World of Meat

Landwirtschaft

Globale Fleischwelt bis Ende September

Argentinien

In der ersten Jahreshälfte 2021 ist die Erzeugung von Schweinefleisch in Argentinien um 8,5 Prozent  auf 344.000 Tonnen gestiegen. Seit rund zehn Jahren wächst die Schweineerzeugung im Land jährlich um neun Prozent. 2020 wurden bereits 655.304 Tonnen Schweinefleisch produziert, von denen 43.000 Tonnen exportiert wurden. Zum einen haben ausgeglichene Preise zwischen Schweine- und Rindfleisch die heimische Nachfrage belebt, vor allem aber die Nachfrage aus China. Peking hatte allein in diesem Jahr schon 22.800 Tonnen im Wert von 4,45 Millionen US-Dollar importiert. Die Marktberater von IES sehen eine kontinuierliche Verschiffung von Schweinefleisch nach China. Mit Ausnahme der Feedlots, in denen Rinder mit Getreide gefüttert werden, sind die Gewinne derzeit so hoch wie noch nie. Die Rinderhaltung gewinnt in ländlichen Regionen vor dem Hintergrund hoher Inflation und mangelhafter Verfügbarkeit eines Bankkontos als Wertbestand an Bedeutung. Die Regierung hat die Umwandlung von Pesos in US-Dollar streng begrenzt. Nach dem Verkauf der Ernte wird der Erlös zuerst in Betriebsmittel und dann in Kälber investiert, die sich erweisen sich als inflationsresistent. Die Feedlots im Lohn oder auf der eigenen Farm sind mit einem Anstieg der Maispreise um 50 Prozent unrentabel geworden. Besser weg kommen die Feedlots im Norden des Landes, bei denen der Mais direkt um die Betriebe wächst und die geringsten Transportkosten aufweist.

Argentinien

Das Andenland darf 29.500 Tonnen Rindfleisch in die EU exportieren. Das hochwertige Fleisch muss aber aus der Weidehaltung stammen. Hauptziel ist Deutschland. Seit die Argentinier ihre Rindfleischproduktion von Weideland auf Feedlots umstellen zertifiziert die Tiergesundheitsbehörde SENASA die für den Export zugelassenen Betriebe immer strenger. Im Juni 2020 gab es von ehemals 12.000 zugelassenen Exportbetrieben nur noch 2.500. Mittlerweile hat sich die Zahl wieder verdoppelt. Die Betriebe nutzen die EU-Quote und die Hilton-Quote für die Lieferung nach Großbritannien nahezu vollständig aus, berichtet das USDA.

Australien

Das Markenprogramm „Meat Standards Australia“ (MSA) deckt nach eigenen Angaben jetzt mit 3,3 Millionen Schlachtrindern 53 Prozent des nationalen Marktes ab. Die Zahl der teilnehmenden Marken für Rind und Lamm ist in den letzten 12 Monaten auf  205 gestiegen. Für die Rindfleischproduzenten erzielt das MSA im Wirtschaftsjahr 2021/22 zusätzlich 157 Millionen australische Dollar an Einnahmen. Für das MSA produzieren aktuell 40.000 Rinder- und 26.000 Schafhalter.

China

Die Preisimplosion von knapp 55 Yuan pro Kilo SG auf unter 25 Yuan in wenigen Monaten in China führt Ökonom John Strak von „Whole Hog“ auf das anhaltende Infektionsgeschehen bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und früheren Schlachtungen des aktuellen Bestandes zurück. Diese Theorie impliziert illegales Schlachten und einschleusen infizierter Tieren in die Lebensmittelkette. Die ASP ist für den Menschen ungefährlich. Dennoch verfolgt die Regierung ein striktes Regiment der Keulung zur Eindämmung der Epidemie. Als andere Gründe für den Preisverfall können saisonale Effekte, Grauimporte und Differenzen zwischen gemeldeten Importmengen und tatsächlicher Versorgung mit Schweinefleisch. Sicher der Angebotsüberhang, den Peking zum Auffangen des fallenden Preises korrigieren werden wird – zu Lasten der Exporteure, die bislang auf Chinas Nachfrage setzen durften. Heißt: Intervention.

China

Das Landwirtschaftsministerium hat die Zahl der Zuchtsauen nach unten korrigiert. Statt 40 bis 43 Millionen Sauen sollen für die Jahre 2021 bis 2025 lediglich 37 bis 41 Millionen Sauen zur Verfügung stehen. Ziel bleibt eine ausreichend große Sauenzahl für ausreichend Ferkel für die Schweinemast. Die Regierung teilt die Betriebe künftig in drei Zonen ein. In der „grünen Zone“ fluktuiert die Zahl der Sauen im normalen Bereich und die Betriebe müssen nicht unterstützt werden. Für die „gelbe Zone“ und vor allem in „roten Zone“ mit Bestandsveränderungen von mehr als zehn Prozent erfordere behördliche Hilfe für eine Aufstockung. Betriebe, die mehr als 500 Tiere zum Schlachthof versenden, müssen ihre Daten an die Regierung übermitteln.

