World of Meat
Landwirtschaft
WOM bis Ende November
Tierhaltung und Fleischkonsum werden in Deutschland heiß diskutiert.
Was passiert im Rest der Welt?
Australien
Nach den Dürren der vergangenen Jahre haben australische Rinderhalter in diesem Jahr ihre Herden deutlich aufgestockt. Ende 2021 sollen 26,3 Millionen Rinder auf den Betrieben stehen. Das sind 1,74 Millionen mehr als 2019. Der Aufbau geht bis in das nächste Jahr mit 27,8 Millionen Rindern weiter. Basis für den Aufbau sind ausreichende Niederschläge und gute Futtergrundlagen – was aber zur Verringerung der Schlachtrinder führt. Trotz Kompensation über höhere Schlachtgewichte sinkt die Rindfleischerzeugung um 1,2 Millionen Tiere. Mit 6,38 Millionen Schlachtrindern wird dieses Jahr das seit 36 Jahren größte Tief erreicht. Während die Preise für ein Kilogramm Schlachtrind die Schallmauer von zehn Australischen Dollar durchbrochen haben, führt der Rindermangel zu einem Minus des Rindfleischexportes um 12 Prozent auf 1,3 Millionen Tonnen.
Brasilien
Zwei BSE-Fälle in Brasilien haben den Rindfleischmarkt ins Chaos gestürzt. China hat Brasiliens Rindfleisch auf die schwarze Liste gesetzt und auch Ägypten und Saudi-Arabien haben den Import gestoppt. Im Oktober lag die Hälfte der Exportkapazitäten auf Halde. Hohe Arbeitslosigkeit und Inflation haben den heimischen Absatz ebenfalls gebremst, so dass der Binnenmarkt kein Ventil für den Verlust im Export ist.
Brasilien
Mit Symptomen wie die Geflügelpest ist auch die Newcastle Disease eine hochansteckende Viruserkrankung für Geflügel. Der letzte Ausbruch der meldepflichtigen Krankheit im Land war 2006. Antikörper in Hinterhofgeflügel zeigen zwar nicht an, ob die Krankheit aktuell wieder grassiert. Aber die Nähe zu großen Betrieben gilt nach einer aktuellen Studie als hohes Sicherheitsrisiko. Mit Informationen und Ausbildungsmaßnahmen sollen die kleinen Geflügelhalter über ihre Verantwortung für den Sektor informiert werden.
China
Die chinesische Regierung hält Mitte November Tausende von Studenten in den Wohnheimen in Dalian wegen mehrfacher Ausbrüche von Covid-19 fest. Die Stadt in Norden des Landes – gegenüber Nordkorea gelegen – hat bis auf weiteres alle Importe von gekühlten Produkten, wie Fleisch, gestoppt. Allein in den Kühllagern sind mehr als 163 Covid-Erkrankungen festgestellt worden. Die Stadt weist rund ein Drittel der Kühllagerkapazitäten des gesamten Landes auf wird den Warenkreislauf von Kühlprodukten empfindlich stören.
Dominikanische Republik
Lediglich in drei von 31 Provinzen sind noch frei von der Afrikanischen Schweinepest. Präsident Luis Abinader hat für Schweinehalter rund 1,27 Millionen US-Dollar Hilfe bereitgestellt. Das Geld soll die Zeit überbrücken, bis die Landwirte ihre Bestände wieder sicher aufstocken können. Landwirtschaftsminister Limber Cruz sagt, dass alle Halter in das Programm eingebunden sind. Bislang hat das Land bereits 9,31 Millionen US-Dollar für die Schweinehalter ausgegeben. Es wurden rund 74.000 Schweine gekeult.
Estland
Die finnische HKScan ist einer der bedeutendsten Fleischprodukterzeuger im Norden Europas und dem Baltikum. In Estland hat die Firma mit der Marke „Rakvere“ (1250 noch vor dem Deutschen Orden als Wesenburg gegründet) neue Fleisch-Fertiggerichte auf den Markt gebracht. Es wird zu 100 Prozent estnisches Fleisch für verschiedene Rezepturen mit Schweinefleisch, Innereien von Schwein und Geflügelfleisch in vollständig recycelbaren Verpackungen verwendet, die als warme Mahlzeit zu Hause oder im Büro innerhalb von drei Minuten erhitzt sind.
