Welternährungstag

Landwirtschaft

Hunger, Armut, Infrastruktur 2007

Am 16. Oktober wurde die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft FAO gegründet. Seit 1979 ist der heutige Tag als Welternährungstag festgelegt und soll an die Aufgabe erinnern, weltweit den Hunger zu bekämpfen. Weltweit haben derzeit 850 Millionen Menschen nicht genug zu essen und sterben jährlich fünf Millionen Kinder an den Folgen von Hunger.

Dramatisch in Burundi und im Kongo
Die Deutsche Welthungerhilfe stellte zum Welternährungstag den aktuellen Welthunger-Index vor. Dieser vergleicht die Sterblichkeitsrate von Kindern mit ihrer Kalorienversorgung in 91 Ländern. Besorgniserregend ist die Situation in Afrika, wo 206 Millionen Menschen hungern. In 36 Ländern habe demnach der Hunger alarmierende Ausmaße angenommen, wobei 25 dieser Länder südlich der Sahara liegen, beschreibt die Vorsitzende der Welthungerhilfe Ingeborg Schäuble. Sierra Leona, Äthiopien und Liberia folgen Burundi und dem Kongo auf den ersten Plätzen des Welthunger-Index.
Verbessert habe sich die Situation in Mosambik, Ghana und Malawi.
Für einen grundlegenden Wandel müsse mehr Geld für die Entwicklung des ländlichen Raums zu Verfügung gestellt werden, fordert die Hilfsorganisation. Auf dem Land leben die Menschen fast nur von dem , was sie auf ihren Feldern anbauen. Von dem bisschen Geld, was sie sich verdienen können, müssten Schulbücher und Medikamente bezahlt werden. Das Millenniumsziel, bis 2015 die Anzahl der hungernden Menschen zu halbieren, könne derzeit nicht erreicht werden.

„Face It Act Now“
Anlässlich des Welternährungstages hat die Menschenrechtsorganisation FIAN die europaweite Kampagne “Face It Act Now“ in Brüssel mit Unterstützung des UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler gestartet. Zusammen mit der EU-Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Luisa Morgantini soll das Recht auf Nahrung umgesetzt werden. „Auch Konzerne und internationale Finanzinstitutionen müssten für Verletzungen des Rechts auf Nahrung zur Verantwortung gezogen werden“, forderte Flavio Valente, Generalsekretär von FIAN, gestern in Brüssel.
Die Kampagne will sich konkreten Zielen zuwenden. So wurden 2001 in Uganda 2.000 Menschen von ihrem Land für eine Kaffeeplantage der „Kawari Coffee Plantation“ vertrieben. Die gehört zur deutschen Naumann Kaffee Gruppe. Seit 2002 klagen die Vertriebenen gegen den Staat Uganda auf Wiedergutmachung. Die Afrikanische Entwicklungsbank hat allerdings nur 2,5 Millionen US-Dollar für die Errichtung der Plantage finanziert. Mit einer Briefaktion will FIAN die Regierung zur Beschleunigung des Prozesses drängen.

Strukturschäden durch Supermarktketten
In einer gestern in Berlin vorgestellten neuen Studie des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) und Oxfam wurde die Wirkung von Supermärkten internationaler Konzerne auf die Kleinbauern in Entwicklungsländern untersucht. Handel und Exporte dehnen sich in die südlichen Länder aus. EED und Oxfam sehen die Existenz von Millionen Kleinbauern gefährdet.
Bedroht sind vor allem die informellen Märkte, über die Kleinbauern überhaupt noch ihre Ware umsetzen können. In Vietnam allerdings lässt die Regierung in Hanoi und Ho Chi Minh City Straßen von Straßenhändlern und informelle Märkte räumen. Gefördert wird die Zentralisierung des Lebensmittelhandels, so die Studie. Auch in China sind informellen Märkte von zunehmenden gesetzlichen Regelungen bedroht.
Hält ein Straßenhändler in Vietnam pro verkaufte Tonne Gemüse 18 Arbeitsplätze aufrecht, so sind es bei einem Verkäufer in einem kleinen Laden nur noch 8 und bei der französisch-vietnamesischen Supermarktkette Big C nur noch vier Menschen, die Geld für ihren Lebensunterhalt verdienen. Kleinbauern mit wenig Ressourcen werden auch kaum Chancen haben, ihre Produkte in den Supermärkten listen zu lassen und die lokalen Märkte als Absatzmöglichkeit sind bedroht.
In der Zusammenfassung der Studie heißt es allerdings auch, dass zwar das Thema expandierender Supermärkte in Entwicklungsländern neu ist, jedoch Ursachen und Wirkung für die Kleinbauern nicht. Die Supermärkte stehen hier exemplarisch für die jahrzehntelange Vernachlässigung des ländlichen Raumes. „Für Kleinbauern ist nach wie vor der heimische Markt von größter Bedeutung. Ziel einer Agrarpolitik, die die Mehrheit der Kleinbauern im Blick hat, muss sein, dass es alternative Vermarktungsmöglichkeiten zu der Nachfragemacht der Supermärkte gibt“, schließt die Studie.

Lesestoff:
Den Welthunger-Index können Sie unter www.welthungerhilfe.de einsehen.
Die FIAN Aktion hat eine eigene Webseite: www.face-it-act-now.org
Die Supermarktstudie können Sie von www.forum-ue.de / Publikationen herunterladen.

roRo

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