Welttag der Feuchtgebiete

Landwirtschaft

„Caring for Wetlands”

1971 wurde das Ramsar-Abkommen im Iran zum Schutz der weltweiten Feuchtgebiete unterzeichnet. Seit Jahren warnen die Experten, dass der Verlust an Feuchtgebieten schneller voranschreite, als der anderer Ökosysteme. Vor zwei Jahren wurde in Seoul die „Changwong-Erklärung“ verabschiedet, um die Landnutzung, das Umleiten von Wasser und die Entwicklung der Infrastruktur in diesen Gebieten einzudämmen.
Feuchtgebiete umfassen Seen, Auwälder, Moore, Oasen und Wattflächen. Sie nehmen eine bedeutende Stellung bei der Trinkwassergewinnung ein und reduzieren Überflutungen.

“Caring for wetlands – an answer to climate change“
So lautet das Thema des Welttages im Jahr 2010. Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamt für Naturschutz (BfN) erinnert zum Jahrestag an die konkreten Ziele Deutschlands im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie. Noch in diesem Jahr haben die Bundesländer Zeit, ein Moorschutzentwicklungskonzept fertig zu stellen, dass dann bis 2025 umgesetzt werden soll. Der im letzten Herbst vom BfN veröffentlichte Auenzustandsbericht zeigte, wie stark die Verluste der Überschwemmungsgebiete in Deutschland seien und wieder hergestellt werden müssten. Schutz vor Hochwasser senkt die Kosten entstandener Schäden.
Deutschland hat bislang 34 Feuchtgebiete gemeldet, die nachhaltig genutzt werden müssen.
Nach Angaben des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) nehmen Moore weltweit nur drei Prozent der Festlandsfläche ein, speichern aber zwischen 20 und 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden. Das entspricht etwa 40 bis 60 Prozent des atmosphärischem Kohlendioxid.
Moore haben in den letzten Monaten Furore gemacht, weil aus entwässerten Gebieten rund 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid entweichen, was etwa ein Viertel der Emissionen des Straßenverkehrs entspricht. Hinzu kommen zusätzlich zwei Millionen Tonnen CO2 durch die Torfgewinnung. Zehn Zentimeter Torf speichere etwa die gleiche Menge wie ein 100jähriger Wald, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Gärtner sollen auf torffreie Erde umsteigen. Präsident Hubert Weiger: „Moorschutz ist Biodiversitäts- und Klimaschutz in einem. Moore sind Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen wie zum Beispiel seltene Libellenarten oder das Moorveilchen. Dennoch gibt es weder ein bundesweites Konzept zum Moorschutz noch Pläne zu ihrer Wiedervernässung. Im Internationalen Jahr der Biodiversität müssen die Bundesländer mehr für die Erhaltung der Moore tun. Entsprechende Bemühungen von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Bayern sind nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein."

Gefährdet und wiedervernässt
Von den einst 500.000 Hektar Hochmooren hingegen sind nur noch 30.000 Hektar übrig geblieben. 99 Prozent aller Moore sind nach Ansicht des BUND ökologisch tot. Der Bund forderte die Bundesregierung auf, ein Programm zur Renaturierung der Moore aufzulegen. Grund für die schlechte Bilanz auf etwa 1,5 Millionen Hektar Fläche ist die Entwässerung für land- und forstwirtschaftliche Nutzung.
Das Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat Erfahrungen bei der Wiedervernässung der Moore. Dr. Jörg Gelbrecht untersucht, wie einst trocken gelegte Moore wieder vernässt werden können.
Durch das Trockenlegen dringt Sauerstoff in die oberen Schichte ein und mineralisiert den Torf. Dabei wird Phosphor abgespalten, der in die nahen Gewässer fließt. Die Moorentwässerung macht einen Anteil von etwa 2,3 bis 4,5 Prozent der deutschlandweiten Emissionen aus. In Nordostdeutschland mit intensiver Landwirtschaft liege nach Angaben des IGB der Anteil sogar bei über 20 Prozent.
In Mecklenburg-Vorpommern hat das IGB wissenschaftlich die Wiedervernässung von rund 10.000 Hektar Moore begleitet. In den ersten Jahren sind die Emissionen sogar noch angestiegen, weil sich in der stark zersetzten oberen Torfschicht leicht mobilisierbare Nährstoffe anreicherten. Daher sollen Deiche zunächst das überstaute Moor von den übrigen Wasserflächen trennen. Dann verlanden die neu gebildeten Seen langsam. Aber die vollständige Rückbildung dauert Jahrzehnte und das IGB untersucht aktuell, ob das Entfernen der oberen Torfschicht den Vorgang vielleicht beschleunigen kann.

Brandenburg
In Brandenburg wurden bereits 1978 die ersten drei Ramsar-Gebiete ausgewiesen. Das sind der Nationalpark Unteres Odertal, das Peitzer Teichgebiet und die Niederung der Unteren Havel, Gülper See und Schollener See. Zusammen mit den angrenzenden Luchgebieten, ist diese Region das größte zusammenhängende Binnen-Feuchtgebiet des westlichen Mitteleuropas. Umweltministerin Anita Tack kündigte zum Welttag der Feuchtgebiete an, dass die „Havel als prägender Fluss des Feuchtgebietes im Rahmen eines vom Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt geförderten Gewässerrandstreifenprojekts in den nächsten 12 Jahren renaturiert werden soll.“ Es sollen Ufer ohne Befestigungen und weitläufige Auen entstehen.

Lesestoff:
www.ramsar.org

Roland Krieg; Foto: D. Zak (IGB)

Zurück