Zahlen über den deutschen Biomarkt

Landwirtschaft

Täglich fünf neue Biobauern

„2018 stellten jeden Tag fast fünf Bauern ihren Betrieb auf Ökologische Landwirtschaft um. Auch auf der neuen Öko-Fläche, die einer Größe von über 150.000 Fußballfeldern entspricht, punkten die Bio-Betriebe auf jedem Hektar mit Boden-, Gewässer-, Tier- und Klimaschutz“, kommentiert Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

Nach aktuellen BÖLW-Schätzungen legte die heimische Öko-Fläche in 2018 um 109.863 ha (+8,0 %) auf insgesamt 1.483.020 ha zu – 8,9 % der gesamten Landwirtschaftsfläche bewirtschaften damit Deutschlands Bio-Bauern. „Bio bietet immer mehr Landwirten, ihren Beschäftigten und Familien eine Zukunftsperspektive“, sagte Röhrig mit Blick auf die erneut starke Umstellungsdynamik.

Umstellungswillig

Die Umfrage des Deutschen Bauernverbandes (DBV) weist eine gestiegene Umstellungsbereitschaft auf. Lange Jahre lag sie bei elf Prozent der Landwirte, 2017 bei 16 und im letzten Jahr ist sie auf 17 Prozent angestiegen.  Der neue Öko-Beauftragte des DBV und Brandenburger Bauernpräsident Henrik Wendorff fordert daher Handel und Hersteller auf, alle heimisch erzeugbaren Import-Rohstoffe durch regional in Deutschland erzeugte Öko-Ware zu ersetzen. „Viele Bio-Produkte tragen bereits Deutschlandkennungen auf der Verpackung, bei anderen Produkten sollten die Kunden besser aufgeklärt werden, wie sie die Herkunft erkennen können“, so Wendorff. So sind Öko-Eier aus Deutschland neben der 0 für Bio mit einem D gestempelt und auf jeder Molkereiverpackung informiert das ovale Molkerei-Identitätskennzeichen, ob in Deutschland und in welchem Bundesland von welcher Molkerei verarbeitet und abgefüllt wurde. Der Verarbeitungsort Deutschland stimmt in der Regel mit der deutschen Herkunft der Rohware überein.

Erneut ist durch Umsteller der Anteil von reinen Ackerbaubetrieben und des Futteranbaus gestiegen. Damit konnten die notwendigen Importe reduziert werden. Der Anteil der Maisimporte sank in den letzten drei Jahren von 43 auf 31 Prozent, der von Weizen und Dinkel von 31 auf 26 Prozent, erläuterte Diana Schaack von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Im Wirtschaftsjahr 2017/2018 wurden rund 248.000 Tonnen Getreide hauptsächlich aus der Ukraine, Rumänien und Italien eingekauft.

Wie bei der Milch hatte die Mehrproduktion keinerlei negativen Preiseffekte, weil die zusätzlichen Mengen zum Beispiel im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel untergebracht werden konnten.  Bei der Milch war das insbesondere der Anteil an H-Milch. Für Schaack ein Zeichen, dass der Biomarkt mit Marktsteuerung und langfristigen Verträgen funktioniert.

Umsatz

Das Marktvolumen ist leicht von 10,34 auf 10,91 Milliarden Euro angestiegen. Der Naturkostfachhandel macht 27 Prozent des Umsatzes aus und erzielte 3,46 Milliarden Euro. An der Spitze liegt der Lebensmitteleinzelhandel mit 6,43 Milliarden Euro.

Für das Erreichen der Klimaziele müsse die ökologische Landwirtschaft weiter ausgebaut werden, forderte Felix Prinz zu Löwenstein (BÖLW). Agrar- und Wirtschaftspolitik müssten kohärenter aufeinander abgestimmt werden. Es gelte nun, das neue Bio-Recht sinnvoll auszugestalten, in entsprechende Forschung und Entwicklung zu investieren, Umweltleistungen verlässlich zu honorieren und die Absatzentwicklung heimischer Bio-Produkte stärker voranzubringen.

Als wichtigen Baustein bezeichnet der BÖLW die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Über die GRW könne die notwendige Transformation der kleinen und mittleren Ernährungswirtschaft gefördert werden.

Wachstum auch in Europa

Auch in Europa wächst der Biomarkt weiter. Er legte 2017 um fast elf Prozent auf 37,3 Milliarden Euro zu. Viele der großen Märkte verzeichneten zweistellige Wachstumsraten, teilte das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Nürnberg mit. 2017 wurden in Europa 14,6 Millionen Hektar biologisch bewirtschaftet (Europäische Union: 12,8 Millionen Hektar). Mit 2,1 Millionen Hektar ist Spanien nach wie vor das Land mit der größten Biofläche in Europa, gefolgt von Italien (1,9 Millionen Hektar) und Frankreich (1,7 Millionen Hektar).

In Europa gab es mehr als 390.000 Bioproduzenten und in der Europäischen Union über 300.000. Die Türkei ist das Land mit den meisten Betrieben (über 75.000). Die Anzahl der Produzenten in Europa wuchs 2017 um knapp sieben Prozent (vier Prozent in der Europäischen Union).

… und in der Welt

Der positive Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort. Die Nachfrage nach Bioprodukten nimmt weiterhin zu, immer mehr Produzentinnen und Produzenten wirtschaften biologisch, die Biofläche wächst, und inzwischen liegen aus 181 Ländern Daten vor. Das zeigt die jüngste Ausgabe der Studie „The World of Organic Agriculture“. Dieses statistische Jahrbuch zum weltweiten Biolandbau wird von FiBL und dem Weltdachverband des Biolandbaus IFOAM – Organics International gemeinsam herausgegeben.

69,8 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche wurden Ende 2017 biologisch bewirtschaftet. Das sind 20 Prozent oder 11,7 Millionen Hektar mehr als 2016, das stärkste Wachstum, das je verzeichnet wurde. Australien ist das Land mit der größten Biolandbaufläche (36,5 Millionen Hektar), gefolgt von Argentinien (3,4 Millionen Hektar) und China (3 Millionen Hektar). Aufgrund des starken Wachstums in Australien liegt nun knapp über die Hälfte der globalen Biolandwirtschaftsfläche in Ozeanien (51,4 Prozent, 35,9 Millionen Hektar), gefolgt von Europa (21 Prozent; 14,6 Millionen Hektar) und Lateinamerika (11,5 Prozent; 8 Millionen Hektar). In allen Kontinenten nahm die Biolandwirtschaftsfläche zu.

Das Marktforschungsunternehmen Ecovia Intelligence beziffert den globalen Markt für Bioprodukte 2017 auf 97 Milliarden US-Dollar (ca. 90 Milliarden Euro). Der größte Markt sind die Vereinigten Staaten (40,0 Milliarden Euro), gefolgt von Deutschland (10 Milliarden Euro), Frankreich (7,9 Milliarden Euro) und China (7,6 Milliarden Euro). 2017 verzeichneten wichtige Märkte ein zweistelliges Wachstum; so wuchs der französische Biomarkt um 18 Prozent. Am meisten gaben die Schweizer 2017 für Biolebensmittel aus (288 Euro pro Kopf). Den höchsten Biomarktanteil wies Dänemark auf (13,3 Prozent).

Roland Krieg; VLE

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