Weltweit hohe Maisernte

Landwirtschaft

Umstrittenes Getreide

> Wohl bereits Kolumbus brachte den Mais aus der Neuen Welt mit in die Alte. Zumindest ist Mais seit über 400 Jahren in Europa bekannt, wenn auch nur die italienische Polenta als traditionelles Gericht übrig geblieben ist. In Deutschland fand der Mais nach dem Zweiten Weltkrieg einen erneuten Aufschwung. Allerdings weniger für den Mittagstisch als mehr für den Futtertrog. Das Kühe den Milchertrag von 4.000 auf 8.000 kg pro Jahr steigern konnten liegt auch an der Verfütterung von energiereichem Mais. Letztes Jahr wurden weltweit rund 630 Millionen Tonnen geerntet und übertraf damit die beiden anderen Hauptnahrungspflanzen Reis und Weizen.

Weiter auf Rekordkurs
In Deutschland wurden dieses Jahr 365.000 ha Körnermais und 90.000 ha Corn-Cob-Mix (CCM) angebaut. Das sind zwar jeweils 5.000 und 4.000 ha weniger als 2003, jedoch liegen die ersten Schätzungen über die zur Zeit noch laufende Maisernte bei 15 bis 20 Prozent höheren Erträgen, die in Süddeutschland gemessen wurden. Das berichtet die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle ZMP. CCM ist die Mischung aus Korn und Spindel, die siliert als rohfasereiches Futter in den Schweinetrog landet.
Dieses Jahr werden rund 200.000 t mehr Maisertrag erwartet: 2 Millionen Tonnen. Doch mit einem Verbrauch von 4 Millionen Tonnen reicht das nicht aus. Umgekehrt sieht das in Frankreich aus, weswegen letztlich gut 800.000 Tonnen Mais aus diesem Nachbarland nach Deutschland importiert werden. Die Ungarn haben vor einer sehr guten Maisernte bereits eine gute Getreideernte gehabt, so dass dort die Lagerräume knapp geworden sind. Auch von dort drängt Mais auf den deutschen Markt. Somit drückt billiges Importfutter den Preis auf zur Zeit rund 107 Euro/t. Vor einem Jahr wurde die Tonne Mais noch mit 160€/t an der Börse in Paris gehandelt. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium schätzt ein weltweites Ertragsplus von rund 45 Millionen Tonnen und einen Verbrauchsanstieg um 25 Mio. t.

Mechanischer Mais
Mais ist eine C4-Pflanze und nutzt daher die photosynthetische Reaktion intensiver. Das zentrale Enzym (PEP-Carboxylase) ist in der Lage, das Kohlendioxyd bereits im Blattgewebe einzufangen und aufzubauen. C4-Pflanze kommen daher mit einen um den Faktor 5 niedrigeren CO2 Gehalt aus. Bei höheren Temperaturen bilden diese Pflanzen schneller mehr Biomasse als die in unseren Breiten „üblichen C3-Pflanzen“. Zusätzlich lässt sich Mais in der Erntetechnik sehr gut mechanisieren. Das alles hat zu seinem Siegeszug beigetragen.
Auf der anderen Seite gerät er ins Gerede, weil der Abstand der Pflanzen zwischen den Reihen ziemlich groß ist und gerade in der Jugendentwicklung der Boden bei Regen schnell abgetragen werden kann. Das mittlerweile verbotene Mais - Pflanzenschutzmittel Atrazin wanderte in den 1980er Jahren in das Grundwasser. Und zuletzt ist Mais neben Soja eine der Pflanzen, die gentechnisch verändert an Bedeutung gewinnt. Auf amerikanischen Feldern steht nur noch zu 60 Prozent konventioneller Mais. Ein Viertel ist gentechnisch auf Resistenz gegen den Maiszünsler gezüchtet (Bt-Mais), elf Prozent sind pestizidresistent und vier Prozent sind mehrfach verändert. In Mexiko, der Heimatregion des Mais, ist der Anbau von gentechnisch veränderten Organismen verboten, es jedoch längst kein Geheimnis mehr, dass in fast 8 Prozent aller Maisproben verändertes Genmaterial gefunden wurde. Christiane Grefe schrieb kürzlich in der Zeit, dass Bt-Mais in eine Vielzahl mexikanischer Landrassen des Mais eingewandert ist.
Auf jeden Fall ist die Ausweitung des Maisanbau im Zusammenhang mit der Zunahme des Fleischkonsums zu sehen.

roRo

Zurück