Zukunft Agroforstwirtschaft

Landwirtschaft

Forderungskatalog vorgelegt

> Kleinparzelliges Grünland, dass von kräftig grünen Baum- und Heckenreihen wie Puzzlestücke umrandet ist. Wanderwege, die kilometerlang von Gehölzen als Saumbiotope begleitet werden: Eine schöne Landschaft! Gehölze, die zusammen mit Acker- und Grünland die Landschaft prägen, gehörten zur traditionellen Ackerkultur in Europa dazu. Heute haben nur noch Streuobstwiesen und vereinzelte Hecken, die in Norddeutschland Knicks heißen, überlebt. Mit Beginn der Industrialisierung wurden die Bäume aus der Landschaft entfernt, um Platz für die immer größer werdenden Landmaschinen zu schaffen.

Wallhecken sind pflegebedürftig
Heute gehören Wallhecken in das Münsterland wie die Berge ins Sauerland. Dort sind sie richtiggehend landschaftsbildend, stellt die Höhere Forstbehörde bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen fest. Ursprünglich hatten die Wallhecken die Funktion, als lebende Zäune das Eigentum oder die unterschiedlichen Nutzungen abzugrenzen. Heute bilden sie einen wirksamen Windschutz und sind gliedernde Elemente in der Landschaft.
Hecken gelten aber auch als Lebens- und Nahrungsstätte für Tiere und Pflanzen: Reh, Hase oder Rebhuhn finden hier ein schattiges Versteck, Insekten, Spinnen und Reptilien finden Licht, Wärme und Nahrung im Schutz der Vegetation.
In der Winterzeit bieten sich vielen Spaziergängern eher das traurige Bild abgeschnittener Bäume und Sträucher. Die Forstbehörde weist darauf hin, dass dieses ?Auf den Stock setzen? nur in einem Turnus von acht bis 25 Jahren erfolgen soll. Aber es ist wichtig für die Erhaltung der Hecken. Diese Maßnahmen darf nur in den Monaten Oktober bis Februar durchgeführt werden, um die vielfältigen Wirkungen der Hecken in der Vegetationszeit nicht zu beeinträchtigen. Das ?Auf den Stock setzen? soll auch nur abschnittsweise erfolgen. Für einen kräftigen Stockausschlag dürfen Bäume und Sträucher nicht dichter als eine Handbreit über dem Boden abgeschnitten werden. Größere Bäume, wie Eichen sollen dabei stehen bleiben und der Reisig als Nistmöglichkeit gleichmäßig über den Boden verteilt werden.

SAFE
Zwischen 2001 und 2005 wurde durch die Finanzierung der EU und der Koordination des französischen INRA das Projekt SAFE durchgeführt: Silvoarable Agroforestry for Europe. Neben den ästhetischen und umweltschützenden Aspekten gibt es eine Reihe von wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten. Traditionell wurde von den Bäumen und den Hecken Feuerholz gewonnen, sowie Harz oder Beeren gesammelt. Die Energiegewinnung durch schnellwachsende Gehölze auf marginalen Standorten steht auch heute wieder im Vordergrund. Aber es gibt noch viele andere Ernten: Früchte, Nüsse, medizinale Pflanzen, Kräuter, Pilze und autochthones Saatgut.
Im Rahmen des Projektes wurden 270 Bauern in sieben Ländern befragt, von denen fast die Hälfte (48 Prozent) auf 20 Prozent ihrer Flächen Agroforstwirtschaft betreiben würden. Nachdem in Frankreich 2001 entsprechende finanzielle Unterstützungen gewährleistet wurden, dehnen sich die Baum- und Heckenreihen in dem Nachbarland immer mehr aus.
Die Gesamterträge bei der Mischung von Acker- und Baumkulturen sind oftmals nicht nur gleichwertig, sondern können im günstigsten Fall sogar gesteigert werden. Das ist einer der Gründe, warum Cornelia Behm, Sprecherin für ländliche Räume der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, die Etablierung dieser Landwirtschaftsform in einem Positionspapier fordert. Bäume und Ackerkulturen erschließen unterschiedliche Wasser- und Nährstoffressourcen und stehen daher nicht in einer Konkurrenz zueinander. Für die Förderperiode der EU zwischen 2007 bis 2013 haben Gelder für Agroforstsysteme im Landschaftsfonds für die Entwicklung der ländlichen Räume (ELER) bereits Eingang gefunden.

Anforderungen und Maßnahmen
Für Cornelia Behm müssen die neuen alten Systeme aber vom Bundeswaldgesetz abgegrenzt werden. Sonst bestehe die Gefahr, dass Wälder und Äcker zu Agrarforstsystemen umgewandelt werden können. Ihr Textvorschlag: ?Kein Wald sind Agrarforstflächen, auf denen Gehölze (Bäume, Sträucher, Energieholzpflanzen) auf landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden, wenn der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche über 50 Prozent und die Baumdichte pro Hektar maximal 200 Bäume (nur Bäume mit einem Brusthöhendurchmesser über 15 cm) beträgt.?
Da der Kenntnisstand zur mitteleuropäischen Agrarforstwirtschaft noch zu gering ist, sollen Agrarfakultäten und Forschungseinrichtungen dieses Thema stärker berücksichtigen. Fördergelder könnten in Deutschland gezahlt werden, sofern die Fläche als Acker- oder Grünland eingestuft ist. Als Dauerkultur solle die Zahlung unterbleiben.
Die ELER-Verordnung sieht im Artikel 44 bereits vor, dass Beihilfen zur Verbesserung der Umwelt und der Landschaft zur Einrichtung von Agroforstsystemen auf landwirtschaftlichen Flächen gewährleistet werden können. Die Beihilfehöchstsätze liegen zwischen 70 und 85 Prozent. Cornelia Behm weist aber darauf hin, dass die Gelder nur für die Anlage der Systeme gelte und nicht für die Pflege.
Die Studie SAFE kann unter www.montpellier.infra.fr/safe abgerufen werden.

roRo

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