Wild und Wald
Landwirtschaft
Zielkonflikt Wild und Wald
Der Wald gewinnt im Rahmen des Klimaschutzes als Kohlenstoffsenke an Bedeutung. Zudem ist Holz Deutschlands größte nachwachsende Biomasse. Zum Wald gehört das Wild. Zu viel Wild ist aber schlecht für den Wald. Der Konflikt ist uralt, weil junges Wild junge Bäume verbeißt und Förster Jungpflanzen mit Zäunen schützen müssen [1].
Änderungen im Jagdrecht
Das Bundeskabinett hat in dieser Woche die Änderungen im Jagdrecht gebilligt, die Schäden durch Rehwild bei Aufforstungen für klimastabile Wälder schützen sollen. Grundsätzlich soll die Eigenverantwortung vor Ort gestärkt werden. Die Abschusshöchstregelung für Rehwild wird abgeschafft. Jagdgenossenschaften und Grundeigentümer vor Ort sollen sich vor Ort über einen jährlichen Abschusskorridor einigen. Grundlage werden ein Vegetationsgutachten und eine Lebensraumanalyse für Rehwild sein.
Bleimunition
Bleimunition wird generell nicht verboten, aber der die Menge begrenzt. Für Blei spricht die Tötungswirkung. Der Gesetzentwurf will einheitliche Parameter festlegen.
Jagdprüfung
Im Rahmen der Kompetenz des Bundes, das Jagdrecht zu regeln, wird angestrebt, insbesondere die Prüfungsvoraussetzungen für die Jäger- und Falknerprüfung zu vereinheitlichen. Dadurch soll eine stärkere Ausprägung einzelner Fachgebiete wie Wildschadensvermeidung, Fallenjagd, Wildbrethygiene und Lebensmittelsicherheit erreicht werden.
Zudem führt die Neuregelung ein jährliches Schießtraining für Teilnehmende an Gesellschaftsjagden ein. Das zusätzliche Training wird mehr Schusssicherheit gewährleisten und damit unnötiges Tierleid verhindern.
Afrikanische Schweinepest
Neben dem Bundesland Brandenburg ist mittlerweile auch Sachsen von der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest betroffen. Um die Bekämpfung der Schweinepest zu verstärken und die Effizienz der Jagd auf Schwarzwild zu steigern, sieht der Gesetzentwurf vor, nun auch Nachtsicht- und Nachtzielgeräte sowie Infrarotaufheller jagdrechtlich zuzulassen. Das ist eine Forderung der Landwirte.
Schutz des Waldumbaus
„Nach so vielen Jahren ist die Anpassung des Bundesjagdgesetzes notwendig geworden – für die heutige und die zukünftige Zeit, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Am wichtigsten ist die nachhaltige Anpassung der Rehbestände an die Herausforderung des Waldumbaus.
Dem jagdpolitische Sprecher der FDP. Karlheinz Busen, widerstrebt die Reihenfolge „Wald vor Wild“ und mache die Jäger zu „reinen Erfüllungsgehilfen der Förster“. Die beiden erforderlichen Gutachten seien bürokratisch kaum zu bewältigen.
Naturgemäß begrüßt der Deutsche Forstwirtschaftsrat die Novelle als richtigen Schritt. Der vorgelegte Gesetzentwurf regelt deutlicher als bisher, dass die Verjüngung des Waldes im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen möglich sein muss. In diese Verpflichtung eingeschlossen sind neben der Naturverjüngung auch die Saat und Pflanzung als künstliche Verjüngungsverfahren. Um die Wälder für die Zukunft resilienter zu gestalten, müssen diese aber arten- und strukturreicher werden. Das erfordert eine gemischte Verjüngung des Waldes. „Folgerichtig muss auch die gemischte Verjüngung in die Regelung einbezogen werden, wenn wir in Zukunft Mischwälder haben wollen“, betont der DFWR-Präsident Georg Schirmbeck. Einige Bundesländer haben die behördliche Abschussplanung bereits fallen gelassen und positive Erfahrungen ohne regionale Mindestabschüsse festzulegen.
So zum Beispiel Brandenburg. Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) will bei der seit 2014 geübten Praxis der ersatzlosen Streichung festhalten. Wald vor Wild hält der Grüne für richtig: „Die Wälder leiden nicht nur in Brandenburg, sondern in ganz Deutschland unter der Trockenheit und den Hitzeperioden der letzten drei Jahre. Hinzu kommen überhöhte Bestände von Rehen und Hirschen, die eine natürliche Verjüngung der Wälder stark behindern und teilweise unmöglich machen.“
Gänzlich unzufrieden sind Tierschützer. Der Fokus auf stärkere Abschüsse zu setzen, widerspreche dem Tierschutz, sagt James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund. Zudem sei nicht ausgeschlossen, dass für mehr Reinkulturen mehr Rehe getötet würden. Der Verein Wildtierschutz spricht von „tierfeindlicher Gesinnung“ wenn es bei Drückjagden um billige Trophäen gehe.
Für den grünen Europaabgeordneten Martin Häusling lasse der Entwurf den klimagestressten Wald weiter schutzlos. „Alles ist möglich, also bleibt fast alles beim Alten. Dazu müssen die Bestände an Rehwild und an Rothirschen in vielen Bereichen reduziert werden. Das aber ist mit dem im Bundeskabinett vorgelegten Entwurf für ein neues Jagdrecht nur bedingt möglich. Offenbar hat sich die Jagdlobby erfolgreich durchgesetzt, um die Wildbestände hochzuhalten.“ Damit bleiben die Verbissschäden hoch und verhinderten einen „nötigen artenreichen Wald“.
Lesestoff:
[1] Wald vor Wild: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/wald-vor-wild.html
roRo, VLE
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