Wie kommt die Kamille in den Beutel?
Landwirtschaft
Halle 23a: Wissen bildet weiter
Auf mehr als 1.000 Hektar wird in Deutschland Kamille angebaut. Der eine oder andere hielt in den letzten Wochen den Kopf vielleicht über einen Topf mit dampfenden Kamillenblüten. Arznei vom Acker. Die einjährige Kamille ist eine krautige Pflanze, wird rund 15 bis 40 Zentimeter groß und ist leicht zu erkennen. Doch wie kommt die Kamille in den Beutel?
Kostenfaktor Trocknung
Ab Juni wird geerntet. Rund 2.500 Kilogramm frische Blüten erntet eine spezielle Maschine vom Feld. Das meiste aus Thüringen, denn dort wachsen die Pflanzen auf 900 Hektar. Bevor die Blütenköpfe weiter verarbeitet werden können, müssen sie ordentlich durchtrocknen. Das Leibniz-Institut für Agrartechnik aus Potsdam-Bornim (ATB) zeigt auf der Grünen Woche ein Modell der modernsten Trocknungsanlage für Arznei- und Gewürzkräuter. Bei Kamille heißt das Ziel: Nach drei Tagen nur noch sieben bis zehn Prozent Restfeuchte.
Das hat aber seinen Preis, denn je Kilogramm Trockengut verbrauchen konventionelle Trocknungsanlagen bis zu einem Liter Heizöl. Die Trocknungskosten können mehr als ein Drittel der Erzeugungskosten betragen. Das ATB hat die Trocknung effizienter gemacht. Während der ersten 24 Stunden werden bei 40 Grad Celsius Wärmepumpen mit dem fossilen Energieträger kombiniert. So lassen sich Einsparungen von bis zu 30 Prozent erzielen. Die modernste Anlage steht in Thüringen. Dort werden in sechs geschlossenen Boxen auf insgesamt 315 Quadratmeter Kamillenblüten von 500 Hektar Fläche getrocknet.
Und der Beutel?
Den Teebeutel gibt es nicht. Die deutschen lieben ihre Doppelkammerbeutel. Nur in ihnen können bestimmte Volumen von Früchte- oder Kräutertees abgefüllt werden. Unsere englischen Nachbarn lieben pyramidenförmige oder runde Teebeutel, die auf den Tassengrund gelegt werden. Eine Verpackungsmaschine schafft bis zu 450 Teebeutel in der Minute. Durch mechanisches Quetschen und Falten halten die Beutel auch ohne Klebstoff.
Ordnung im Getreide
Wie stehen Dinkel und Einkorn zueinander? Das Julius Kühn-Institut zeigt mit dem Weizenstammbaum die Ordnung im Weizenfeld. Aus Einkorn und Aegilops longissima entwickelten die Menschen Triticum, Emmer und Hartweizen. Parallel wurde das Tauschs Ziegengras (Foto) eingekreuzt, was die Sorten Dinkel und Weichweizen hervorbrachte.
Mehr über Lebensmittelsicherheit und Landwirtschaft finden Sie in der Halle 23a
Roland Krieg (Text und Fotos)
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-10“ anzeigen lassen]