Werkstattstunden werden immer teurer

Landwirtschaft

Der Schlossermeister erspart die Werkstatt

Werkstattwagen

Einen landwirtschaftlichen Betrieb ohne Werkstatt gibt es nicht. Vom Traktor über die Belüftungsanlage für Ställe bis zur Biogasanlage sind mechanische, elektrische und elektronische Maschinen im Gebrauch, die auch mal schnell repariert werden müssen. Viele Bilder zeigen Landwirte in ihren Werkstätten, die am Traktor schrauben. Heute bauen Landwirte Bearbeitungsgeräte um oder sogar neu, um sie auf ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Zwischen einem Ölwechsel und einem selbst gebauten Grubber liegen jedoch Welten und große Unterschiede für Landwirte, selbst zum Schrauber zu greifen.

Der Pflanzenschutzspezialist ADAMA aus Köln hat im Oktober 2019 in einer Online Umfrage bei Praktikern nachgefragt, welche Landwirte in ihren Werkstätten Traktoren und Erntemaschinen noch selbst reparieren.

„Der eigene Schlossermeister ist Gold wert“

Bei 174 Antworten haben lediglich drei Landwirte angegeben, dass sie wegen Wartungsverträgen und Leasing-Maschinen keine Reparaturen mehr selbst durchführen. Bei den anderen Landwirten sind die „Leitmaschinen“ im Wartungsvertrag und vom „Do it yourself“ ausgenommen. Vor allem bei den Selbstfahrern nimmt die elektronische Motorsteuerung zu. Der Laptop zur Fehlerauslese ersetzt immer mehr die eigene Werkstatt. Aber sonst? Ein Landwirt berichtet: „Wir mussten erst kürzlich die Kühlanlage eines Traktors erneuern. Das Material konnten wir über einen Freund besorgen. Gekostet hat uns das 1.800 Euro und eine Kiste Bier. Wären wir in die Werkstatt gefahren, hätten die Teile schon 3.000 Euro gekostet – plus Arbeitsstunden!“
 
„Der eigene Schlossermeister ist Gold wert“, weiß ein anderer Landwirt. „Schnell schweißen, kleine Reifen wechseln, Eggenzinken austauschen…“, ergänzt ein anderer. Was noch selbst zu reparieren ist, machen die Landwirte selbst. Zum einen geht das im laufenden Betrieb schneller, zum andern wird die eigene Reparatur zu einem Kostenvorteil. Die Arbeitsstunde in der Werkstatt kostet nach Angaben der Landwirte zwischen 70 und 150 Euro. Sie nimmt den größten Kostenteil auf der Werkstattrechnung ein, beklagen viele. Selbst eine Azubi-Arbeitsstunde wird bereits mit 59,50 Euro berechnet
 
Bei älteren Maschinen „hat man noch den Durchblick“, antwortet ein Landwirt. Vielfach sind ältere Traktoren auf den Höfen noch im Betrieb und werden mit handwerklichem Geschick in Gebrauch gehalten.
 
Die eigene Werkstatt bietet zudem einen „Spaßfaktor“, wie einer schreibt. Ein anderer findet die „Bastelarbeit“ motivierend. Landwirt – einer der schönsten Berufe der Welt.

roRo; Foto: Werkstattwagen, gesehen auf der agra 2019 / roRo

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