Wildschweine und Gänse auf dem Acker
Landwirtschaft
Wildschweinschäden in Hessen nehmen zu
Auch Hessen meldet erhebliche Schäden durch Wildschweine in der Landwirtschaft. „Wildschweine verursachen in Hessen punktuell erhebliche Schäden in Grünland und Ackerkulturen“, vermeldete Hessens Bauernpräsident Friedhelm Schneider vergangene Woche. „Um die Schäden zu begrenzen, ist eine stärkere Bejagung von Schwarzwild dringend erforderlich.“ Unterstützung erhält er von Armin Müller, Vorsitzender des Verbandes der Jagdgenossenschaften.
Nicht nur Schäden an den Pflanzen sind zu beklagen. Es bestehe auch aus tierseuchenhygienischen Gründen „Handlungsbedarf“. In Niederungsgebieten und Flussauen bereiten darüber hinaus Wildgäse zunehmend Probleme durch Fraßschäden an Winterraps und Wintergetreide. Die Tiere zupfen die einzelnen Pflanzen aus oder treten sie in den nassen Boden. Das ist nicht unbedeutend, denn Anfang des Jahres setzten sich im bayerischen Trieb sogar Bauernverband, Naturschutzbehörde und Jagdverband zusammen. In diesem Bereich des Maintals finden zunehmend mehr Wildgänse Rastplätze an den zahllosen Seen. Die Tiere fallen vor allem im Frühjahr über das sprießende Grün der Äcker her. Als eine einfache Möglichkeit, den Wildgänsen Herr zu werden, wird eine Heckenpflanzung empfohlen, die den Gänsen die Sicht zum Wasser versperrt. Ihr möglicher Fluchtpunkt bei Gefahr.
Schon im vergangenen Jahr vermerkte die Jagdgenossenschaft Hessenaue nicht nur eine Zunahme von Schäden durch Wildgänse, sondern auch durch Schwäne, die sich im Raps offenbar besonders wohl fühlen.
Schneider und Müller plädieren für eine Einrichtung eines Fonds, der den Landwirten den Schaden ersetzt.
Konflikt seit 3.000 Jahren
Der Konflikt zwischen Landwirten und Gänsen währt schon seit 3.000 Jahren. Schon die alten Ägypter haben über Schäden durch Wildgänse am Nil geklagt. Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) hat in seinem Gänse-Monitoring 2008 Fraßschäden differenziert. Gut bestocktes Getreide beispielsweise kann nach einer Gänsebeweidung sogar höhere Erträge erzielen. „Allein Fraßschäden beinhalten also noch keine zwangsläufige Aussage über einen tatsächlichen Ernteausfall und dem damit verbundenen betriebswirtschaftlichen Schaden“, heißt es in dem Bericht. Die Grenze zwischen erträglicher und schädigender Beweidung sei nur schwer festzulegen. Beim Kohl ist es eindeutiger. Das Federvieh frisst die Blätter zwischen den Blattrippen ab.
Im Jahr 2006/2007 wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt weniger als sechs Hektar Fraßschäden vermeldet. Mit unterschiedlicher Schadensbreite. In Hagenbach haben 50 Gänse auf 2,5 Hektar Körnermais vernichtet, in Ottersheim hatten 40 Kanadagänse einen Getreideschaden auf einer Fläche von 400 Quadratmeter angerichtet.
Gänse stehen aber auch noch aus einem anderen Gründen im Visier: Auch wenn der Kot nicht gesundheitsgefährlich ist, verschmutzen Gänse Liegewiesen an Badestellen. In Essingen hatte sich ein Golfplatzbesitzer über Verkotung des Golfrasens beschwert.
Auch in Niedersachsen machen Gänse den Bauern zu schaffen. Dort gibt es aber auf 20.500 Hektar einen Vertragsnaturschutz, bei dem sich die Bauern für mindestens fünf Jahre verpflichten, die einfallenden Gänse auf ihren Flächen zu dulden. Für die Einkommensverluste erhalten sie eine Entschädigung. Erst im September hat Umweltminister Stefan Wenzel auf eine kleine Anfrage der FDP bestätigt, dass die bisherige Förderpraxis beibehalten werden soll. Jagdrechtlich soll eine „zeitgemäße und naturnahe Jagd“ angestrebt werden, was zu einer Anpassung der Jagdzeiten und auch zu einer Jagd in EU-Vogelschutzgebieten führen könnte. Vor allem letzteres befindet sich einem „Meinungsbildungsprozess“, wie es das Landwirtschaftsministerium im Mai dieses Jahres bezeichnet hatte. Aus einer frei gehaltenen Rede des Landwirtschaftsministers Christian Meyer habe ein Journalist den Zusammenhang zu mehr Jagd in Naturschutzgebieten „in diesem Punkt falsch“ wiedergegeben. Andere Medien hätten differenzierter berichtet. Generell richtig ist aber die Änderung der Wildgänsebejagung in Niedersachsen.
Lesestoff:
Gänsemonitoring LUWG http://www.luwg.rlp.de Suchbegriff: Gänse
Roland Krieg