Wer trennt noch öko von konventionell?

Landwirtschaft

DBV verspricht mehr Gemeinsamkeit mit Ökolandbau

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) haben sich eine Zeit lang zu „Spitzengesprächen“ getroffen, ohne dass Inhalte verlautbart wurden. Ob es diese Treffen noch gibt, hat Eberhard Hartelt, Umwelt-Präsident des DBV mit den Worten umschrieben, man treffe sich regelmäßig wie auf der BioFach. Er appellierte auch, „die Schützengräben auf beiden Seiten“ zu verlassen und auf einander zuzugehen. Denn: „Der Ökolandbau hält vielleicht auch schon durchdachtere Antworten auf die Herausforderungen zu den Themen Umwelt und Klima bereit.“ Etwas mehr Ruhe und Gelassenheit täte vielen Beteiligten gut.

Gegenüber Herd-und-Hof.de sagte Hartelt, dass die Praktiker des ökologischen und konventionellen Landbaus viel verbindlicher miteinander umgehen als Politik und Medien, die Unterschiede eher skandalisieren. An der Ausarbeitung einer gemeinsamen Agrarpolitik in Brüssel oder Probleme mit der Kompostanrechnung in Rahmen der neuen deutschen Dünge-Verordnung haben beide Wirtschaftsseiten sehr ähnliche Probleme, deren Lösung auch nur gemeinsam gelöst werden können.

Da der Ökolandbau durch seine auferlegten Restriktionen mit einer low-Risk-Technologie arbeitet, biete er nach Heinrich Graf zu Bassewirtz, dem Öko-Beauftragten des DBV, Zukunftsperspektiven an. Die Digitalisierung biete dem Ökoanbau noch viel Nutzungspotenzial. Der Ökolandbau müsse profitabler werden und der konventionelle Landbau ökologischer. Diese Sichtweise hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Dazu müsse die Forschung weiter intensiviert werden.

So gibt es auch im Ökolandbau eine Eiweißlücke bei den Futtermitteln, die verschiedene Forschungen geschlossen werden müssen, erläutert Nutzpflanzenforscherin Dr. Monika Messmer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. Unter anderem wird darüber geforscht, die Anbaubause von Erbsen, die durch den Komplex der Bodenmüdigkeit erzwungen wird, durch tolerantere Sorten zu verkürzen.

Rainer Carstens vom Bio Westhof bei Büsum in Schleswig-Holstein steht kurz davor den auf der Grünen Woche vorgestellten BoniRob einzusetzen. Der Gemüseerzeuger und –verarbeiter hat es immer schwerer Arbeitskräfte für die intensive Handarbeit des Jätens zu finden. Im letzten Jahr wurden in der Aufwuchsphase Fotos von allen aufgelaufenen Pflanzen gemacht und von Studenten nach Möhre und Nicht-Möhre kartiert. Ein Algorithmus hat in einem selbstlernenden System die restlichen Fotos archiviert und dabei auch die Fehler der Studenten korrigiert. In diesem Jahr soll der BoniRob so ausgerüstet durch die Reihen fahren und alle Pflanzen, die keine Möhren sind lasern, einstempeln oder abflammen. Wenn der BoniRob seine Arbeit gut gemacht hat, weiß Carstens, welche Jätmethode die beste ist, wie viele Möhren stehen bleiben und will dann 2019 mit einem ersten acht-reihigen Gerät in die Flächenleistung einsteigen. Der BoniRob ist mit drei km/h unterwegs, der Mitarbeiter mit der Hacke schafft pro Stunde lediglich 300 Meter pro Stunde.

Eine Aufgabe für die Politik hatte Martin Lohmann von der Firma Neudorff mitgebracht. Der Hersteller von biologischen Pflanzenschutzmitteln beklagt, dass selbst die low-risk-Mittel die gleichen Zulassungsprüfungen durchlaufen müssen wie die konventionellen Mittel. Eine „Überholspur  für grün“ hat sich der Deutsche Bauernverband für die nächste Lobbyarbeit notiert.

Roland Krieg

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