Wildbestäuber in der EU-Politik

Landwirtschaft

Bericht über Erfolge der EU-Bestäuberinitiative

Bestäubende Insekten sind für die Ökosysteme bedeutsam. Im Jahr 2018 hat die Europäische Union (EU) die Initiative gegen den Rückgang wild lebender Bestäuber gestartet. Die beliebte Honigbiene ist explizit außen vor, denn solange es Imker gibt, fliegen auch die Mellifera-Arten. Im Schatten der Honigbiene sind aber Solobienen, Schmetterlinge und Motten sowie Schwebfliegen ebenso für die Bestäubung wichtig. Das ist nicht zu unterschätzen, denn allein an Wildbienen gibt es mehr als 2000 Arten in Europa. Es gilt also den Blick zu weiten, wenn es um die Bestäuberpolitik geht.

Die Bestäuber in der EU-Politik

Gemäß der Europäischen Roten Liste gefährdeter Tiere weisen ein Drittel der Bienen und ein Zehntel der Schmetterlinge seit Jahrzehnten einen Rückgang auf. Ein Zehntel der  wildlebenden Bestäuber ist vom Aussterben bedroht. Es wird auch ein Leben ohne Bestäuber auf der Erde geben, aber auf sie verlassen sich rund 80 Prozent der Blütenpflanzen, die sich sonst weniger verbreiten und ebenfalls verschwinden würden. Das gefährdet, so der am Donnerstag veröffentlichte Bericht über die Bestäuber-Initiative, die Vielfalt der Natur, das Wohlergehen des Menschen und richte wirtschaftlichen Schaden an. Die EU hat sich bis 2030 ein ganzes Bündel an Maßnahmen gesetzt, vor allem das Wissen über Wild-Bestäuber zu verbessern. Als Grundlage für fundamentale Gegenmaßnahmen.

Mittlerweile hat die EU drei entscheidende Strategien aufgelegt, die das Wohlergehen der summenden Nektarliebhaber schützen wollen: Die Strategie zur Biodiversität und die Strategie „From Farm to Fork“, die beide als Begleitstrategien für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dienen, und der jüngst aufgelegte „Null-Schadstoff-Aktionsplan der EU“ [1]. Für die Landwirtschaft heißt das im Groben: Ausweitung von Schutzgebieten, Wiederherstellung von Ökosystemen, Förderung der ökologischen Landwirtschaft, Aufbau von Landschaftselementen auf landwirtschaftlichen Flächen sowie die Verringerung der Auswirkungen jeglicher Form von Schadstoffen auf die Bestäuber.

Eine der Maßnahmen ist die Stärkung des einzigen gemeinschaftlichen Umweltprogrammes der EU, Life, das seit 2018 mit Projekten für den Bestäuberschutz aufgewertet wurde. Das Problem: Die Life-Programme stehen nicht unter dem Schutz von EU-Rechten der Habitat-Richtlinien.

Fortschritte

Immerhin hat die Bestäuber-Initiative bei der Erstellung eines europäischen Rahmens für Erhaltungsmaßnahmen Fortschritte erzielt. Die oben genannten drei Politikbereiche seien als ressortüberschreitende Initiativen zu bewerten. Die Integration in die GAP und die Pflanzenschutzrichtlinie steht noch auf der weiteren Agenda. So will die EU-Kommission in der zweiten Jahreshälfte 2021 Konsultationen für einen verbesserten Schutz bei Sachverständigen und Bürgern einholen.

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius: „Der heute vorgelegte Bericht zeigt, dass wir eindeutig mehr tun müssen, um die Hauptursachen ihres [der wild lebenden Bestäuber; roRo] dramatischen Rückgangs anzugehen.“ Dau gehöre die Einbeziehung in die GAP.

Stella Kyriakides sagt als EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: „Wenn ein Wirkstoff für ein Pflanzenschutzmittel genehmigt oder vom Markt genommen wird, ist ein umfassender Schutz von Bienen und anderen Bestäubern stets ein wichtiges Kriterium.“

EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski äußerte sich wie folgt: „Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sind in hohem Maße von Bestäubern abhängig, weshalb ihr besorgniserregender Rückgang aufgehalten werden muss.“ Die künftige GAP ab 2023 stehe im Einklang mit den Zeilen des Green Deals mit „ehrgeizigeren Umwelt- und Klimaschutzzielen“.

Wer engagierte sich?

Die Befragung im Vorfeld zur EU-Initiative brachte mehr als 66.400 Antworten aus allen EU-Mitgliedsländern ein. 98 Prozent kamen von Einzelpersonen, nur zwei Prozent gaben sich als Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche Institute, Berater und öffentliche Stelle zu erkennen. Aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien kamen 56 Prozent der Unterstützer für die Initiative. Mit 18.058 Äußerungen stellte Deutschland die meisten Bekundungen, gefolgt von Frankreich (11.292 Bekundungen) und Großbritannien mit 8.197 Stellungnahmen.

Lesestoff:

[1] Nulltoleranz bei Verschmutzung: https://herd-und-hof.de/handel-/nulltoleranz-bei-verschmutzung.html

Roland Krieg

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