Zieht der Biotrend in die Politik?
Landwirtschaft
Länder stärken Unterstützung
Die starke Nachfrage nach Bioprodukten fegt den Inlandshandel leer, weil nicht genug produziert werden kann. Aus dem Dilemma helfen zur Zeit Importe aus dem Ausland, weswegen der Biohandel immer globaler zu werden droht.
Umwelt und Ernährungsphysiologie
Das Konferenzprogramm der gestern zu Ende gegangenen BioFach in Nürnberg zeigte auf vielfältigste Weise die Pluspunkte des ökologischen Landbaus. Das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) hat in seiner aktuellen Studie über Biolebensmittel die unbestrittenen wissenschaftlichen Grundlagen für positive Umweltleistungen gewürdigt. So fördern beispielsweise die Wasserwerke in München und Leipzig bereits den ökologischen Landbau in ihren Wassereinzugsgebieten. Mehr als 100 Landwirte haben im Münchener Einzugsgebiet Mangfalltal seitdem auf ökologischen Anbau umgestellt. Die Leipziger haben mit dem Wassergut Canitz ein Tochterunternehmen gegründet, das im Muldetal Ökolandbau betreibt.
Schwieriger zu bewerten bleiben die ernährungsphysiologischen Qualitäten. In der Tendenz zeigt Ökoobst einen höheren Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, aber eindeutig nachgewiesen ist es noch nicht. Ökologisch erzeugte Milch hingegen weist gegenüber konventionell erzeugter Milch um 60 Prozent höhere Anteile an Omega-3-Fettsäuren auf. Welche Auswirkungen der Unterschied allerdings auf den Konsumenten hat, ist noch nicht belegt. Die Fachinformation der GSF können Sie im Internet unter www.gsf.de/flugs herunterladen.
Bayern mit Aktionsprogramm
So nutzten die Bundesländer die BioFach zur Werbung für ihre Bioprogramme. Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller kündigte gar ein Aktionsprogramm an: „Unsere Ökobauern sollen künftig noch stärker am allgemeinen Bio-Boom partizipieren.“ Dazu gewährt Bayern mit 190 Euro Flächenprämie pro Hektar und Jahr, bei den ersten 15 Hektar sogar 225 Euro, die höchste aller Bundesländer. Im Bundesdurchschnitt werden 137 Euro gezahlt. In dem neuen Aktionsprogramm werden die Förderung von Investitionen in die Tierhaltung von 15 auf 20 Prozent erhöht, die staatliche Forschung unterstützt und die Beratung im Ökosektor verbessert.
Die EU-Kommission hat nach Angaben Millers die Laufzeit für das Gütesiegel „Ökoqualität garantiert – Bayern“ bis zum 31. Dezember 2012 verlängert. Seit 2003 tragen 77 Unternehmen das bayrische Landessiegel.
Insgesamt gibt es im Freistaat bislang 1.800 Be- und Verarbeitungsbetriebe von Ökolebensmitteln und vor kurzem wurde der 5.000. landwirtschaftliche Berieb umgestellt. In der laufenden Antragsstellung werden bis zu 200 weitere Neulinge erwartet. 150.000 Hektar groß ist die bayrische Ökofläche.
Hessen ist gut sortiert
Auf der BioFach hat auch Hessens Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel den ökologischen Landbau in seinem Bundesland gut sortiert gesehen: „Wir zählen derzeit rund 1.500 Betriebe mit einer Anbaufläche von 56.000 Hektar. 6,5 Prozent der hessischen Landwirte bewirtschaften rund 7,4 Prozent der hessischen Landwirtschaftsfläche nach den Regeln des ökologischen Landbaus. 1998 waren es noch 37.000 Hektar mit einem prozentualen Anteil von 4,9 Prozent.“
Dietzel will mit den ökologischen Produkten auf die regionale Wirtschaft aufmerksam machen: „Kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher bedeuten Frische, Transparenz und Sicherheit – aber eben auch weniger Transport- und Energieaufwand und somit weniger Umweltbelastung.“ Auch Hessen hat ein eigenes Biosiegel, das auf der BioFach dem Vermarkter „Tollgrün“ aus Hüttenberg als neuestes Mitglied verliehen wurde.
roRo
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