Europa

Die Schweine haben sich in Europa ungleich verteilt. Deutschland hat vor allem wegen der Afrikanischen Schweinepest einen Bestandsrückgang von 5,5 Prozent im Mai zu verzeichnen gehabt und stehen auch wegen der Tierwohlanforderungen auf der Kippe. Die Dänen halten drei Prozent mehr Schweine. Bislang haben die wichtigsten Ferkelexporteure wie Dänemark und Spanien ihre Lieferungen in die EU nicht beschränken müssen, berichtet Marktexperte John Strak von „Whole Hog“. Die geringen Margen zeichneten einen Sektor aus, der alles andere al in einem gesunden ökonomischen Zustand ist.

Großbritannien

Die Britische Vereinigung der Fleischindustrie (BMPA) lotet eine neue Krise aus. Schon 2018 gab es eine Knappheit an CO2, das von der Verarbeitungsindustrie für Verpackungen genutzt wird, um die Produkte länger haltbar zu machen. Jetzt reichten die Vorräte nur noch 14 Tage, warnt der Verband Ende September. Ohne CO2-Schutzgas reduziert sich die Haltbarkeit um fünf Tage. Das Gas stammt im Wesentlichen aus der Düngemittelindustrie. Wegen gestiegener Kosten für Energie und Rohstoffe hat der Hersteller CF Industries zwei Fabriken in Großbritannien vorübergehend stillgelegt. Knappes CO2, der Mangel an Lastkraftfahrern und Stillstand bei der Verarbeitung störe die Abnahme von Schwein, Rind und Lamm und vergrößere die Regallücken im Handel. Speziell die Geflügelindustrie warnt vor einem Mangel an Geflügelfleisch zu Weihnachten.

Großbritannien

Den Briten wird auch das Rindfleisch knapp. Seit 12 Monaten halten sich Angebot und Nachfrage so gerade die Waage. Die Rinderherde sinkt nach Angaben des walisischen Fleischverbandes im zweiten Jahr infolge. Seit 2019 ist die Rinderherde um 1,4 Prozent zurückgegangen, was sich kurzfristig auch nicht ändern wird. Die Zahl der Rinder jünger als 30 Monate zeigt sich stabil. Lediglich die Zahl der Kälber unter 12 Monate ist um ein Prozent gegenüber 2020 angestiegen. Zwischen Januar und Mai 2021 wurden mit 1,1 Millionen Schlachtrindern die wenigsten seit 2015 geschlachtet. Auf der Nachfrageseite sind die Pandemie und veränderte Märkte seit dem Brexit für die mangelnde Marktstimulanz verantwortlich. Allerdings hat Rindfleisch mit rund vier britischen Pfund pro Kilo im April einen Rekordpreis an der Theke erreicht.

Mexiko

Die Marktprognose für Geflügelprodukte im Jahr 2022 geht von einem Anstieg auf 3,9 Millionen Tonnen aus. Das ist der Äquivalenzwert von Fertigprodukten für alle Erzeugnisse von Fleisch, über Eier bis zu Truthühnern. Der Anstieg von vier Prozent gegenüber 2021 resultiert aus einer steigenden Binnennachfrage, obwohl die Verbraucherpreise für Geflügelprodukte das höchste Niveau der vergangenen seit 20 Jahre erreicht haben. Zwar sind die Anteile für den Fleischkonsum im mexikanischen Haushaltseinkommen zurückgegangen. Aber die steigende Nachfrage bei mittleren und höheren Einkommen  gleicht den Nachfragerückgang bei geringen Haushaltseinkommen mehr als  aus. Die Nachfrage resultiert aus dem Gesundheitsstatus „Frei von Geflügelpest“ und der wieder geöffneten Gastronomie. Preise und Konsum schreiten dem Bevölkerungswachstum von einem Prozent im nächsten Jahr voran. Was die Mexikaner nicht selber produzieren können, kommt hauptsächlich aus den USA.

Neuseeland

Mit dem formellen Beitritt Chinas zum Pazifischen Handelsabkommen (CPTPP) hofft die neuseeländische Fleischindustrie auf einen neuen Markt für Rind- und Schweinefleisch. Wie viele Tonnen die Hoffnung wiegt, hat der Verband nicht mitgeteilt.

