier greift die Bevölkerung zur Trinkwassergewinnung auf temporäre Flussläufe zurück. Darin fließt aber auch Wasser aus Oxidations Ponds. Das sind Abwassersammelteiche aus denen ohne Aufbereitungstechnik das Abwasser verdunstet und versickert. Normalerweise.

Der britische Wissenschaftler John Anthony Allan (71) wird als Erfinder des „Virtuellen Wassers“ mit dem diesjährigen Stockholmer Wasserpreis ausgezeichnet. Wie die schwedische Jury am Mittwoch mitteilte, hat der am Londoner King's College lehrende Wasserexperte «entscheidende Pionierarbeit zum Verständnis und der Vermittlung wasserrelevanter Themen geleistet». Beim Konzept des «Virtuellen Wassers» habe er ein Modell für die Menge der knappen Ressource Wasser entwickelt, die in die Produktion von Nahrungsmitteln und Konsumgütern eingeht.
Der Stockholmer Wasserpreis ist mit 150 000 Dollar (95 260 Euro) dotiert und wird seit 1991 in Verbindung mit der Weltwasserwoche in Schwedens Hauptstadt vergeben. Bisher einziger deutscher Preisträger war 2003 der Münchner Wissenschaftler Peter A. Wilderer.
Details: www.siwi.org

In der Notsituation setzt das internationale Forschungsprojekt CuveWaters ein integriertes Wasserressourcenmanagement in einem informellen Siedlungsgebiet um. Da Abwasser wird per Unterdruck in ein Vakuumsystem gesaugt und in einen zentralen Tank geleitet. Herzstück ist ein Anaerobreaktor mit Rotationsscheibenfilter, in dem das Wasser über poröse, keramische Membranengefiltert wird. Hier werden alle Feststoffe ausgefiltert die größer als 0,2 Mikrometer sind. Bakterien hinterlassen im Rückhaltebecken unter Luftabschluss Methan und Kohlendioxid. So kann das Biogas noch zusätzlich für Strom und Wärme genutzt werden. Als Nebenprodukt entsteht Dünger für die Felder. Forschungsleiter Dr. Thomas Kluge vom ISOE: „Wenn das vorhandene Wasser effizienter genutzt wird (Water Reuse) und zum andern zusätzlich eine Düngung der Felder und Gärten erfolgen kann, führt dies ur Verbesserung der Lebensqualität der ärmeren Bevölkerung in einem informellen Siedlungsgebiet, zur Armutsreduktion und zu einem „Slum-up-gradi““.

Abwasser ist Ressource
„Viele Menschen realisieren nicht, dass verbesserte Abwasserklärung einen Nutzen für das Individuum, die Gemeinschaft und die Gesellschaft beinhaltet, erklärt Arno Rosemarin vom Stockholmer Umweltinstitut und Mitglied bei SuSanA. „Nachhaltige Abwasserbehandlung schützt nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern auch die Umwelt und die natürlichen Ressourcen“. Außerdem sichert die Abwasserbehandlung die Nahrungssicherheit und steigert das ländliche Einkommen, wenn mit den Nährstoffen der menschlichen Exkremente Felder gedüngt werden. Für Rosemarin eine gute und preiswerte Hilfe für steigende Erträge.

Lesestoff:
Das Forschungsprojekt CuveWaters wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Alle Details gibt es unter www.cuvewaters.net
SuSanA will mit verbesserter Abwasserklärung die Nachhaltigkeit im Rahmen der Millenium Goals erreichen. Deswegen hat die internationale Allianz das „Year of sanitation 2008“ der UN in ihren Vordergrund gestellt. Details: www.sustainable-sanitation-alliance.org und www.sanitation2008.org

VLE

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