World of Meat

Landwirtschaft

WOM zum Jahresbeginn

Tierhaltung und Fleischkonsum werden in Deutschland heiß diskutiert.
Was passiert im Rest der Welt?

Argentinien

Im Kampf gegen hohe Fleischpreise hat die Regierung zum Jahresbeginn das Exportverbot bestimmter Rindfleischteile, wie Kurzrippe und Schale für den Grill, bis Ende 2023 verlängert. Ganze und halbe Schlachtkörper vom Rind dürfen ebenfalls für die beiden nächsten Jahre nicht mehr ausgeführt werden. Qualitätsrindfleisch aus der extensiven Weidehaltung gehört zur nationalen Identität des Landes und die Präsident Alberto Fernandez befürchtet, dass wegen der steigenden Preise, die ärmeren Bevölkerungsschichten, sich das Rindfleisch nicht mehr leisten können.

Brasilien

Mehr wertvolle Teile von Geflügelfleisch und ein schwacher Real haben Brasilien in den ersten elf Monaten 2021 mit 4,2 Millionen Tonnen neun Prozent mehr Geflügelfleisch als 2020 exportiert. Das hat den Exporteuren rund sieben Milliarden US-Dollar eingebracht und den Umsatz gegenüber 2020 um 25 Prozent gesteigert. Mit mehr als 400.000 Tonnen ging das meiste Geflügelfleisch nach Japan. Auf Platz zwei stehen die Vereinten Arabischen Emirate mit 340.000 Tonnen, gefolgt von Südafrika mit 270.000 und der EU mit 178.000 Tonnen.

Brasilien

Die Universität Sao Paulo hat genau nachgerechnet. Die brasilianischen Milchbauern haben in der Zeit zwischen Januar und Oktober 2021 4,7 Prozent mehr Milchgeld erhalten, aber am Ende wegen um 14 Prozent gestiegener Produktionskosten weniger in der Kasse gehabt. Der größte Kostentreiber waren die Futterkosten. Die heimische Futterbasis aus Getreide legte im Preis trockenheitsbedingt um 23,7 Prozent zu. Teurer wurden weitere Komponenten wie Vitamine und Mineralien. Die Landwirte haben ihre Investitionen in den Milchbereich gestoppt. Entlastung ist nicht in Sicht. Das Einkommen der Brasilianer  ist seit Oktober um mehr als zehn Prozent gefallen, die Arbeitslosigkeit liegt bei 13 Prozent und die Molkereien sind nicht mehr in der Lage, höhere Preise an die Kunden weiterzugeben. Die Lage verschlimmert sich, weil die Verarbeitungsindustrie preiswertere Molkereiprodukte aus Argentinien und Uruguay importiert.

China

Das statistische Amt hat die Fleischproduktion im Jahr 2021 mit 88,87 Millionen Tonnen angegeben. Das sind rund 16 Prozent mehr als 2020. 52 Millionen Tonnen sind Schweinefleisch, sieben Millionen Tonnen Rindfleisch und gut fünf Millionen Tonnen Lamm. Die Geflügelerzeugung wird mit 23,8 Millionen Tonnen angegeben. Mit einem Anstieg an Zuchtsauen und Ferkeln um vier und zehn Prozent hat Peking zum Ende 2021 9,3 Millionen Tonnen weniger Schweinefleisch importiert.

Dänemark

Die nordischen Nachbarn haben in den ersten drei Quartalen 780.580 Tonnen Schweinefleisch in Drittstaaten exportiert. Das waren knapp neun Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 430.000 Tonnen ging nach China etwa die gleiche Menge, was die Dänen in den anderen EU-Ländern absetzte. Innerhalb der EU bleibt Deutschland der wichtigste Absatzmarkt. Allerdings musste der Verkauf mit 9,1 Prozent auf 297.000 Tonnen ein Minus verzeichnen. Das betraf nicht nur Teilstücke, sondern auch die Ausfuhr von Ferkeln und Mastschweine.

Dänemark

Die Vegetarier in Dänemark bekommen ab Ende Januar mit dem Slogan „Der Grüne Metzger“ ein neues Verzehrangebot. Etwa acht fleischlose Ersatzprodukte von Nuggets bis zum Burger stehen auf der Liste. Der Markt ist groß und wird mit 500.000 fleischlosen Mahlzeiten pro Woche angegeben. Das interessanteste: Die Produkte bringt Dänemarks größtes Schlachtunternehmen „Danish Crown“ auf den Markt.