Österreich

Das Alpenland weist zwei gegenläufige Trends auf. Im Jahr 2020 wurden mit 4,9 Millionen Tonnen tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier und Fisch sieben Prozent über dem langjährigen Durchschnitt erzeugt. Im gleichen Jahr sank der Fleischkonsum pro Kopf und Jahr um sechs Prozent unter den Zehnjahres-Schnitt und lag bei 90,8 Kilogramm. Der Selbstversorgungsgrad bei Milch inklusive Joghurt liegt bei 177 Prozent, für Rind- und Kalbfleisch bei 145 Prozent, bei Käse einschließlich Schmelzkäse bei 111 Prozent und bei Schweinefleisch bei 106 Prozent. Was nicht gegessen und getrunken wurde, ging als Export über die Grenzen.

Paraguay

Nach rund 610.000 Tonnen Rindfleisch in diesem Jahr wird Paraguay im nächsten Jahr wohl 6,5 Prozent weniger schlachten und nur auf eine Menge von 570.000 Tonnen Schlachtgewicht kommen. Ungünstiges Wetter reduziert die Futterversorgung und für Farmer sind die Rinderpreise um 70 Prozent angestiegen. Rund 2 Millionen Rinder werden in speziellen Exportschlachthöfen geschlachtet, und jeweils rund 200.000 Rinder werden in kleinen und mittleren sowie auf betrieblichen Schlachtstätten, die zum Teil staatlich betrieben sind, geschlachtet. Das Schlachtgewicht 2022 wird um drei Kilogramm höher als 2021 und auf durchschnittlich 238 kg geschätzt. Wegen der guten Schlachtpreise wurden in diesem Jahr Rinder früher geschlachtet. Der Export wird durch die steigende Nachfrage und guten Schlachtpreise befeuert. Im nächsten Jahr könne sich die Branche von den negativen Effekten der Pandemie aus dem Jahr 2020 erholt haben. Von den landesweit 14 Millionen Rindern steht mehr als die Hälfte im Osten des Landes und wird von 124.000 Farmern versorgt. Im Westen sind es nur 13.600 Betriebe. Die Absetzerquote ist mit 48 bis 52 Prozent wegen klimatischer Herausforderungen und mangelndem Management gering. Mit dem Einstieg der jungen Nachfolgegeneration steigt aber das Management.

Paraguay

Mit zwei Milliarden US-Dollar hat Paraguay in den ersten drei Quartalen einen Rekord beim Export von Fleisch und Fleischprodukten von Rind, Schwein und Geflügel hingelegt. Das sind 70 Prozent mehre als im vergangenen Jahreszeitraum. An Rindfleisch sind 211.650 Tonnen über die Landesgrenze gegangen. Hinzu kamen 38 Millionen Tonnen Innereien.

Ukraine

Der ukrainische Geflügelverband warnt vor einem Mangel an Antibiotika gegen Kokzidiose. Ohne entsprechende Antibiotika erhöhe sich die Sterblichkeit auf 80 Prozent und treffe vor allem die großen Betriebe. Der Mangel resultiert aus einem Importstopp seit Mai 2021, weil entsprechende Veterinärzertifikate nicht auf den neuesten Handelsstand gebracht wurden. Kokzidiostatika sind nicht eindeutig als Antibiotika oder Futterzusatzstoff deklariert. Ein Entwurf für die Regulierung durch das Gesundheitsministerium liegt seit Februar 2021 vor, wurde aber nicht weiter bearbeitet.

USA

Marktexperte und Herausgeber von „Whole Hog“, John Strak, geht nach einem Minus des aktuellen Schweinezensus in den USA für das erste Halbjahr von weiter sinkenden Beständen von Zuchttieren, Sauen und Masttieren aus. Hitze und Trockenheit haben das Futter verteuert, es gibt Berichte von PRRS-Ausbrüchen und Fachkräftemangel auf den Betrieben und den Schlachtereien. Bis zum Jahresende geht Strak von einem weiteren Minus von zwei Prozent aus – mit festen Schlachtnotierungen.

Thailand

Mit langsamer wirtschaftlicher Erholung steigt auch die Erzeugung von Geflügelfleisch an. In diesem Jahr soll es ein Plus von einem, 2022 sogar ein Plus von drei Prozent geben. Die Zahlen überraschen, weil die Futterkosten um mehr als 12 Prozent angestiegen sind und für 2022 keine Erholung in Aussicht steht. Thailand erwartet, dass China im kommenden Jahr mehr Betriebe für den Export zertifiziert. Aktuell haben 22 von 31 vom Landwirtschaftsministerium vorgesehenen Geflügelfarmen die Exportlizenz nach Peking.

Türkei

Die Futterpreise für Geflügel sind in den vergangenen Monaten um bis zu 60 Prozent angestiegen. Das erlaubt nur eine geringe Ausweitung der Erzeugung auf 2,17 Millionen Tonnen Geflügelfleisch, einem Plus von 1,5 Prozent gegenüber 2020. Die Prognose für 2022 bleibt auf vergleichbarem Niveau. Infolge dessen steigen die Konsumentenpreise für Geflügelfleisch stark an.

roRo / VLE

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