Wie spricht man Landwirtschaft?

Landwirtschaft

Landesbauerntag auf der MeLa

Seit Monaten wird über die Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarreform (GAP) diskutiert. So konnte auf dem Landesbauerntag Dr. Martin Scheele von der EU-Generaldirektion Landwirtschaft konnte dann auch vor der ersten Veröffentlichung der ersten Leitthesen im Herbst nut die Spannbreite der neuen Reform skizzieren: Landwirtschaft nach 2014 wird global wettbewerbsfähig sein müssen und gesellschaftliche Leistungen, wie sauberes Wasser und Bodenerhaltung müssen zusätzlich honoriert werden. „Wir brauchen eine starke Agrarpolitik“, so Dr. Scheele. „Wir brauchen einen starken Etat“.

Begehrlichkeiten
Doch genau der Etat ist die treibende Kraft hinter der Reform. Was von den heute rund 55 Milliarden Euro EU-Agrarhaushalt übrig bleibt, ist offen. Nach Dr. Robert Kloos, Staatsekretär aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, wollen andere Sektoren an den Geldtopf ran. Aber bei den Herausforderungen Biodiversität und Umweltschutz sind die Bauern ganz vorn mit dabei.
Sowohl der EU- als auch der Bundespolitiker sind sich einig, dass das Fundament der neuen Reform Akzeptanz bei der Öffentlichkeit voraussetzt, warum, welche Gelder gezahlt werden müssen.

Verschiedener Lebensalltag
Nun haben die Bauern ihren eigenen beruflichen und Lebensalltag aus dem heraus sie Nachhaltigkeit definieren und leben. Ein Hartz IV – Empfänger hat möglicherweise ganz andere Probleme als das Säulenmodell der Agrar-Finanzierung zu verstehen.
So hat Bauernpräsident Rainer Tietböhl Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus vorgehalten, wie er auf der MeLa vor sechs Jahren die Entkoppelung beschrieben hat. Sie sei der finanzielle Ausgleich für gesellschaftliche Aufgaben. Im Vorfeld der MeLa 2010 hingegen sagte Dr. Backhaus: „Ich kann einem Hartz IV – Empfänger nicht erklären, dass ein Landwirt 300 Euro je Hektar bekommt, ohne eine Leistung erbringen zu müssen.“
Dazu gab es vom Vizepräsidenten des Bauernverbandes Hans-Heinrich Rave ordentlich Schelte. Rave warf dem Minister vor, dass er sich entweder versprochen hätte, einen Blackout gehabt hätte oder aus Unwissenheit so redete. Gälte letzteres, sei das Ministerium in den letzten 12 Jahren falsch besetzt gewesen.
Backhaus nahm die „Vorwürfe mit Trauer zur Kenntnis“. Erinnerte aber daran, dass es den „Menschen da draußen“, die mit 345 Euro im Monat auskommen müssen und für einen Heizkostenzuschuss alle Einkünfte offen legen müssten, schwer ist die Landwirtschaft zu erklären. Mit dem Lissabon-Vertrag werde künftig auch das Europäische Parlament über die Agrargelder mitbestimmen, so Backhaus: „Es wird zu Änderungen kommen, wir müssen in der Gesellschaft gut verankert sein.“
Schon in der deutschen Politik reklamierte Bauernpräsident Rainer Tietböhl das Fehlen der Fachkräfte und die Zunahmen der Verwaltensfachleute.
Ob die GAP den Verbrauchern mit einer „Flatrate“ oder mit sauberem Wasser erklärt wird, wird der „heiße Herbst“ zeigen, wenn die ersten Thesen der EU auf dem Tisch liegen. Gegenüber Herd-und-Hof.de äußerten sich sowohl Dr. Backhaus als auch Rainer Tietböhl gleichlautend, ob Bundesländer und der Berufsverband dann im Gleichklang diskutieren. Ob dann „sauberes Wasser“ als Argument für die Verbraucher ausreicht bleibt offen.
Dr. Kloos wies darauf hin, dass gerade Ausstellungen wie die MeLa geeignet sind, den Menschen die Funktionen der Landwirtschaft zu erklären. Neben dem Fachpublikum sind viele Verbraucher hier, die, so Kloos, nicht kämen, wenn sie die Agrarpolitik ablehnten.
Ob es gelingt den Verbrauchern eine verständliche Argumentation für die landwirtschaftlichen Leistungen ohne Stallromantik nahe zu bringen – das ist Hausaufgabe für die nächste Grüne Woche. Dem nächsten Fokus von Politik, Praktikern und Verbrauchern.

Lesestoff:
Auf dem Bauerntag in Berlin war die GAP Hauptthema
In Brüssel gab es eine Vorkonferenz: Ist die GAP noch reine Agrarpolitik?

Roland Krieg

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