Zweiter Erntebericht
Landwirtschaft
a:2:{s:4:"unit";s:2:"h2";s:5:"value";s:893:"Wintergerste und Winterraps mit durchschnittlichen Erträgen Die hochsommerlichen Witterungsbedingungen bieten ideales Erntewetter. Die Landwirte bringen deshalb die Getreide- und Rapsernte zü
Schnelle Abreife
Viel Sonnenschein und hohe Temperaturen haben das Getreide und den Raps in den
vergangenen Tagen vielerorts sehr schnell abreifen lassen. Regional ist zu
befürchten, dass die in ihrer Entwicklung etwa zehn bis 14 Tage zurückliegenden
Pflanzen in die Notreife gingen und nur kleine Körner ausgebildet haben. Zudem
stellt die schnelle Abreife die Landwirte nun vor große logistische
Herausforderungen. „Die Erntearbeiten laufen auf Hochtouren. Weizen, Roggen und
Raps sind erntereif und müssen nun gleichzeitig eingebracht werden“ beschreibt
Wolfgang Vogel, Vorsitzender des DBV-Fachausschusses für Getreide und andere
pflanzliche Qualitätsprodukte, die derzeitigen Abläufe auf den landwirtschaftlichen
Betrieben.
Wintergerste ist in der Scheune
Die Ernte der Wintergerste ist abgesehen von einigen Restflächen abgeschlossen. Beerntet wurde in diesem Jahr eine Fläche von 1,2 Millionen Hektar. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer recht deutlichen Flächenausweitung um gut 120.000 Hektar, womit allerdings lediglich das Anbauniveau der vorherigen Jahre wieder erreicht wurde. Das regional sehr unterschiedliche Ertragsniveau hat sich im weiteren Verlauf der Ernte bestätigt. So stehen Mindererträgen in Höhe von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr auch Ertragssteigerungen in Höhe von 20 Prozent gegenüber. Diese deutlich höheren Erträge sind an einigen Orten allerdings darauf zurückzuführen, dass das Ertragsniveau in diesen Regionen im letzten Jahr deutlich unterdurchschnittlich war. Für Deutschland ergibt sich somit ein durchschnittlicher Ertrag von 6,5 Tonnen pro Hektar. Unter Zugrundelegung der Anbaufläche wird die diesjährige Wintergerstenernte in etwa 7,8 Millionen Tonnen betragen. Die Hektolitergewichte sind mit 63 bis 65 Kilogramm überwiegend im zufriedenstellenden Bereich, wobei die Schwankungsbreite von weniger als 60 Kilogramm pro Hektoliter bis zu 70 Kilogramm pro Hektoliter reicht. Auch die Feuchtegehalte fallen dank der trockenen Erntebedingungen mit 12 bis 15 Prozent positiv aus, so dass energieaufwendige und kostenintensive Trocknungsarbeiten nicht notwendig werden.
Spitzenerträge bei Roggen
Winterroggen konnte in Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt – den Bundesländern mit den größten Roggenanbauflächen – ungefähr zu einem Drittel geerntet werden. Eine verlässliche Schätzung der Roggenerträge ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Erste Druschergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die überdurchschnittlichen Vorjahreserträge von 5,5 Tonnen pro Hektar (Mittelwert 2008 – 2012: 5,0 Tonnen pro Hektar) erneut erreicht, teils sogar leicht übertroffen werden könnten. Entscheidender auf die Roggenernte insgesamt wird sich die Anbauflächenausweitung auf 785.000 Hektar (+10 Prozent gegenüber 2012) auswirken. Andererseits ist damit zu rechnen, dass Roggenbestände zum Teil auch als Ganzpflanzensilage geerntet wurden. Ursächlich hierfür sind die in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich abgerutschten Roggenpreise von derzeit nur 120 Euro pro Tonne frei Erfasser. Zusätzlich präsentieren sich die Maisbestände nach einem zu kalten und nassen Frühjahr sowie aktueller Trockenheit in einem wenig erfreulichen Zustand. Die Verwendung von Roggen als Ganzpflanzensilage verbessert somit die Futtergrundlage und das Aufkommen an Substrat für Biogasanlagen.
