Woher kommt das Ökoschwein?

Landwirtschaft

Herkünfte für das Ökoschwein finden

Alte Nutztierrassen sind „in“. Das Schwäbisch Hällische Schwein oder das Bunte Bentheimer Schwein kennen mittlerweile auch städtische Verbraucher, die in dem Fleisch dieser Tiere „die gute alte Zeit“ wieder entdecken wollen. Auf der anderen Seite reichen die Tiere längst nicht aus, den Fleischbedarf zu decken. Von einer ökologischen Zucht sind die kleinen Herden auch noch weit entfernt. Auf der EuroTier in Hannover diskutierten Wissenschaft und Praktiker, welche Herkünfte denn überhaupt für die ökologische Schweinefleischerzeugung geeignet sind.

Rasse gehört zur Vermarktung
Nach Prof. Horst Brandt von der Universität Gießen gehört gerade bei den beiden Schweinen die Rasse zur Vermarktungsstrategie, weswegen die Bauern mit diesen Tieren erfolgreich wirtschaften können. Wie aber sieht es beim Mangalitzer Wollschwein oder dem Turopolje aus? Tiere die fast nur Spezialisten kennen, aber eben auch alte standortangepasste Schweinerassen sind.
Eine Studie von Prof. Brandt hat gezeigt, dass die Ökobetriebe, die unter den gleichen wirtschaftlichen Zwängen arbeiten, am besten mit der verbreiteten Methode fahren, konventionelle Schweinerassen aufkaufen und ökologisch halten.
Das bestätigt auch Jan Hempler von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der bei seinen Beratungen auf den Ökobetrieben die verschiedensten Herkünfte vorfindet. Letztlich sei das eine Entscheidung des Betriebsleiters. Bentheimer und Schwäbisch Hallesche Schweine dienen vor allem dem regionalen Alleinstellungsmerkmal. Wer diese „Nische in der Nische“ bedienen kann, der habe auch Erfolg, so Hempler.
Peter Linz vom Antoniushof in Fulda lüftet das Geheimnis seines Ökobetriebes: Er verwendet die F1-Generation aus Yorkshire und Landrasse und kreuzt sie mit einem Eber aus Hampshire/Duroc. Haltung und Fütterung machen aus dem Schwein ein „altes“ mit 140 Kilogramm Mastendgewicht. Die Tiere sind stärker, werden älter und verfetten nicht.

Ökoverbraucher wollen Magerfleischanteil
Die Verbraucher wollen zwar auf der einen Seite die alten Schweinerassen in den Ställen sehen, aber sie wollen in punkto Ernährung den Gesundheitsaspekt mit magerem Fleisch nicht außer acht lassen. Das ist mit den alten Schweinerassen nicht zu schaffen. Auch die Preismasken auf der Erzeugerebene sind nicht danach ausgelegt, so Hempler.
Möglicherweise gibt es die Ökoschweinerasse auch noch nicht. Die Ökohaltung erfordert ganz bestimmte Merkmale, die auch bei den alten Rassen nicht unbedingt vorhanden sind. Die Sauen von Peter Linz werfen nur zwei Mal im Jahr und er kann 21 Ferkel lebend von der Sau absetzen.

Neue Merkmale definieren
Mütterlichkeit und kleinere Würfe, die stärkere und gesündere Ferkeln hervorbringen entsprechen der Ökotierhaltung schon eher. Die Sauen geben ihren Ferkeln sechs Wochen Milch. Für die Außenhaltung sind stressstabile Schweine erforderlich – Eigenschaften, die es in alten Rassen gibt. Eigenschaften, die aber auch in der konventionellen Züchtung wenig Beachtung finden, erklärt Prof. Brandt.
So müssten die Herkünfte für die ökologische Schweinehaltung doch erst noch definiert werden, dass es für die Bauern wirtschaftlich und für die Verbraucher gesund bleibt. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Die alten Rassen züchterisch weiterzuentwickeln ist schwierig, weil der Genpool zu klein für den Zuchtfortschritt ist.

Roland Krieg

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