Wildverbiss kontra Tierschutz?

Landwirtschaft

Bayernweite Verbissinventur

In England jagen Jagdgegner den Treibjagden hinterher. Die Hege und Pflege des Wildtierbestandes bekommt in der Öffentlichkeit mitunter ein schiefes Bild, wobei dem Rehwild die natürlichen Feinde zur Bestandregulierung ganz einfach schon abhanden gekommen sind. Das weiße Reh in Sachsen wirbelte mehr Druckerschwärze auf, als es sich eigentlich „verdient“ hätte.

Verbiss in Bayern nimmt zu
Seit 1986 hat Bayern zum achten Mal seine Verbiss-Inventur vorgelegt. Danach hat der Verbiss an jungen Waldbäumen durch Rehe, Hirsche, und Gämsen zuletzt wieder zugenommen. Der Anteil der abgefressenen Leittriebe bei Nadelbäumen ist in drei Jahren von fünf auf acht Prozent angestiegen. Bei Laubbäumen sogar von 22 auf 28 Prozent. Das stellte Bayerns Forstminister Josef Miller Ende Oktober bei der Vorstellung des „Forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung“ fest. Er sorgt sich um den Wald: „Die für stabile Mischwälder notwendigen Laubbäume und die gerade im Bergwald unverzichtbare Tanne sind vielerorts im Wachstum beeinträchtigt.“ Es gibt aber sehr große lokale Unterschiede. Bereiche mit akzeptabeln Wildbeständen und sehr starkem Verbiss liegen oft dicht beieinander. In 65 Prozent der 751 Hegegemeinschaften müsse der Abschuss erhöht werden. Bei den anderen könne der Abschuss beibehalten oder auch gesenkt werden. Am geringsten ist mit 21 Prozent die Verbisssituation im Staatswald. Im Kommunalwald und Privatwald liegt sie bei 31 und 30 Prozent. Untersucht wurden 21.540 Verjüngungsflächen mit etwa zwei Millionen Bäumen. Einzelheiten zum Gutachten gibt es unter www.forst.bayern.de in der Rubrik „Jagd in Bayern“.

Tierschutzbund fordert Novellierung des Jagdrechts
Am 03. November wurden zum St. Hubertustag Messen und Jagden abgehalten. In dem Zusammenhang appellierte der deutsche Tierschutzbund an die Bundesregierung, die bereits begonnene tierschutzverträgliche Jagdrechtnovellierung fortzuführen und dem 2002 im Grundgesetz verankerten Tierschutzrecht Rechnung zu tragen.
„Noch immer werden jedes Jahr über fünf Millionen Wildtiere, darunter auch bestandsbedrohte Arten, getötet. Hunderttausende von Hunden und Katzen werden zudem quasi als Freiwild abgeschossen“, erklärte Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Bei der Novelle geht es darum, keine Fallen mehr einzusetzen, „in denen Tiere oftmals über qualvolle Stunden und Tage hinweg jämmerlich verenden.“ Der Tierschutzbund lehnt außerdem die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren und die Verwendung von Bleischrotmunition ab.

roRo

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