Großbritannien
Die offiziellen Daten aus Großbritannien zeigen einen Rückgang der Antibiotikanutzung in der Tierhaltung um 50 Prozent innerhalb der letzten sechs Jahre. Einen deutlichen Rückgang von 74 Prozent weisen auch die so genannten Reserveantibiotika auf, die 2020 nur noch einen Anteil von 0,5 Prozent am Gesamtmarkt hatten.
Großbritannien
Das Landwirtschaftsministerium hat die Vorschriften für das Register von Schafen und Ziegen für Halter, Verpächter, die Herden auf ihr Land lassen und für die Aufgabe der Haltung erneuert. Wer beispielsweise keine Schafe und Ziegen mehr halten will muss innerhalb einer 30-Tage-Frist an die Agentur für Tier- und Pflanzengesundheit melden.
Haiti
Für Experten ist es keine Überraschung, dass sich auf der gemeinsamen Insel von Haiti und der Dominikanischen Republik die Afrikanische Schweinepest bis an die Westküste von Haiti im nördlichen Landesteil ausgebreitet hat .Seit dem 26. August hat es bis Ende November elf bestätigte ASP-Ausbrüche gegeben. Die Internationale Organisation für Tiergesundheit (OIE) wurde erst Wochen später informiert. In einem der ärmsten Länder der Welt ist die Hinterhofhaltung dominant, es gibt keine Biosicherheitsmaßnahmen und nur verringerte Testkapazitäten.
Paraguay
Die nationalen Behörden verzeichnen 2021 mit 283.214 Tonnen Rindfleisch ein historisches Exportvolumen bis einschließlich Oktober. Die Exporte hatten einen Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar. Fast die Hälfte ging nach Chile, 70.000 Tonnen nach Russland, rund 25.000 Tonnen jeweils nach Brasilien und Taiwan. Israel hat gut 15.000 Tonnen Rindfleisch aus Paraguay importiert. Im November ist eine Delegation aus den USA im Land unterwegs und prüft, ob auch Exporte in den Borden möglich sind. Der Fleischverband hofft auf ein Volumen von 20.000 Tonnen. Das entspräche den Exportmengen aus Argentinien und Uruguay.
Polen
Polen ist der größte Erzeuger und Exporteur von Geflügelfleisch in der EU. In den vergangenen fünf Jahren hat der Sektor jährlich um sieben Prozent zugelegt und gilt als Best-Performer im Agrarbereich. Da Polen nahezu Selbstversorger ist und kaum noch ein Wachstum im Konsum verzeichnet, lassen sich die bestehenden Anlagen und Haltungen nicht mehr vervielfachen. Vor allem mit niederländischer Technik werden die Ställe auf mehr Tierwohl und höherer Wertschöpfung umgebaut.
Spanien
Der weltweit größte Fleischkonzern JBS aus Brasilien will in drei Jahren in Spanien mit der Produktion von Fleisch aus Zellkulturen starten. Für das spanische „Clean Meat“ zeichnet die vor vier Jahren gegründete „Biotech Foods“ verantwortlich, die von JBS übernommen wurde. Die für 36 Millionen Euro geplante Pilotanlage in San Sebastian soll bereits Mitte 2024mit der Produktion beginnen.
Spanien
Auf dem 50-Jahrestag der spanischen Notifizierungsstelle für Agrarprodukte, Mercolleida, unterstrich Generaldirektor Miquel Àngel Bérges den Erfolg der spanischen Schweinefleischindustrie durch die integrierte Produktion. Quantität und Effizienz haben das Land auf Platz drei der globalen Schweineproduzenten gebracht. Dazu gehören die Ausweitung der Schlacht- und Gefrierkapazitäten sowie die internationale Ausrichtung. Es ist sogar noch Luft nach oben, weil die Schlachtkapazitäten mehr als die Produktion gewachsen sind. Bislang kommt die Branche mit spanischen Ferkeln aus.
Südkorea
Jung-dae Lee hat die Schweinefarm seines Vaters in Sinsari-ri auf halbem Weg zwischen Seoul und der nordkoreanischen Grenze übernommen. Den Betrieb mit 1.500 Sauen aus dem Jahr 2014 hat er 2019 um zwei neue Ställe erweitert und erst im Oktober 2021 eine vierte Einheit mit 400 Sauen eröffnet. Neben der Pandemie macht der Mangel an Facharbeitern die Arbeit beschwerlich, berichtet Lee im Magazin Pig Progress. Ständig neue Umweltauflagen und Anforderungen an die Biosicherheit belasten die Schweinehaltung in Südkorea. Er liegt mit 27,4 abgesetzten Ferkeln pro Jahr fünf bis sechs Ferkel über dem aktuellen Landesdurchschnitt. Für die Modernisierung des Betriebes setzt Lee auf die automatischen Fütterungssysteme und Ventilationssysteme der niederländischen Firma „Fancom“. Mit Yorkshire-Sauen und Landrasse-Eber setzt Lee auf dänische Genetik. Lediglich 20 Prozent der südkoreanischen Betriebe produzieren nach europäischem Standard. Nach neuester Gesetzgebung sind Luftfilter für die Reduzierung von Emissionen Pflicht. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Nordkorea sorgt Lee und seine Berufskollegen, die mittlerweile hohe Biosicherheitsmaßnahmen einhalten müssen.
