Wohlstand ohne CO2

Landwirtschaft

Bali: Zwei Jahre Verhandlungen für die Klimapolitik

Ab heute treffen sich bis zum 14. Dezember auf Bali Politiker, Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen zur UN-Konferenz über das Klima. Im Idealfall liegt bis 2009 ein weltweit gemeinsames Klimaabkommen vor, dass ab 2012 das Kyoto-Protokoll beerben soll. Wohlstand ohne CO2, wie es Germanwatch beschreibt, bedeuten für USA und EU mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, vom hohen Kohlendioxidniveau drastisch herunter zu kommen und bei den Entwicklungsländern eine Wohlstands-Entwicklung zu forcieren, die dort den derzeitigen CO2-Stand einfriert. Dann kommt nach Prognose der Weltklimaberichte der UN die Menschheit mit einem blauen Auge davon.

3 x R und ein großes S
In Bali geht es um mehr als um ein Nachfolgeprotokoll für Kyoto. Kyoto steht für Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Bali hingegen, so Prof. Udo Simonis vergangene Woche in der Wochenzeitschrift „Freitag“, müsse für die drei „R“ und das große „S“ stehen: Reduce, Reuse, Recycle und Sequestrierung von CO2.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel formulierte im Berliner Tagesspiegel seine Erwartungen an Bali vorsichtig: „Die eigentliche Kunst wird sein, so konkret zu werden, dass die Botschaft an die Welt nicht nur ist: Wir treffen uns im kommenden Jahr noch mal. Aber auch nicht so konkret zu werden, dass die Inder, die Chinesen und die Amerikaner gleich wieder aussteigen.“
Germanwatch sieht in seinem Hintergrundpapier die Erwartungen an Bali an die Millenniums-Entwicklungsziele geknüpft: „Die Rahmensetzung muss sich am Kriterium einer Kohärenz zwischen Entwicklungs- und Umweltzielen orientieren. Dies bedeutet einerseits eine Kohärenz der ... genannten Klimaziele mit denen der Energiesicherheit, andererseits muss die Rahmensetzung für eine Entkarbonisierungsstrategie in Schwellen- und Entwicklungsländern so ausgerichtet sein, dass diese – was Treibhausgasverringerung und Anpassung angeht – die Millenniums-Entwicklungsziele unterstützt und nicht untergräbt.“
Auf Bali geht es in den nächsten elf Tagen hauptsächlich um Politik.

Die Regenwälder gemeinsam bewirtschaften
Eines der wichtigen Themen auf Bali wird die Waldinitiative sein, mit der die Zerstörung der Regenwälder aufgehalten werden soll.
Die tropischen Regenwälder nehmen nicht nur eine herausragende Stellung als Kohlendioxidsenke ein, sondern deren Abholzung trägt bis zu 25 Prozent den Anteil an der CO2-Emission. Ökonom Alain Karsenty vom französischen Agrarforschungsinstitut CIRAD hat sich Ende letzter Woche deshalb Gedanken gemacht, wie die Abholzung der Regenwälder gestoppt werden könnte.
Derzeit gilt das Hauptaugenmerk auf einer Entschädigung der Ländern mit Regenwäldern in Höhe des verringerten Holzeinschlags: auf der Basis einer Abholzungsperiode in der Vergangenheit oder eines zukünftigen Szenariums bei aktueller Nutzungsrate. Das allerdings läge weit hinter den Zielen eines Einschlagstopps zurück, meint Karsenty.
Immer mehr internationale Körperschaften und Abkommen beziehen sich auf die Regenwälder und fast jedes Land hat irgendwelche Konventionen in diese Richtung unterschrieben. Weil sich nationale und internationale Übereinkommen daher immer mehr annähern, wäre ein weltweit gemeinsames Waldregime denkbar.
Der Ökonom steht Emissionsrechten skeptisch gegenüber, weil eine große Menge an „Verschmutzungsrechten“ deren Preis senken würde und keine Auswirkungen auf Konsumveränderungen hätte.
Karsenty unterstützt einen “Weltweiten Wälder Fonds”, der von französischen NGO und der Weltbank präferiert wird und die Holznutzung unabhängig vom CO2-Markt macht. Auch Brasilien drängt in diese Richtung. „Der Fonds sollte Land- und Forstwirtschaft strukturell unterstützen. Es gibt drei Prioritäten. Bezogen auf den Landbesitz, ist es für die Bevölkerung wichtig, dass eigene Besitzverhältnisse geschaffen werden. Bezogen auf die Kleinbauern, muss die lokale Bevölkerung in die Lage versetzt werden, eher ihre Anbaumethoden zu modifizieren, als ihnen Geld für einen „überwachten Gartenbau“ zu geben. Und bezogen auf die Forstwirtschaft, müssen Gesetze gegen illegalen Holzeinschlag schärfer angewandt werden.“

Lesestoff:
Den Hintergrundbericht von Germanwatch finden Sie unter: www.germanwatch.org
Das CIRAD finden Sie unter www.cirad.fr. Alain Karsenty forscht über die Möglichkeiten der Umsetzung eines internationalen Waldregimes unter Berücksichtigung nationaler Forstpolitiken.

VLE

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