Wildpflanzen für Biogas
Landwirtschaft
Wilde Alternativen für Mais
Der Energiepflanzenanbau für die Biogasanlage wird von einjährigen Pflanzen dominiert. Vor allem Mais gerät durch seinen wiederkehrenden Anbau in Kritik.
Um der Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Energiepflanzenanbau entgegenzuwirken wird die Flächenstillegung im nächsten Jahr abgeschafft. Bislang eine Domäne der bunten Wiesenmischungen zur Erhöhung der Artenvielfalt und Lebensraum für Wildtiere.
Jetzt gibt es Alternativen für den Fermenter und eine Weiterentwicklung der Naturschutzziele, wie es Patrick Rösen von der Deutschen Wildtierstiftung (DWS) gegenüber Herd-und-Hof.de formulierte. Wildpflanzen für Bienen, Wild und Biogasfermenter.
Wildpflanzen im Anbauprojekt
Wenn die stillgelegten Flächen im nächsten Jahr alle wegfallen, müsse der Vertragsnaturschutz gestärkt werden, so Rösen. Interessanterweise gibt es jedoch auch bereits Projekte, die den Anbau nachwachsender Rohstoffe mit den Zielen des Naturschutzes verbinden können. Beifuss, Rainfarn und die Schwarze Flockenblume der Saatgutfirma Zeller beispielsweise sind blühende Beispiele neuer Landschaften. Auf den Feldtagen der DLG in Thüringen wurde die Saatgutmischung vorgestellt. Sie setzt sich aus einjährigen und mehrjährigen Pflanzen zusammen. Ab dem dritten Jahr können die neuen Pflanzenstars geerntet werden. 16 bis 19 Tonnen Trockenmasse pro Hektar sind für Stefan Zeller ein sehr ermutigendes Ergebnis.
Die Vorteile sind vielfältig. Der mehrjährige Anbau spart Arbeitsgänge auf dem Feld. Da die Pflanzen auch nur einmal im Jahr geerntet werden, kommt dieser Turnus den Wiesenbrütern entgegen. Zudem ist der Boden ganzjährig bedeckt, was die Erosion deutlich vermindert und weil es sich um Wildpflanzen handelt, sind keine Pflanzenschutzmittel notwendig, um ihnen die Insekten von Blatt und Stengel zu halten. Die Imker sind von der Pflanzenmischung richtig begeistert, sagt Zeller.
Jetzt wird getestet
Es gibt noch mehr Pflanzen, die dem Mais Paroli bieten können. Wild Malve oder Wasserdost bedecken den Boden auch im Winterhalbjahr. Die Erfahrungswerte stammen allesamt aus dem Projekt „Lebensraum Brache“. Statistisch belastbare Daten will nun die Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) sammeln. Zusammen mit Saatgut Zeller, der DWS und dem deutschen Verband für Landschaftspflege.
Die Pflanzen brauchen insgesamt weniger Dünger, Pflanzenschutzmittel und Arbeit. Hinzu kommt, so die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), eine gute Risikoverteilung. Die breite Anbaubasis verspricht synergistische Effekte in der Pflanzengesundheit und dadurch im Ertrag. Weitere Vorteile? Die Schwarzkittel zählen diese Wildpflanzen nicht zu ihrem Futterportfolio. Das kann in Regionen mit hohem Schwarzwildbestand Entlastung bringen, denn Mais gilt als fördernde Komponente der Bestandsentwicklung. Da die Wildpflanzen auf natürliche Weise bereits standortangepasst sind, könnten diese Mischungen auch für ertragsärmeren Böden von Interesse sein.
Was die Wildmischungen jetzt noch belastbar nachweisen müssen, sind die ökonomischen Parameter Trockenmasseertrag und Gasausbeute. Das macht jetzt die LWG.
roRo; Fotos: roRo (Wildmischung mit Beifuss, Rainfarn und Flockenblume)