„Wir wollen eine GAP mit weiblichem Antlitz“

Landwirtschaft

Lebensläufe zum Internationalen Tag der Landfrauen

Melanie Eppinger

Am Montag erinnerte die spanische Sozialdemokratin Clara Aguilera García zu Beginn der Agrarausschusssitzung des Europaparlamentes an den Internationalen Tag der Landfrauen am 15. Oktober. Bäuerinnen sind das Rückgrat des ländlichen Raums und der ländlichen Entwicklung. Sie wünschte sich eine europäische Agrarpolitik mit weiblichem Antlitz.

Das kommt nicht von ungefähr. Die Feminisierung der Landwirtschaft ist ein globales Phänomen, hatte Ökonomin Bina Agarwal auf dem Tropentag 2017 an der Universität Bonn unterstrichen [1]. Die lokale Landwirtschaft in Asien wird zu 47 Prozent von Bäuerinnen betrieben. In Kambodscha und Bangladesch liegt der Prozentsatz bei über 50 Prozent.

Zwei nicht unähnliche Lebensläufe

Pratima Devi und Melanie Eppiger sind erst über ihren Mann zur Landwirtschaft gekommen. Pratima war allerdings erst 13 Jahre alt, als sie heiraten musste. Heute bewirtschaftet sie zwei Hektar Reis und wusste zunächst nicht, welches Saatgut sie nutzen soll und wann gesät wird. Melanie Eppiger hingegen bewirtschaftet den Betrieb, den ihr Mann 2013 von den Eltern übernommen hatte. 50 Hektar Ackerland und 20 Hektar Streuobstwiesen und im Stall stehen 70 Milchkühe.

Vor rund zehn Jahren hat Pratima Devi an einem Kurs für moderne Landwirtschaft teilgenommen und die lokalen Sorten durch Reishybride ersetzt. Seit dem habe sich der Gewinn verdoppelt, die Kinder können zur Schule gehen und neben dem festen Wohngebäude steht ein Zweiradtraktor.

Melanie Eppinger hat einen eigenen Joghurt entwickelt, den sie über dem Hofladen verkauft. Sie hat Agrarwissenschaften studiert und sagt: „Am Leben als Landwirtin mag ich besonders die Verbundenheit mit der Natur.“

Pratima Devi

Fern und doch nah

Mehr als 7.000 Kilometer Entfernung trennen Melanie Eppinger auf einem Hof in Remseck-Neckarrems bei Stuttgart und Pratima Devi in Chari im Bundesstaat Jharkand im Nordosten Indiens. Aber nicht nur die Lebensläufe weisen Gemeinsamkeite auf. Auch die Aufgaben: Frauen in der Landwirtschaft müssen viele verschiedene Rollen erfüllen. Sie sind Mutter, Ehefrau, Fürsorger und leiten ganze Betriebe oder Betriebsteile.

Corteva Agriscience ist der Agrarbereich des Agrochemiekonzerns DowDuPont und hat zum Internationalen Tag der Landfrauen zehn Portraits erstellt. In den rund vier Minuten langen Filmen beschreiben Landfrauen aus den USA oder Deutschland, aus Indien, China, Kenia oder Indonesien ihre Berufswahl und den Alltag, der nicht immer zielgerichtet im Agrarbereich mündete. Die Filme zeigen die Motivation der Frauen, denen die Landwirtschaft nicht nur Herzenssache ist, sondern wie sie sich wirtschaftlichen Erfolg erarbeitet haben.

„This is my story“ gibt einen Einblick in das Leben der Frauen und die besonderen Herausforderungen, die sie zu überwinden hatten.  So hat Familie Eppinger den Viehhandelskaufmann gewechselt, weil der sich geweigert hatte, mit einer Bäuerin zusammen, die Tiere zu verladen. Plötzlich standen beide sehr nahe beieinander.

Diskriminierung weltweit

Das bestätigt auch die von Corteva Agriscience beauftragte Studie zum Landfrauentag. In allen Erdteilen stoßen die Bäuerinnen auf Diskriminierung. Das reicht von 52 Prozent in den USA bis zu 78 Prozent in Indien. Lediglich die Häflte ist so erfolgreich wie ihr Ehemann, nur 42 Prozent schätzen ihre Chancen als gleichwertig ein und nur 38 Prozent können über das landwirtschaftliche Einkommen allein im Haushalt entscheiden.

Die meisten Frauen haben keinen Zugang zu finanziellen Mitteln und müssen mit einem geringeren Einkommen haushalten. Sie wünschen sich mehr finanzielle Stabilität und eine ausgeglichene Bilanz zwischen Arbeit und Erholung. Wie Pratima Devi wünschen sich 80 Prozent der weltweit befragten Bäuerinnen eine Ausbildung für die Landtechnik  und eine akademische Laufbahn.

Obwohl Frauen weltweit  die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften, werden sie noch immer diskriminiert, klagt Krysta Harden, Direktorin für Nachhaltigkeit bei Corteva Agriscience. Das paust sich bis in die Familie, den Gemeinschaften und die Politik durch. Mehr als zwei Drittel der europäischen Bäuerinnen glauben, die Diskriminierung ist der Agrarindustrie intrinsisch. Auch wenn sich das in den letzten zehn Jahren gebessert habe. Die Europachefin des Konzerns, Clara Serrano, sieht Corteva in der Verantwortung für den Prozess der Geschlechtergerechtigkeit.  

Lesestoff:

https://www.corteva.com/thisismystory

[1] Entwicklungspolitik neu denken: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/entwicklungspolitik-neu-denken.html

Roland Krieg; Fotos: Corteva Agriscience und Screenshot vom Video

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