Welttollwuttag
Landwirtschaft
Tollwutprojekt von Tierärzte ohne Grenzen
Kenia im Jahr 2006: Tollwut ist im Narok Distrikt in der Massai Mara ein großes Problem. Hunde, Nutztiere, aber auch Menschen sind von der Krankheit betroffen – häufig mit tödlichem Ausgang. Der Afrikanische Wildhund in der Region steht kurz vor dem Aussterben.
Vier Jahre später sind im selben Gebiet über 70% der Haushunde gegen Tollwut geimpft. Tollwutfälle bei Menschen und Vieh werden kaum noch gemeldet. Der Afrikanische Wildhund wird wieder regelmäßig gesichtet, der Bestand erholt sich langsam.
Gegen Tollwut impfen
Diese Veränderung zum Positiven hat ein Projekt von Tierärzte ohne Grenzen e.V. bewirkt. Seit 2006 werden im Narok Distrikt in der Massai Mara jedes Jahr mehr als 10.000 Hunde gegen Tollwut geimpft – von eigens dafür ausgebildeten Tiergesundheitshelfern. Im Jahr 2009 konnte mit knapp 15.000 Impfungen erstmals eine Impfquote von über 70% der Haushundpopulation erreicht werden.
Hintergrund: Viele Menschen in der Massai Mara leben von nomadischer Viehhaltung. Ihre Hunde sind sehr wichtig für sie, denn sie helfen beim Hüten der Herden und schützen das Vieh vor nächtlichen Angriffen durch Raubtiere wie Löwen oder Leoparden. Allerdings sind die Haushunde in dieser Region auch die häufigsten Überträger von Tollwut und bilden das Infektionsreservoir. Die Impfung der Hunde ist daher die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit, die Krankheit einzudämmen, weil sie an der Ursache des Problems ansetzt. Wird ein Mensch von einem infizierten Hund gebissen, muss sofort eine fachkundige medizinische Versorgung erfolgen. Die Kosten liegen bei etwa 30 €, während die Impfung eines Hundes lediglich etwa 1 € kostet. Auch die Aufklärung der Menschen über Infektionswege und Vorbeugung von Tollwut ist ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen die Krankheit und spielt deshalb im Projekt von Tierärzte ohne Grenzen von Beginn an eine große Rolle.
Mit diesem Projekt ist Tierärzte ohne Grenzen e.V. offizieller Partner des Welttollwuttages. Dieser Tag wird jährlich am 28. September von der Alliance for Rabies Control und Partnern ausgerufen und soll darauf aufmerksam machen, dass pro Jahr weltweit noch immer rund 55.000 Menschen an Tollwut sterben. Für Kenia wird die Zahl der jährlichen Todesfälle mit 600 angegeben. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, weil nicht alle Todesfälle gemeldet werden. Zudem wird bei Kleinkindern Tollwut oft fälschlich als Tetanus oder Meningitis diagnostiziert.
Lesestoff:
Tierärzte ohne Grenzen finden Sie auf der Seite www.togev.de. Auf der Grünen Woche stand das Thema Milch im Vordergrund.
Katja Helbig (Tierärzte ohne Grenzen;Text und Foto)