Wem die GAP zu viel Umweltaspekte aufweist

Landwirtschaft

Mehr Umweltaspekte in der GAP sind umstritten

Tassos Haniotis hatte es am Montag leicht, die vielen positiven Wirtschaftseffekte der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) aufzuzählen [1]. Der Generaldirektor der EU-Kommission für Agrar hatte aber auch schon angekündigt, dass sein zweiter Vortrag im Agrarausschuss des Europaparlamentes über die Umweltaspekte weniger gut ausfalle. Von der Landwirtschaft als Erzeuger, aber auch als Senke von Emissionen, wird in der Öffentlichkeit meist nur die Sollseite betrachtet. Nach einer Umfrage der Kommission sollen die Umweltauswirkungen für eine GAP auch besser berücksichtigt werden. Haniotis konnte aber berichten, dass mit steigender Produktivität die Nachhaltigkeitseffizient steigt. Der Sektor hat seinen Gesamtanteil an der europäischen Emission zuletzt von zehn wieder auf 12 Prozent gesteigert – weil die anderen Wirtschaftssektoren deutlich mehr Fortschritte gemacht haben.

Das liegt jedoch auch in der Natur der Sache. Haniotis hat von der sinkenden Anzahl Milchkühe berichtet, die ihren Milchertrag gesteigert und die Menge an Emissionen verringert haben. Zu oft werde „Produktivität“ mit steigender Intensität und gekoppelten Umweltschäden verwechselt. Carbon Farming werde jedoch immer wichtiger, für das die Landwirte mehr Beratung bräuchten.

Herbert Dorfmann von den Südtiroler Christdemokraten will das Thema Emissionen aber nicht nur an der Zahl der Kühe festmachen. Die Milchviehhaltung insgesamt brauche einen systemischen Emissionsansatz, zu dem das Grünland und die Bewirtschaftung in absoluten Grünlandregionen zur Steigerung der Biodiversität mit verrechnet werden müsse. Richtig sei aber der Politikansatz, die Tierhaltung wieder zurück auf die Fläche zu bekommen, weil es in viehdichten Regionen kaum mehr möglich ist, die Gülle unterzubringen, während die organische Düngung in anderen Regionen fehlt.

Allerdings steht den Befürwortern einer Umweltpolitik eine breite Front der Skeptiker gegenüber. Der rumänische Politiker Daniel Buda von den Konservativen hält die Emissionsdaten für realitätsfern, sein polnischer Kollege Zbigniew Kuzmiuk warnt vor einer Extensivierung der Produktion durch steigende Auflagen und der damit verbundenen Abwanderung der Produktion ins Ausland, die Liberale Iréne Tolleret aus Frankreich hält produktionsreduzierende Subventionen für falsch und der Tscheche Ivan David (ID) glaubt nicht an den Einfluss der Landwirtschaft am Klimawandel.

Der Zwischenstand der nachhaltigen Landwirtschaft hat eine Woche vor der Weltklimakonferenz in Glasgow keinen einfachen Stand und braucht für die Weiterentwicklung noch viel Überzeugungsarbeit in der Europäischen Union. Zumal es auch andere Aspekte gibt, die offenbar effektiver sind. Bronis Rope von den litauischen Grünen nannte dazu die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.

Lesestoff:

[1] Wirtschaftseffekte der GAP https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/die-gap-war-und-ist-wirtschaftlich-erfolgreich.html

Roland Krieg

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