Zitrone des Nordens
Landwirtschaft
Sanddornsaison in Brandenburg eröffnet
> Der Brandenburger Wahlkampf macht es möglich, dass die Sanddornernte dieses Jahr durch Ministerpräsident Matthias Platzeck eröffnet wurde. Die Zeremonie fand in Petzow am Schwielowsee statt, dem Dorf von dem Fontane schrieb:Das ganze ein Landschaftsbild
im großen Stil.
Nicht von relativer Schönheit,
sondern absolut!
Und es sind nicht nur Seen und Landzungen, die den Reiz der Havellandschaft ausmachen, sondern auch der Sanddorn. Sanddornseife, -gummibärchen, -bonbon, -likör, -sirup und natürlich Sanddornsaft charakterisieren eine reichhaltige Produktpalette, die dem Ölweidengewächs zuerst nicht zugetraut wird. Die bis zu vier Meter hohen Sträucher sind im Küstenbereich eher als Wild- und Zierpflanzenbekannt. Allerdings wurde Hippophae rhamnoides bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in Sibirien züchterisch bearbeitet. Den Beinamen ?Zitrone des Nordens? erhalten die sehr fest am Ast sitzenden orangefarbenen Früchte durch ihren hohen Vitamin C ? Gehalt. Je nach Sorte sind es zwischen 100 und 400 mg/100g Sanddorn bei einem Tagesbedarf von 60 mg. Interessanterweise wurde in Sanddornsaft auch das wasserlösliche Cobalamin (Vitamin B12) gefunden, welches in der Regel nur in tierischen Nahrungsmitteln anzutreffen ist. Dieses für die Blutbildung und Immunabwehr wichtige Vitamin wird vermutlich durch die Actinomyceten der Mykorrhiza und hauptsächlich in der Samenschale eingelagert, so Prof. Dr. Thorsten Roksch von der Berliner Humboldt Universität. Sanddorn beinhaltet aber auch über den jeweiligen Tagesbedarf liegende Mengen an Vitamin A, K und E.
Leikora und Hergo
In Brandenburg gibt es eine handvoll Betriebe, die Sanddorn anbauen. Neben Fredersdorf, Schulzendorf und Beeskow gibt es in Petzow gleich zwei davon. Einmal der Gartenbau Schröder und Schulze mit 10 ha und der Frucht-Erlebnis-Garten von Christine Berger, der mit 25 ha die größte Anbaufläche hat. Ihr Betrieb gehört dem ökologischen Verband Gäa an und arbeitet bereits seit 10 Jahren neben Anbau und Verarbeitung auch an der Vermarktung der Produkte. Der Hofladen in der Ortsmitte ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet und verkauft dieses Jahr auch das erste Sanddornbier, das bei der Eröffnungsfeier verköstigt werden konnte. Leikora und Hergo sind die bevorzugten Anbausorten. Beide sind mit 4-5 Metern etwa gleich groß, Leikora weist jedoch eine stärkere Bedornung auf. Hergo hat kleinere Fruchtgewichte, aber 30 Prozent mehr Ertrag. Das interessanteste ist die Ernte, denn im vergleich zu anderen Früchten kann man nicht einfach in die Plantagen gehen und die Früchte abdrehen. Die Früchte sitzen sehr fest an den Ästen und lockern sich erst nach einer Frostung. Dabei werden die Äste geschnitten und in Großkisten in Tiefkühllager gebracht bis nach über vier Stunden die Fruchtäste eine Kerntemperatur von ? 18° C aufweisen. Eine einfache Rütteltechnik löst die Früchte. Die Humboldt Universität hat ein anderes Schnitternteverfahren entwickelt, dass sich in Brandenburg durchsetzt. Pneumatische Schweren schneiden die Fruchtäste ab und legen sie auf Annahmeförderer. Die Trennung der Früchte erfolgt mit Massekraftrüttlern, die mit einer Frequenz von 30 Hz und einer Amplitude von 16 mm Beschleunigungen erzielen, die mit 4.500 m/qs am Fruchtast ziehen. Die Beschleunigung der Erdanziehungskraft beträgt 9,1 m/qs.
Die Sanddornernte ist wie bei vielen Obst- und Gemüseernten sehr arbeitsaufwändig. Pro Hektar werden rund 55 Arbeitsstunden berechnet, wobei ein Ertrag von über 6 Tonnen zu erzielen ist.
Freunde und Förderer des Sanddorn
Die Produkte des Sanddorn bekannt zu machen, Präsentationen auf Messen zu erstellen und Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis ist Aufgabe des Vereins ?Gesellschaft der Freunde und Förderer des Sanddorn e.V.? Dieser ist mittlerweile von Berlin nach Altlandsberg umgezogen und über Frau Thies telefonisch zu erreichen: 033 438/14724.
roRo