EU

Die Kaninchenerzeuger in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Portugal und Tschechien werden künftig als „European Rabbit Associatin“ (ERA) in der EU mit einer gemeinsamen Stimme sprechen. Die Initiative geht vom spanischen Verband „Intercun“ aus. ERA wird vorab gegründet, weil die Kaninchenerzeuger im Rahmen der Tierwohlorganisation Haltungsbedingungen und der Bewegung „End of Cage“ die bisherige Produktion mit neuen Regeln versehen wird. Kaninchen haben zwar nur einen kleinen Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion, sie können aber in schwierigen und dünn besiedelten Gebieten gehalten werden und so lokal eine relativ hohe Bedeutung für den ländlichen raum erzielen. Im Vergleich zum durchschnittlichen Alter von Nutztierhaltern mit 55 Jahren und Landwirten allgemein mit 62 Jahren ist das Durchschnittsalter der spanischen Kaninchenerzeuger mit 46 Jahren als jung anzusehen. Mehr als die Hälfte der Kaninchenhalter ist weiblich. Im Jahr 2019 wurden pro Betrieb durchschnittlich 6.150 Euro Subventionen gezahlt. Nur jeder dritte Kaninchenhalter kommt in den Genuss von Beihilfen. Der Umweltabdruck der Kaninchenproduktion ist relativ klein.

Indien

Fruchtbarkeit, frühe Reife und ein kurzes Generationsintervall machen Schweine zu einem idealen Fleischlieferanten. Für die Fleischerzeugung sind nur minimale Investitionen und Unterhaltungskosten fällig. Für ein großes Land wie Indien wäre die Schweinehaltung ideal. Im letzten Jahrzehnt ist der Verzehr von Schweinefleisch allerdings von 354.100 auf 295.000 Tonnen gesunken. Indien ist Nettoimporteur. Die meisten Schweine werden in Zentralindien und im Norden des Landes gehalten. Zwei Millionen Schweine stehen im Bundesstaat Assam. Zusammen mit Nagaland erzeugt Indien rund 117.000 Tonnen Schweinefleisch. Der Konsum ist wegen der hohen Zahl an Vegetariern und Muslime vor allem auf die Hotellerie und Gastronomie begrenzt. Importiert wird meist verarbeitetes Fleisch. Nach einigen Jahren der Verhandlungen und einer Schlussrunde von Inspektionen hat Indien den Markt für Schweinefleisch jetzt für die USA geöffnet.

Irland

Der irische Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue verkleidet seinen Ärger in Hoffnung. Wegen atypischer BSE hat China seit Mai 2020 kein irisches Rindfleisch mehr eingeführt. Darunter litt auch Brasilien, die aber nach drei Monaten wieder exportieren können. Jetzt hofft McConalogue, dass die Chinesen die Analyse der Behörde für Landwirtschaft, Ernährung und Fischerei (DAFM) anerkennen, dass vom irischen Rindfleisch keine Gefahr ausgeht. Vor dem Bann hatte Irland in den ersten vier Monaten 2020 rund 7.500 Tonnen Rindfleisch mit steigendem Trend an China verkauft.

Kasachstan

Wegen steigender Inlandpreise bei Fleisch von Rind und den kleinen Wiederkäuern darf bis Sommer 2022 kein Wiederkäuer mehr exportiert werden. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 stiegen die Fleischpreise um rund 15 Prozent. Wegen der Exporte seien die Schlachthöfe nur  zur Hälfte ausgelastet und haben mit 180.000 Tonnen lediglich 18 Prozent des Vorjahresergebnisses geschlachtet.

Kirgisistan

Mit niederländischer Technik baut der größte kirgisische Geflügelproduzent „AgroKush“ in der nordöstlichen Region Issyk Kul ein neues Produktionszentrum mit Brüterei, Geflügelställen, Futterwerk und einem Schlachthaus mit einer Kapazität von 3.000 Stück pro Stunde. Die Fleischerzeugung soll sukzessive von 8.500 auf 20.000 Tonnen pro Jahr steigen, wenn die zweite Bauphase abgeschlossen ist.

Litauen

Der politischen Zielsetzung folgend hat sich der litauische Geflügelerzeuger „Putnu fabrika Kekava“ schon vorab bereit erklärt, sowohl die Dichte in den Ställen zu reduzieren als auch die Mastdauer von 40 auf 60 bis 70 Tage zu verlängern. Die neuen Tierwohlstandards werden nach Geschäftsführer Andrius Pranckevics allerdings die Produktionskosten und Verbraucherpreise erhöhen.

