Zu schnell wachsende Kälber

Landwirtschaft

Problemgeburt schwere Kälber

Weisen Kälber bereits im Mutterleib hohe Gewichte auf, werden sie nur unter erschwerten Bedingungen und oft auch tot geboren. Extremes Fötenwachstum bei Säugetieren hat Folgen für das Leben nach der Geburt. Beim Menschen fördert das beispielsweise Diabetes und auch Fettleibigkeit. Jetzt haben Wissenschaftler des Forschungsinstituts für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere in Dummerstorf (FBN) zusammen mit Forschern des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität und japanischen Forschern die erblichen Grundlagen des unterschiedlichen fötalen Wachstums herausgefunden.

NCPAG-Gen
Erstmals wurde eine Genvariante im so genannten NCAPG-Gen auf dem Rinderchromosom 6 entschlüsselt, die signifikant die Entwicklung von Föten im Mutterleib beeinflusst, so die Forscher.
Für die Untersuchung wurde eine Basispopulation aus Charolais-Bullen und Holstein-Kühen gebildet. Über Besamung und Embryotransfer entstand die erste Nachkommengeneration, die durch Verpaarung untereinander fortgeführt wurde. Empfängermütter beider Nachkommengenerationen waren Deutsche Holstein.
In dieser „Ressourcenpopulation“ wurde die erste grobe Identifizierung der für das Fötenwachstum wichtigen Genomregionen vorgenommen. Schon früh hatten die Wissenschaftler das Rinderchromosom 6 im Visier. Mit Hilfe von Genkarten und Hinweisen aus Japan wurde letztlich das Gen NCAPG-Gen identifiziert, nach dessen Genvarianten gefahndet wurde. Und dot fanden die Experten dann eine Mutation, die an das Wachstum im Mutterleib verknüpft ist. „Die Veränderung im NCAPG-Gen ist entwicklungsgeschichtlich relativ jung, allerdings bei vielen Rassen verbreitet. Über die Funktion dieses Gens, das bei niederen Organismen wie der Fruchtfliege maßgeblich an der Zellteilung beteiligt ist, war bislang bei Säugetieren noch nichts bekannt“, erläutert Privatdozentin Dr. Christa Kühn vom FBN.

Kontakt zu Rinderzuchtverbänden
Mit diesen Ergebnissen ist es erstmals möglich, mit Hilfe von Gentests nachzuweisen, ob das Risiko eines extremen Wachstums und Problemgeburten besteht. Das FBN untersucht gerade, inwieweit Gentests in der Praxis genutzt werden können und steht bereits mit Rinderzuchtverbänden in Kontakt.

Lesestoff:
Eberlein A, Takasuga A et al. “Dissection of Genetic Factors Modulating Fetal Growth in Cattle Indicates a Substantial Role of the NON-SMC Condensin I Complex, Subunit G (NCAPG) Gene”, Genetics, Vol. 183, 951-964, November 2009; doi:10.1534/genetics.106.106476

roRo; Foto: FBN

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