Winterweizen
Die Winterweizenernte ist deutschlandweit ebenfalls angelaufen, konnte regional
allerdings erst zu sehr unterschiedlichen Teilen eingebracht werden. Während in
weiten Teilen Deutschlands in etwa 20 Prozent der knapp 3,1 Millionen Hektar
großen Winterweizenfläche beerntet wurden, ist die Ernte in Schleswig-Holstein,
Sachsen und Thüringen erst angelaufen. Weiter fortgeschritten ist die
Winterweizenernte dagegen schon in Bayern und im Rheinland. Die bisherigen
Druschergebnisse variieren hinsichtlich des Ertrages recht deutlich. So
scheinen die Weizenbestände in einzelnen Regionen positiv zu überraschen.
Andere Bestände liefern dagegen nicht die erwarteten Erträge.
Winterraps
Deutlich weiter vorangeschritten ist dagegen die Ernte von Winterraps, der auf einer Fläche von 1,46 Millionen Hektar angebaut wurde. Schwierigkeiten bei der Rapsernte bereitet vielen Landwirten die häufig ungleichmäßige Abreife der Bestände. Zusätzlich wurden Rapsbestände am vorvergangenen Wochenende durch die Hagelereignisse in Baden-Württemberg und Westfalen, aber auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt geschädigt. Die bisherigen Ernteergebnisse weisen auf Hektarerträge in Höhe von 3,8 Tonnen (Vorjahr: 3,7 Tonnen) hin, was ungefähr dem langjährigen Mittelwert entspricht. Insofern ist die zu erwartende Rapsernte in Höhe von 5,5 Millionen Tonnen in erster Linie auf die höhere Anbaufläche zurückzuführen. Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Landwirte eine Rapsernte von 4,8 Millionen Tonnen von einer Fläche von 1,3 Millionen Hektar eingefahren.
Zu heiß für Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben
Sorgen bereitet den deutschen Landwirten derzeit die Entwicklung der Maisbestände sowie der Hackfrüchte (Kartoffeln, Zuckerrüben). Während die sommerliche und trockene Wetterlage die Abreife von Getreide und Raps beschleunigte und für eine reibungslose Ernte wichtig ist, leiden Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben unter der anhaltenden Hitze und Trockenheit. Maisbestände wurden darüber hinaus in den von Hagelschlägen betroffenen Gebieten bis hin zum Totalausfall zerstört.
Hitzestress
Rekordhitze nach Hochwasser. So fasst Walter Heidl,
Landesbauernpräsident in Bayern, die Erntesituation zusammen. Vier Wochen ohne
Regen hat die Lage auf den Feldern verschärft. Der Winterweizen hat kein
ausreichendes Wurzelwerk ausbilden können: „Die Pflanzen verdursten in der
Hitze förmlich“, so Heidl.
So hat die Hitze auch den oberirdischen Sproßteil der
Kartoffeln klein gehalten. Der Boden wird so warm, dass die Kartoffeln
regelrecht „verbrennen“. Die Knollen sind klein und die Bauern echnen bis zu 50
Prozent Ertragsausfall.
Streuobstäpfel
Der Verband der Deutschen Fruchtsaftindustrie (VdF) prognostiziert
für 2013 eine geringere Ernte von Streuobstäpfeln. Mehr als 400.000 Tonnen sind
wohl nicht drin. VdF-Geschäftsführer Klaus Heitlinger: „Damit wird ein um 30
Prozent geringere Ernte als im Vorjahr zu erwarten sein“.
Vor allem in Baden-Württemberg, wo fast die Hälfte des
Streuobstanbaus in Deutschland stattfindet muss mit einer sehr schwachen Ernte
rechnen. Im Südwesten werden normalerweise etwa 600.000 Tonnen geerntet. In
diesem Jahr sind es nur 20.000. Im Norden und Nordosten wird mit einer
Durchschnittsernte gerechnet. Nach dem langen Winter explodierte die Blüte, als
die Temperaturen noch immer niedrig waren und viel Niederschlag fiel. Das hat
regional zu deutlich geringerem Bienenflug geführt. Der späte Vegetationsbeginn
hat zudem zu kleineren Äpfeln geführt. Die Größe ist ausschlaggebend für das
Erntevolumen. Ein Zentimeter Apfel entsprechen 30 Prozent Gewichtserhöhung.
Falls wie in den letzten Tagen doch noch ausreichend Niederschlag fällt, kann
die Ernteprognose nach oben korrigiert werden.
DBV / roRo