Mexiko

Der Markt für Schweine steht am Scheideweg. Für eine stabile Produktion für den Binnenmarkt und mögliche Exporte an Schweinefleisch sind zusätzliche Investitionen notwendig. Beides kann nach Analyse der niederländischen Rabobank die Einkommen der Schweinehalter absichern. Die Investitionsbereiche sind Biosicherheit und Ausbildung der Arbeiter, die Integration kleinerer Betriebe zur Stärkung ihrer Existenz sowie Vermarktung von hochwertigeren Teilen, Convenience Produkte und Erschließung von Exportmärkten. Ohne zusätzliche Mittel modernisiert sich der Sektor zwar auch, es bleiben aber Gesundheitsrisiken für die Tierhaltungen und geringe Margen erhalten. Die mexikanische Grupo Kuo plant mit ihrer Tochterfirma Kekén auf der Halbinsel Yucatan einen neuen Schlachthof mit einer Verarbeitungskapazität von 40.000 Schweinen zu bauen.

Mexiko

Kurz vor Jahresende wurde die Getreideernte, mit Ausnahme von Mais, für das Wirtschaftsjahr 2021/22 nach oben korrigiert. Bei Mais macht sich lediglich die verkleinerte Anbaufläche bemerkbar. Mit 300.000 Tonnen Futterweizen liegt die Schätzung um 50 Prozent über den beiden vergangenen Jahren. 4,5 Millionen Tonnen Sorghum für Futterzwecke liegt die Menge über der des vergangenen Jahres, aber unter der von vor zwei Jahren.

Niederlande

Die Geflügelproduzenten haben Ende Dezember einen Verband für die gerechte Verteilung der Margen gegründet. Die Vorstände kommen von den Unterenhmen Didam, Renswoude, Lunteren und Oirlo. Die Anerkennung als Erzeugerorganisation soll im ersten Halbjahr 2022 erfolgen.

Nigeria

Anfang des Jahres hat Nigeria die Öffnung seines Marktes für US-Schweinefleisch angekündigt. Das ist das erste US-Fleischprodukt, dass mit den nigerianischen Vorschriften für den Import übereinstimmt. Der US-Rat für Schweinefleisch freut sich auf einen Markt 211 Millionen Menschen.

Polen

Die Verdoppelung der Wildschweinstrecke auf 800.000 hat der Afrikanischen Schweinepest in Polen keinen Einhalt geboten. Allein im Frühjahr würden ohne weitere Reduzierung 1,2 Millionen Frischlinge den Populationsverlust mehr als ausgleichen. Jetzt sollen mehr als 1.000 Berufsjäger den Bestand reduzieren.

Polen

Die Afrikanische Schweinepest hat nach Angaben des Verbandes der Schweinehalter mit 124 Ausbrüchen einen Rekordwert seit dem ersten Auftreten des Virus im Jahr 2014 erreicht. Die Seuchenrestriktionen sowie die in der Pandemie bedingten Schließungen der Schlachthöfe haben bei 31.500 Schweinehaltern zur Aufgabe des Betriebes geführt. Damit sind 30 Prozent aller Betriebe aus der Produktion ausgestiegen.

Russland

Die Erzeugung von Schweinefleisch nahm 2021 weniger als erwartet zu. Neben den Keulungen wegen der Afrikanischen Schweinepest, haben die Halter ihre Bestände wegen des Reproduktions- und Atemwegssyndrom PRRS reduziert. Moskau hält aber die Statistiken über die Ausbreitung von PRRS zurück. Wegen der Reisebeschränkungen in der Pandemie ist die Nachfrage nach heimischen Schweinefleisch angestiegen. Neue Mastanlagen in Sibirien und dem Fernen Osten sollen helfen, den Bedarf zu decken. Die Hitzewelle im Sommer 2021 hat seitens der Futterversorgung die Produktionskosten erhöht. Um die steigenden Schweinefleischpreise einzufangen soll Moskau 2022 im ersten Halbjahr 100.000 Tonnen Importschweinefleisch von der Importsteuer befreien. Die eigene Produktion soll um 300.000 bis 400.000 Tonnen steigen.

Russland

2021 hat Russland rund 300.000 Tonnen Geflügelfleisch exportiert. Das soll sich bis 2030 auf eine Million Tonnen erhöhen. Der russische Exportverband für Geflügel berichtet von einer Vervierfachung der Truthanexporte auf 35.000 Tonnen bis 2030. Südafrika ist derzeit der Hauptabnehmer, neue Märkte in Asien und dem Mittleren Osten sollen hinzukommen. Das Problem. Für die Exportziele braucht Russland Futtergetreide. Die Konkurrenz für andere Nutzungen haben die Futterkosten bereits stark ansteigen lassen. Auf dem heimischen Markt sind Geflügelprodukte mit höheren Preisen kaum noch zusätzlich abzusetzen.

