Welttag der Bienen am 20. Mai

Landwirtschaft

Bienen sollen mehr Aufmerksamkeit erhalten

Jugoslawien hatte Anton Janscha mit einer Briefmarke geehrt. Der am 20. Mai 1734 geborene Slowene wurde Hofimkermeister bei Maria Theresia. Janscha führte bewegliche Zargen ein, mit denen der Bienenstock in seiner Größe variiert werden konnte. Die Imker hatten durch abnehmbare Seitenteile einen besseren Blick auf das Volk für die Gesundheitskontrolle. Der österreichische Hof führte rund 20 Jahre nach dem Tod des Bienenpioniers ein erstes Dekret zur Ansaat von Bienentrachten ein.

Die Slowenen bezeichnen sich selbst gerne als „Bienenvolk“. Daher weilten Staatssekretärin Tanja Strnisa aus dem Landwirtschaftsministerium und Bostjan Noc vom slowenischen Imkerverband am Donnerstag im EU-Agrarausschuss und stellten ihre Initiative bei den Vereinten Nationen vor, den Geburtstag von Anton Janscha zum Welttag der Bienen zu machen. Dieser soll den kleinsten Nutztieren in der Landwirtschaft mehr Aufmerksamkeit verleihen und fand die Unterstützung aller Abgeordneten.

Krainer Biene

In Slowenien ist die autochthone Biene sogar markenrechtlich geschützt und darf nicht mit anderen Bienen gekreuzt werden. Apis mellifera carnica, die so genannte Krainer Biene, ist eine Unterart der Westlichen Honigbiene Apis mellifera. Schon Anton Janscha hat mit ihr gearbeitet; die Bienenhaltung geht aber schon auf das 15. Jahrhundert zurück. Heute gibt es rund 10.000 Imker mit mehr als 170.000 Bienenvölkern und Slowenien startete bereits 1903 mit der Fachzeitschrift „Slovenski cebelar“ (Slowenische Imker). Auf jeden vierten Einwohner kommt heute ein Imker. Ministerium und Imkerverband konnten noch mehr präsentieren. Seit 2006 gibt es in Kitas und Schulen an jedem dritten Freitag im November ein slowenisches Honigfrühstück, bei dem die Kinder schon früh an die Wertschätzung der Immen herangeführt werden. Eine nachhaltige Landbewirtschaftung, Apitherapien im Rahmen eines besonderen Bienentourismus sichern der Biene in Slowenien ihren hohen Stellenwert.

Bienenprobleme sind komplex

Doch der Biene geht es nicht gut. Derzeit dürfen Pflanzenschutzmittel der Neonicotinoide nicht ausgebracht werden, weil sie für den Tod ganzer Bienenvölker verantwortlich sein sollen. Bienen leiden auch unter der Blütenarmut im Sommer. Diese Begründungen finden sich auch im Parlament. Die Österreicherin Elisabeth Köstringer (Christdemokratin) hat aber noch mehr: Dort sind im letzten Winter regional zwischen 20 und 100 Prozent der Bienenvölker nicht durch den Winter gekommen – obwohl keine Neonicotinoide eingesetzt wurden. Es sei zu einfach, immer nur auf die Landwirtschaft zu zeigen. Der größte Abnehmer von Pflanzenschutzmittel sei in Österreich die öffentliche Hand. Vor allem die Bahn spritze viel entlang ihrer Gleise. Nur wenige Untersuchungen gebe es über Auswirkungen von privat genutzten Pflanzenschutzmitteln auf die Bienengesundheit. Ihr Parteikollege aus Italien, Herbert Dorfmann, bezweifelt den negativen Einfluss von gentechnisch veränderten Pflanzen. In Europa werden diese nur in Spanien angebaut, doch allen europäischen Bienen gehe es schlecht. Die Bienen sind durch alte und neue Schaderreger bedroht. Gegen die Varroamilbe könnten nicht alle Imker auf die gleichen Mittel zugreifen. Einerseits sei die Zulassungssituation in den EU-Ländern uneinheitlich, andererseits die Mittel vor allem für die Hobby-Imker zu teuer. Das sei eine bürokratische Ursache aus der EU.

Drei Problemkreise

Thierry Dufresne von der französischen Beobachtungsstelle für Bienenkunde identifiziert drei Kategorien für die Rettung der Bienen - und damit nicht nur Schuldzuweisungen, sondern Lösungswege. Der Bienenbestand müsse erhöht, der Schulungsbedarf für Imker und die Züchtung der Königinnen verbessert werden. Nur drei Prozent der europäischen Imker betreibe die Bienenhaltung professionell, weswegen der ganze Sektor nur mangelhaft strukturiert sei. Dufresne wolle die Hobby-Imker nicht abwerten, sprach aber angesichts von durchschnittlich 30 Prozent Mortalitätsrate von einer mangelnden Professionalisierung der Branche. Vor allem Hobby-Imker versuchen neue Bienenvölker aus ihren bereits geschwächten Völkern zu generieren, was dem Gesamtbestand nicht förderlich sei.

