Zucht auf natürliche Resistenzen bei Topigs Norsvin
Landwirtschaft
Topigs nimmt Marker gegen PRRS in den Zuchtwert auf
Hinter der Abkürzung PRRS steht mit „Porcines Reproductives and Respiratorisches Syndrom“ ein Krankheitsgeschehen beim Schwein, das auf Grund unterschiedlicher Symptome den Reproduktionszyklus und die Atemwege befällt. Hervorgerufen wird PRRS durch ein in die Atemwege eingedrungenes Virus. Es ruft Stress auf den allgemeinen Gesundheitszustand hervor und ist vor allem Türöffner für weitere Krankheitserreger, die den Immunstatus einer ganzen Herde durcheinander bringen. Eigentlich besitzen die Makrophagen in der Lunge Fangarme, die bei eingeatmeter Luft Bakterien und Viren unschädlich machen. Eine mit PRRS-infizierte Makrophage hat keine Fangarme mehr und vor bei weiteren Erregern nicht mehr schützen.
Weltweit große Verluste
PRRS gehört zu den verlustreichsten Krankheiten bei konventionellen und ökologischen Ferkeln. Allein in Deutschland sind zwischen 70 und 90 Prozent aller Betriebe PRRS-positiv. Nur die Kontrolle mit unterschiedlichen Impfprogrammen verhindert die Ausbrüche. Boehringer Ingelheim gibt die Kosten pro Sau mit 25 bis 250 Euro im Jahr, bei Mastschweinen mit 2,50 bis elf Euro in der Mast an. Für den Zukauf werden Ferkel aus PRRS-freien Beständen und für die Zucht PRRS-freie Eber herangezogen.
Immunität
Tiere werden zwar bei laufender Persistenz und Ausscheidung des Virus immun. Das aber dämmt nur die klinischen Symptome ein. Für drei bis vier Monate kann über einen Lebend- oder Totimpfstoff eine Immunität vorgegeben werden, doch wegen einer Kreuzimmunität ist die Wirkung nur schwer vorherzusagen. Generell gilt bei den Fachvorträgen nach wie vor der Satz: Es gibt keine nachhaltige Problemlösung!
CRISPR
Vor zwei Jahren hat daher die Universität Missouri für Aufregung gesorgt, weil sie mit Hilfe von CRISPR ein Protein entfernt hat, das dem Virus als Einfallstor gilt. Die Versuche haben gegen PRRS immune Schweine erzeugt und ließen Schweinehalter in Nordamerika, Europa und Asien aufhören.
Marker
Es geht aber auch anderes. Nahezu gleichzeitig haben Wissenschaftler um die Italienerin Gloria Abella in Science Direct Ergebnisse veröffentlicht, dass ein spezielles Nucleotid (WUR SNP) als Marker für eine natürliche Resistenz gegen PRRS sein kann.
Topigs Norsvin
Topigs Norsvin aus den Niederlanden hat jetzt gehandelt und zur Verbesserung der natürlichen PRRS-Resistenz die Anwesenheit des Markers WUR SNP in seine Zuchtwertschätzung aufgenommen. Versuche in den letzten Jahren haben die Ergebnisse immer wieder bestätigt. Die Ergebnisse zeigten bei diesen selektierten Tieren ein geringeres Virusaufkommen und bessere Tageszunahmen. Diese Korrelation fand Gloaria Abella bereits heraus.
Nach Geschäftsführer Eduard Eissing von Topigs Norsvin zeigt das Genom der WUR SNP-Schweine, dass sie besser mit dem Virus zurechtkommen, die Tiergesundheit erhöht wird und die ökonomischen Verluste sinken. „Die Einführung der Selektion zur Verbesserung der PRRS-Resistenz im Zuchtprogramm von Topigs Norsvin zeigt eine natürliche, leicht verfügbare Kontrollstrategie für eine der bedeutendsten Schweinekrankheiten auf der Welt.“ Für die Niederländer ist das ein Baustein auf dem Weg zu einer Zucht auf generelle Robustheit.
Roland Krieg