Wirtschaftskrise in der Landwirtschaft
Landwirtschaft
Politik hat keine Konzepte für die Landwirte
Walter Heidl reist als Präsident der bayerischen Bauern durch den Freistaat und findet nur schlechte Stimmung auf den Höfen vor. Auf dem Kreisbauerntag in Deggendorf fasste er in der letzten Woche zusammen: „Viele Landwirte ächzen nicht nur unter den skandalösen Preisen, sie werden von den Problemen sprichwörtlich erdrückt.“ Die Politik lege mit immer neuen Auflagen und Regelungen nach und stelle Betriebe vor unlösbare Aufgaben – bis hin zur Aufgabe der Tätigkeit.
Im Sommer 2015 hat der Bayerische Bauernverband einen Forderungskatalog für Berlin und Brüssel zusammengestellt. Neben absehbaren Liquiditätshilfen forderten die Bauern ein „Moratorium für neue bzw. zusätzliche Auflagen, um verstärkten Strukturwandel bei bäuerlichen Familienbetrieben zu vermeiden.“ Heidl beklagte in Deggendorf die vergebliche Mühe, weil das Moratorium nicht umgesetzt wurde. Es fehlen nach wie vor auch Konzepte gegen die Marktmacht der Lebensmittelunternehmer. Heidl hat weitere Forderungen angekündigt: „Es geht jetzt um nicht weniger als um die Existenz der bäuerlichen Familienbetriebe.“
Egal ob kleine oder große Betriebe
Auch die Brandenburger Landwirte brauchen dringend höhere Erlöse. Eine kostendeckende Produktion ist derzeit nicht möglich, stellt der Landesbauernverband Brandenburg fest. „Milchgrundpreise von 23 Cent je Liter und Schweinepreise von 1,31 Euro je Kilo Schlachtgewicht lassen den Betrieben keine Spielräume und bringen sie in Existenznöte“, klagt der Bauernverband. Die Brandenburger fordern ein Umdenken bei Handel, Verarbeiter, Molkereien und Schlachtbetriebe. Der Bauernverband rechnet vor, wo das Geld bleibt: Der Handel verkauft das Kilo Schweinefleisch für 6,30 Euro. Damit bleiben lediglich 20 Prozent für die Erzeuger. Brandenburg kämpft derzeit zusätzlich gegen das erfolgreiche Volksbegehren Massentierhaltung. Weitere Verschärfungen der Tierhaltung seien nicht mehr zu bezahlen.
Milchbauern erwarten Signale
Der Milchausschuss im Landvolk Niedersachsen erwartet klare Signale, teilte er nach seiner Sitzung Mitte Februar mit. „Unsere Landwirte benötigen jetzt dringend ein Signal der Ermutigung und des Aufbruchs“, sagte Vorsitzender Heinz Korte. Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel stehen vor Preisverhandlungen. Wer mehr Tierwohl fordert, der müsse es auch honorieren, lautet der Appell an den Handel. Höhere Preise dürften aber nicht nur für Milch, sondern auch für Käse und Pulver gelten. Nach wie vor lehnt das Landvolk Niedersachsen staatliche Eingriffe in den Markt ab und setzt auf Verbesserungen der Lieferbedingungen zwischen Milchbauern und Molkereien. Vorstellbar sei eine Margenabsicherung, wie sie in den USA eingeführt wurde [1].
Lesestoff:
[1] US Dairy Margin Protection Program
Roland Krieg