Bei Ulrike Müller (Alde) traf diese Unterscheidung auf Widerstand. In Deutschland werden Hobby-Imker durch Fachberater informiert und geschult. Imker und Landwirte haben sich vielfach verständigt: Imker setzen vor einer Pflanzenschutzanwendung ihre Völker um und Landwirte führen diese Arbeiten nachts durch, wenn die Bienen nicht fliegen. Schon heute führen nicht die Imker, sondern die Verbände die Königinnenzucht durch, ergänzte Herbert Dorfmann. In Südtirol wird die Bienenhaltung überwiegend von kleinteiligen Hobby-Imkern durchgeführt.

… Imker sein dagegen sehr

Man werde nicht Imker, um reich zu werden, sondern um seinen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten, behauptet Marijana Petir (Christdemokratin aus Kroatien). Daher sind die Proteste der Imker zahlreich. Jüngst wandten sie sich an die Kommission und warnten vor neuen Techniken der Pflanzenzucht, für die keine Risikoeinschätzung durchgeführt werde, nur weil sie nicht unter das Gentechnikgesetz fallen. Sie kritisieren, dass neue Pflanzenschutzmittel zugelassen werden, anstelle nach Alternativen für bienengefährliche Mittel zu suchen. In Rumänien demonstrierten Imker gegen Neonicotinoide und den Wirkstoff Fipronil. Sie fühlen sich in der Gemeinsamen Agrarpolitik unterrepräsentiert …

Noa Simon Delso als Vertreterin der europäischen Initiative Bee Life [1], möchte die kleinen Nutztiere nicht nur als Produktionsfaktor sehen, sondern deren Überleben sicher stellen. Die erforderlichen Ressourcen müssten bereitgestellt werden und wenn die Landwirtschaft darüber hinaus produziere, dann müssten Agrarpraktiken zurückgefahren werden. So dürften nicht mehr proaktiv Pflanzenschutzmittel ohne Schadensschwelle ausgebracht werden. Das Verschwinden der Bienen zeige die Grenzen der menschlichen Aktivitäten auf.

Bienen-Nachrichten

Mangels Einsatz von Neonicotinoiden und gentechnisch veränderten Pflanzen scheinen Gentechnik und Pflanzenschutzmittel als Ursache für das Bienensterben wegzufallen. Doch gerade als sich diese Einschätzung Bahn zu brechen scheint, veröffentlichte das EU-Wissenschaftsnetzwerk Easac eine Studie, dass Pflanzenschutzmittel nicht nur auf Bienen, sondern auch auf weitere Tiere wie Motten und Schmetterlinge bis zu Vögel negativ wirken. Brüssel denkt laut über eine Verlängerung des Moratoriums der Neonicotinoide nach. Vergiftet werden nicht nur Bienen, sondern auch Pollen und Nektar [2].

Erstmals im letzten Jahr wurden in Thüringen 29 Bienen- und Insektenfreunde mit der Plakette „Thüringer Bienenfreunde“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung setzt Landwirtschaftsministerin Birgit Keller jetzt jährlich fort, um „Bienen und bestäubende Insekten stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Für eine Plakette kann sich bewerben, wer seinen Garten oder seine landwirtschaftliche Fläche insektenfreundlich gestaltet – beispielsweise durch Bienenweiden, durch Verzicht auf Herbizide, durch Imkerstellplätze und die Unterstützung von pädagogischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an Lehrbienenständen“. In Thüringen halten aktuell 2.972 Imker 22.491 Bienenvölker.

Auch der Handel liebt die possierlichen Tierchen. Bei Rewe laufen noch bis zum 25. April die Nachhaltigkeitswochen für die Rettung der Bienen. Für jeden verkauften Honig spendiert Rewe 30 Cent an den Naturschutzbund Deutschland. Der Nabu setzt das Geld für die Anlage, den Schutz und die naturverträgliche Bewirtschaftung von Streuobstwiesen ein. Diese sind ein wichtiger Lebensraum für die Bienen. In den beiden vergangenen Jahren kamen jeweils rund 130.000 Euro zusammen.

Lesestoff:

Wenn Sie in diesem Sommer ein abwechslungsreiches Wochenende planen: Besuchen Sie das Deutsche Bienenmuseum in Weimar: www.dbm.lvti.de Es begann mit drei Räumen im naturwissenschaftlichen Museum 1910 und hält heute einen Hofladen bereit.

[1] http://bee-life.eu/en/home/

[2] www.easac.eu/environment/reports-and-statements/detail-view/article/ecosystem-se.html

Roland Krieg; Foto: roRo

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