Welttag der Feuchtgebiete

Landwirtschaft

Moore schützen Klima und die Menschen

Moore sind die stillen Hauptdarsteller bei alten Edgar Wallace-Filmen. Schaurig schön und von Nebelfetzen durchzogen. Eine Landschaft, die wie kaum eine andere das Leben und die Kultur geprägt hat (Annette von Droste-Hülshoff – Der Knabe im Moor, 1841):

„O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt! –
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!“

Was unter dem Tritt des Knaben entsprang hat die Moore Jahrhunderte geschützt: Der hohe Grundwasserstand hat die Landschaften „unbrauchbar“ gemacht. Bis die Menschen, meist in Krisenzeiten, begannen, Moore großflächig zu entwässern.

Tag für die Umkehr

„Moore sind die Nieren unserer Landschaft“, definiert Dr. Dominik Zak vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Sie speichern neben Wasser auch Nährstoffe.

Moore machen zwar nur drei Prozent des globalen Festlandes aus, binden aber zwischen 20 und 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte im Boden. Daher ist der Erhalt und Schutz der Moore wichtig. Heute wird mit dem „Welttag der Feuchtgebiete“ an die zahlreichen Aufgaben der Moore erinnert. Diesen Tag der Vereinten Nationen gibt es seit 1971, als das Abkommen über Feuchtgebiete im iranischen Ramsar verabschiedet wurde. Feuchtwiesen, Sümpfe, Moore und Gewässer einschließlich der Meeresgebiete, die nicht tiefer als sechs Meter sind, fallen darunter und sind wichtige Lebensräume für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Weil die Menschen mit dem Moor kaum etwas anfangen konnten, galt es lange als unproduktiv. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden sie aber großflächig entwässert und trocken gelegt. Heute werden die Flächen wieder vernässt, um die Schutzfunktion zu erhalten.

Problem Entwässerung

Der Grund ist einfach: Während ihrer Entstehung haben Moore über Jahrtausende große Mengen an Kohlenstoff eingelagert und speichern daher 20 bis 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden. Das entspricht etwa 40 bis 60 Prozent des gesamten CO2-Gehalts unserer Atmosphäre. Neben großen Mengen an Kohlenstoff binden Moore zudem auch die Pflanzennährstoffe Phosphor und Stickstoff in ihren Torfen. Werden Moore trocken gelegt, sinkt der Wasserspiegel und die sonst sauerstofffreien Böden werden belüftet. „Das führt dazu, dass Nährstoffe und Treibhausgase wieder freigesetzt werden“, erklärt Moor-Experte Dominik Zak. Entwässerte Moore setzen mit zwei Gigatonnen Kohlendioxid etwa fünf Prozent aller anthropogen verursachten Kohelnstoffemissionen frei.

Problem Wiedervernässung

Die Wiedervernässung ist nicht einfach, „denn der Erfolg solcher Maßnahmen hängt im Wesentlichen vom Zustand der Moore ab“, erläutert Dr. Zak. Nach Jahrzehnten der Entwässerung seien die Moorböden oft stark degradiert, hätten Nährstoffe angereichert und Bodenoberfläche verloren. Tiefgründig entwässerte Moore brauchen deshalb mehrere Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte bis sie ihre ursprüngliche landschaftsökologische Funktion wieder übernehmen können.

Nach der Moorvernaessung entstehen durch vorangegangene Torfverluste und Sackungen oft großflaechige Flachgewaesser wie hier im Peenetal in Mecklenburg-Vorpommern; Foto: IGB

Norddeutsches Tiefland

Ein Zehntel des norddeutschen Tieflandes ist mit grundwassergespeisten Mooren bedeckt. Fast 95 Prozent sind entwässert. Sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück zu bringen, hat sich vor kurzem die Bundesregierung mit ihrem Klimaaktionsplan vorgenommen [1].

In Niedersachsen ist das allerdings schon zu einem Streitfall geworden. Landwirte sprechen von „kalter Enteignung“, wenn Niedermoorstandorte wiedervernässt werden. Die Bauern fürchten, sie dürfen dort keine Landwirtschaft mehr betreiben. Im Landes-Raumordnungsprogramm war allerdings ist für viele Flächen ein Torfabbau vorgesehen. Damit wäre die Bewirtschaftung auch zu Ende. Schwierig bleibt allerdings die Ausrichtung der Landwirtschaft auf den vernässten Flächen. Extensive Weidehaltung oder die Paludikultur sind neue Möglichkeiten für Betriebe.

Paludi ist das lateinische Wort für „Sumpf“ und wurde von der Universität Greifswald für die Bewirtschaftung nasser Hoch- und Niedermoore auserkoren. Traditionell wird auf solchen Flächen Schilf für das Reet von Dächern angebaut. Auch Röhrichte lassen sich als Bioenergiepflanze thermisch verwerten. Auf Hochmooren können Torfmoose hochwertige Kultursubstrate für den Gartenbau erzeugen. Nass bewirtschaftete Moorlandschaften tragen zudem mit ihrer Verdunstungskühlung zum Klimaschutz bei [2]. Wenn diese gesellschaftlichen Leistungen bezahlt würden, kann sich die Paludikultur mit anderen Produktionsrichtungen messen.

Aktuelle Forschung

Wenn Moore tradierte Assoziationen hervorrufen, können die IGB-Forscher hochmodern kontern. Mit Labor- und Freilandversuchen erklären sie die komplizierten Stoffkreisläufe im Feuchtgebiet. Aktuell befasst sich das Institut mit dem Rückhaltevermögen der Moore an Sulfaten und Nitrat sowie mit deren Bedeutung für den Kohlenstoffhaushalt der angrenzenden Gewässer.

Lesestoff:

www.igb-berlin.de

[1] Klimaaktionsplan der Bundesregierung

[2] www.paludikultur.de

Wiedervernässung des größten norddeutschen Quellmoores bei Prenzlau in Brandenburg

Roland Krieg; Fotos: roRo und IGB

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