Südkorea
In einer von sieben Ministerien gemeinsam verfassten Erklärung heißt es nach verschiedenen nationalen und internationalen Medienmitteilungen, dass eine Arbeitsgruppe ein Verbot von Hundefleisch erarbeiten soll. Mit sinkender Tendenz werden jährlich noch immer zwischen einer und 1,5 Millionen Hunden verspeist, die auf Hundefarmen aufgezogen und in Restaurants serviert werden. Nach dem Verbot entsteht eine Bedarfslücke für anderes Fleisch.
USA
Die US-Exportorganisation für Fleisch meldet einen Rückgang bei Schweinefleischausfuhren nach China von 23 Prozent auf 620.000 Tonnen in den ersten drei Quartalen 2021. Verarbeitetes Fleisch hingegen nahm um 24 Prozent auf 260.000 Tonnen zu. Einen Einbruch erlebte das Geschäft mit frischem und gekühltem Schweinefleisch nach China um 40 Prozent auf 360.000 Tonnen. Insgesamt haben die USA 2,24 Millionen Tonnen Schweinefleisch exportiert. Ein deutliches Plus von 27 Prozent haben die Ausfuhren nach Mexiko gezeigt. Mexiko hat mit 620.000 Tonnen China von Platz eins verdrängt. Auf Platz drei steht Japan mit einem leichten Plus auf 300.000 Tonnen.
USA
Das US-Landwirtschaftsministerium hat in diesem Monat beschlossen, einigen Schweinefleisch-Verpackungsbetrieben schnellere Liniengeschwindigkeiten zu gestatten. Der National Pork Producers Council begrüßte diese Entscheidung in Anbetracht der aktuellen Situation im Verarbeitungssektor. Wir sind sehr erfreut über den Vorschlag des USDA, bestimmte Anlagen mit höheren Liniengeschwindigkeiten laufen zu lassen. Dies ist angesichts der starken Nachfrage nach Schweinefleisch, der Probleme in der Lieferkette und der begrenzten Verpackungskapazitäten in unserer Branche besonders wichtig, sagte NPPC-Präsident Jen Sorenson. Neun Betriebe, die das New Swine Inspection System (NSIS) der Behörde für 2019 übernommen haben, können ein einjähriges Versuchsprogramm zur Verwendung schnellerer Liniengeschwindigkeiten beantragen. Während dieser Zeit müssen sie Daten über die Auswirkungen der Liniengeschwindigkeiten auf die Arbeiter sammeln und diese mit der US-Arbeitsschutzbehörde teilen.
Welt
Die Preise für Futter, Arbeit, Energie und Transport bleiben nach Analyse der Rabobank auch 2022 hoch. Ziehen die Preise für Fleisch nicht mit, vertiefen sich die Verwerfungen. Das wird trotz starker Nachfrage zu einem langsameren Wachstum bei Rind und Schwein weltweit führen. Ein positives Signal könnte die Erholung des chinesischen Schweinemarktes sein, das für ASP-Deutschland aber keine Auswirkungen haben wird. Kurzfristig hilft für Schweine nur der steigende Absatz durch hohe Nachfrage. In Südostasien befindet sich der Geflügelmarkt auf Erholungskurs. Bei Kunden konkurrieren Geflügel- und Schweinefleisch miteinander. Brasilien dürfte wegen sinkenden Futterkosten und schwachem Wechselkurs einer der Gewinner auf dem globalen Fleischmarkt sein. Bei Rindfleisch hat das Land den Wettbewerber Indien wieder weit hinter sich gelassen. Auch, weil die nicht-vegetarischen Inder mehr Rindfleisch essen. In Deutschland wird nach Reduktion der Überhänge schon zum Jahreswechsel ein Preissignal erwartet.
roRo / VLE
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