Russland

Der Aufwärtstrend in der Schweinehaltung wurde 2021 durch die Afrikanische Schweinepest gestoppt. Mehr als ein Plus von 35.000 Tonnen auf 3,9 Millionen Tonnen Lebendgewicht bis Oktober haben die Halter nicht hinbekommen. Allein in den Provinzen Tver, Pskov und Woronesch wurden nach SUS-Berichten rund 700.000 Schweine gekeult.

Schottland

In einem Schreiben an den britischen Landwirtschaftsminister George Eustice fordert der Präsident des schottischen Bauernverbandes, Martin Kennedy, einen Einfuhrstopp von Schweinefleisch aus Ländern, in denen die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen ist. Er verweist auf die fehlenden Kontrollen bei der Einfuhr nach Großbritannien und nennt neben Deutschland auch Belgien, Polen und Rumänien als Herkunftsland, aus dem kein Schweinefleisch mehr eingeführt werden dürfe. Aus Deutschland wurden zwischen Januar und August 113.000 Tonnen Schweinefleisch importiert. Die Interessengemeinschaft der deutschen Schweinehalter (ISN) wehrt sich gegen die Stigmatisierung des deutschen Schweinefleisches.

Spanien

Spanien hat von Januar bis einschließlich November 14 Prozent mehr Fleisch als im Vorjahreszeitraum exportiert. Der November allerdings brach der Export um 23 Prozent gegenüber dem November 2020 ein. Das lag vor allem am Schweinefleisch. Fleisch von Rind, Schaf und Ziege lag auf Vorjahresniveau. Bei Schweinefleisch erreichten die Iberer nur noch 172.000 statt 224.000 Tonnen. In elf Monaten hat Spanien gut zwei Millionen Tonnen Fleisch exportiert. Nach China, in die Philippinen, nach Japan, Großbritannien und Südkorea flossen 1,6 Millionen Tonnen ab.

Thailand

Der Hauptsitz der Charoen Pokphand Foods Public Company befindet sich in Bangkok und führt 17 Filialen weltweit. Im Dezember hat CP Foods angekündigt Mais für die Futterproduktion nur noch aus 100 Prozent nachhaltigen Quellen zu verarbeiten. So darf der Mais nicht aus Waldflächen und der Brandrodung stammen und die Lieferanten müssen nachweisen, dass sich die Anbauflächen auf legalem Weg in ihren Besitz gelangt sind.

USA

Das Weiße Haus hat den Fleischmarkt im Fadenkreuz. Steigende Preise bei Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch sollen für rund ein Viertel der gestiegenen Lebensmittelpreise im November 2020 für Verbraucher verantwortlich sein. Die vier großen Unternehmen Tyson, JBS, Marfrig und Seaboard nutzten ihre Marktdominanz auf einem Markt aus, der nicht mehr wettbewerbsfrei sei. Zusammen besitzen sie auf allen drei Fleischmärkten Anteile von 55 bis 85 Prozent. Gleichzeitig haben die vier Schlachtunternehmen gegenüber der Zeit vor der Pandemie ihren Bruttoumsatz um 120 Prozent gesteigert und ihren Nettogewinn sogar um 500 Prozent. Nach Mitteilung des Weißen Hauses von Mitte Dezember haben die Unternehmen mehr als eine Milliarde US-Dollar an Dividenden und Rückzahlungen ausgeschüttet.

Vietnam

Das Land entwickelt sich zur Futterkrippe in Asien. Erstmals wurde bis Mitte Dezember die Marke von einer Milliarde US-Dollar für den Export von Tierfutter überschritten. Gut ein Drittel davon fließt nach China, Kambodscha steht auf dem zweiten Rang mit einem Anteil von 22 Prozent. Zehn Prozent gehen nach Indien. Die größte Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist für den Export in die Philippinen mit einem Plus von 165 Prozent zu verzeichnen.

Welt

Für die weltweite Geflügelwirtschaft ist die Zukunft eine Straße mit vielen Schlaglöchern. Die Pandemie, steigende Kosten, Inflation bei den Verbrauchern und ein Mangel an Arbeitskräften bremsen die Geflügelwirtschaft rund um den Globus. Doch das Plus von 5,9 Prozent im Jahr 2021 soll auch in den kommenden 12 Monaten anhalten und mit einem starken Konsum trotz höherer Preise für weiteres Wachstum sorgen. Regional will der Sektor in den Amerikas und in der Mena-Region wachsen, in Südostasien und Europa wird das Jahr ökonomisch eher durchwachsen.

roRo / VLE

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