Weltweite Stickstoffkonferenz

Landwirtschaft

Stickstoff nicht nur als „Gift“ sehen

Heute beginnt die 8. Globale Stickstoffkonferenz, die bis zum Donnerstag digital die Fachwelt zusammenruft. Der in Verruf geratene Nährstoff ist ein Schlüsselelement für die Lebensmittelerzeugung und wird in seiner Bedeutung für die steigende Weltbevölkerung und veränderte Nahrungszusammensetzung eher noch an Wichtigkeit zusammen, als zu vernachlässigen sein. In dem Zusammenhang nehmen allerdings auch die Stickstoffverluste weltweit zu, die von den Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden können und vor allem durch Wasser in größere Tiefen oder Oberflächengewässer ausgeschwemmt werden. Die planetaren Grenzen werden durch überhöhte Stickstofffrachten überschritten, worauf die EU und Deutschland mit der novellierten Düngeverordnung reagiert haben. Die meisten Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 sind mit dem Stickstoffkreislauf verbunden, weswegen der Kongress die Sustainable Development Goals in diesem Jahr als Schwerpunkt behandelt.

Die vierte Sitzung der UN-Versammlung für die Umwelt hat das nachhaltige Stickstoff-Management als Ziel formuliert, die verschiedenen Gefährdungen von Wasser, Lust und der Biodiversität mit der notwendigen Nutzung in Einklang zu bringen. Die Konferenz dreht sich nicht nur um die Landwirtschaft. Themen sind auch die in der Öffentlichkeit oft vernachlässigten Eintragsmodule Industrie, Verkehr und private Haushalte.

Der Weg aus dem Dilemma.

Passend zur Stickstoffkonferenz ist eine Arbeit in den Proceedings of the National Academy of Scienes (Pnas) erschienen. Stickstoff galt in der Landwirtschaft lange als Booster für die Produktion. Das sei nicht mehr akzeptabel und die Landwirte sollten sich auf besondere Formen des Stickstoffs fokussieren, der sich an Tonmineralen bindet und die Gefahr der Auswaschung reduziert. Guntur Subbaro vom Internationalen Forschungszentrum für Landwirtschaft in Japan (JIIRCAS) plädiert für das Ammonium. Für Ko-Autor Tim Searchinger von der Princeton University´s School of Public and International Affairs ist das eine Win-Win-Situation, die aus Reduzierung des Auswaschungsrisikos und Steigerung des Ertrags besteht. Mehr Ertrag von einer Fläche verringert den Druck auf die Urbachmachung von Wäldern. Selbst bei sorgsamer Ausbringung von Stickstoff besteht immer ein Auswaschungsrisiko.

Hohe Einträge von Ammonium haben zwar die Potenz, Pflanzen zu schädigen, aber in einem ausgewogenen Verhältnis mit Nitrat steigt der Ertrag von Pflanzen. Ammonium stammt in der Regel aus mineralischem Dünger, während die Mischung Ammonium und Nitrat aus Dung und Gülle auf die Felder kommen.

In den meisten Böden weltweit befindet sich Stickstoff in Niratform, das über die Zeit in Nitrit umgewandelt wird. Allerdings können Nitrithemmer den Stickstoff im Boden verkapseln, langsam frei geben und damit die Umwandlung in Nitrit und Auswaschung von Nitrat verhindern.

Es gibt sogar Pflanzen (Brachiaria spp.), die eine Umwandlung von Ammonium in Nitrat verhindern können und mittlerweile Eingang in die Züchtung für alle Getreidearten gefunden hat.

Lesestoff:

Global Nitrogen Conference: https://ini2021.com/

Subbaro G et al.: The paper, "A 'more ammonium solution' to mitigate nitrogen pollution and boost crop yields," was published in PNAS on May 26, 2021; https://www.pnas.org/content/118/22/e2107576118

Roland Krieg

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