Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildpflanzen
Landwirtschaft
Konzepte für den Artenschutz im Ökolandbau
Ökolandbau per se bedeutet nicht gleich die Erhöhung des Artenschutzes. Aber er bietet eine günstige Voraussetzung. Das zeigt der Abschlussbericht der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, der gemeinsam mit der TU München und der Universität Kassel erstellt wurde. Ziel ist die Wiederansiedlung von Segetalarten auf Ackerflächen.
Mit Segetalarten werden Ackerwildpflanzen bezeichnet, die noch in den 1970er Jahren extensiv bearbeitete Äcker gekennzeichnet haben. Dazu zählen beispielsweise winterannuelle Arten wie der Acker-Rittersporn (Consolida regalis), der Echte Frauenspiegel (Legousia Soeculum-veneris) oder der Acker-Steinsame (Lithospermum arvense).
Gegen ihre Verdrängung wurden bereits in den 1980er Jahren die ersten Randstreifenprogramme angelegt. Die oft verschwundenen Pflanzen kommen aber nicht von alleine wieder zurück. Vor der Umstellung auf den Ökolandbau wurden Flächen der hessischen Staatsdomäne Frankenhausen konventionell bewirtschaftet. Selbst nach 12 Jahren sind keine standorttypischen Ackerwildkräuter zurückgekehrt. Umgekehrt sind sie auf den Flächen vorhanden, die seit den 1980er Jahren schon ökologisch bewirtschaftet werden. Die Wiederansiedlung braucht also ein spezielle Konzepte, die von den Wissenschaftler erarbeitet wurden.
Messgrößen für die Wiederkehr waren Individuendichte, Samenproduktion und Bodensamenvorrat. Parallel wurde der Ertrag der Ackerkultur bestimmt. Frühe Herbstsaaten und geringe Konkurrenz durch die Kulturpflanzen stärkten die erfolgreiche Wiederansiedlung. Eine Empfehlung lautet eine Aussaat in Blanksaat oder reduziert in Winterkulturen wie Roggen oder Dinkel bis spätestens Mitte Oktober. Klee-Gras oder Sommerungen wie Erbsen hingegen erlauben kein Auflaufen der Zielarten.
Witzenhausen untersuchte die Wiederansiedlung auf Praxis-Betrieben. Dazu wurden artenreiche Spenderflächen identifiziert und autochthones Saatgut gefährdeter Arten entnommen. Samenmischungen wurden in Blühfenster und den benachbarten Getreidebestand ausgebracht. Auch die Übertragung von Oberboden artenreicher Flächen wurde erprobt.
Landwirte fürchten Ertragsverluste, denn der Aufwand der Artenerhöhung und entgangener Ertrag werden nicht entlohnt. Doch die Wissenschaftler können beruhigen. In Parzellenversuchen konnte der Einfluss der Ackerwildpflanzen-Einsaat nachgewiesen werden. Bei niedrigen Saatdichten von unter 100 Samen pro Quadratmeter wurde er Ertrag von 31,2 dt pro ha kaum beeinflusst. Erst bei Saatstärken bis 1.000 Samen pro qm reduzierte sich der Kornertrag je nach Segetalart unterschiedlich. Im Parzellenversuch zur Fruchtfolge wurde der Ertrag von Roggen und Dinkel durch eine Ackerwildpflanzen-Einsaat (Mischsaat mit 850 Samen pro qm) nicht signifikant beeinflusst.
Auf den Praxisbetrieben war der Ertrag der Kulturart durch die zuletzt beschrieben Segetalartenmischung in keinem der Versuchsjahre signifikant reduziert. Diese wurde immer mit der standortspezifischen Saatstärke ausgebracht.
Lesestoff:
Lang, Marion et al.: Naturschutzleistungen des Ökologischen Landbaus: Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen naturräumlicher Herkunft auf Ökobetrieben. http://orgprints.org/29843/
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