Zweiter Erntebericht

Landwirtschaft

Deutscher Bauernverband mit zweiter Erntemeldung

GetreideDas unbeständige Wetter bereitet den Ackerbauern zunehmend Sorge. Die etwas stabilere Wettersituation der vergangenen Tage nutzten Deutschlands Landwirte, um die ins Stocken geratene Getreideernte voran zu bringen. In weiten Teilen waren zuvor umfangreiche und kontinuierliche Erntearbeiten kaum möglich, da das Getreide nach Regenfällen nicht abtrocknen konnte oder sogar die Felder nach Starkregen nicht befahrbar waren. So ist die Ernte bei der derzeitigen wechselhaften Witterung in diesem Jahr ein regelrechtes Lotterie-Spiel geworden. Bei Trocknungskosten von einem Euro je Dezitonne verschlechtert dies die Erlössituation der Ackerbauern, die schon sehr angespannt wegen der drastisch gesunkenen Marktpreise ist. Während die Kosten für Betriebsmittel wie Saatgut oder Dünger gegenüber dem Vorjahr immens anstiegen, sanken die Getreidepreise um etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die mit der Ernte erzielbaren finanziellen Ergebnisse decken gerade einmal die variablen Produktionskosten. Dies stellte der Deutsche Bauernverband (DBV) in seinem 2. Erntebericht fest, der auf einer Umfrage seiner Landesbauernverbände basiert.

Wintergerste fast abgeschlossen
Die Wintergerstenernte, die als Futtergetreide genutzt wird, ist bundesweit in den Frühdruschgebieten abgeschlossen. Während im Rheinland und Schleswig-Holstein nahe zu die gesamte Wintergerste gedroschen ist, stehen in Baden in den Spätdruschgebieten noch 95 Prozent der Wintergerste auf dem Halm. Die Flächenerträge fallen regional sehr unterschiedlich aus. Die Erträge liegen im Süden und der Mitte Deutschlands etwa auf Vorjahresniveau. Während im Norden und Osten Deutschlands Erträge schon mal bis zu 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen können. Bedingt durch das unbeständige Wetter verzeichneten die eingebrachten Erntepartien deutschlandweit einen hohen Anteil an Feuchtigkeit. Weiterhin führte der Regen in Ostdeutschland zu einem vermehrten Zwiewuchs. Ansonsten zeichnete sich die eingebrachte Ernte durch hohe Hektolitergewichte aus. In Westfalen-Lippe wurden sogar bis zu 70 Kilogramm pro Hektoliter gemeldet. Das Gros der Erzeugerpreise schwankt zwischen 8,50 und neun Euro pro Dezitonne. Nur in Veredlungsregionen werden noch 10 Euro pro Dezitonne bezahlt. Aufgrund dessen ist die Abgabebereitschaft der Landwirte auf das Nötigste beschränkt.
Die Sommergerste, die hauptsächlich als Braugerste angebaut wird, wurde bislang nur in Baden, Rheinland-Pfalz und Bayern in nennenswerten Umfang gedroschen. In Rheinland-Pfalz und Bayern liegen die Erträge bis zu zehn Prozent über dem Vorjahresergebnis. In Baden liegen die Erträge derzeit fünf Prozent unterhalb des Vorjahres, regional bis zu 10 Prozent. Auch für Braugerste wurden völlig unzureichende Preise genannt. In Baden-Württemberg ist Braugerste sogar nur als Futtergerste verkäuflich. Das Preisniveau in Rheinland-Pfalz und Bayern pendelt sich bei elf Euro ein.

TraubeDie badischen Winzer rechnen mit einem guten Jahrgang, teilte das Landwirtschaftsministerium aus Baden-Württemberg mit. Entscheidend für die Qualität seien aber weiterhin die Monate September und Oktober. Gerade der viele Regen hätte den Reben in den Steillagen gut getan, wenn auch anderswo wegen der Feuchtigkeit mehr gegen Mehltau gespritzt werden musste. Vor allem dort, wo die Winzer zu viel Laub an den Reben gelassen hätten. Die Winzer haben in diesem Jahr bereits ausgedünnt, so dass die Stöcke nicht so voll hängen. Insgesamt hat der Regen dem Weinbau mehr geholfen als eine Trockenheit.
roRo

Winterweizen wurde bislang nur in den Frühdruschgebieten geerntet, in Baden ist die Ernte mit 90 Prozent abgeernteter Fläche am weitesten vorangeschritten. Bislang vorliegende Zahlen weisen auf ein durchschnittliches Ergebnis hin. Die bis jetzt zu verzeichnenden Qualitäten sind nicht zufriedenstellend. Die Fallzahlen bei den ersten Partien sind relativ niedrig, das Eiweiß zeigt sich insgesamt schwach. Die Hektolitergewichte hingegen sind erfreulich und liegen teilweise über 80 Kilogramm pro Hektoliter. Die Winterweizenpreise liegen im Vergleich zum Vorjahr auf einem sehr niedrigen Niveau und durch die feuchte Witterung sind weitere Trocknungsabschläge zu erwartet.

Roggen startet erst
Roggen ist ein wichtiges Brotgetreide, wenngleich die Bedeutung des Winterroggens mit zehn Prozent an der gesamten Getreideanbaufläche geringer ist. Aufgrund der Trockenperiode im April und Mai in Nord- und Ostdeutschland, sind in Brandenburg Ertragsverluste von bis zu zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Bundesweit steckt die Roggenernte noch in den Startlöchern.

Brandenburg
Die ersten Erhebungen des Amt für Statistik Berlin-Brandenburg zeigt mit 2,3 Millionen Tonnen Getreide ohne Körnermais ein Ernteergebnis, das derzeit vier Prozent unter dem Sechs-Jahres-Schnitt liegt. Zum einen hat die große Trockenheit im Frühjahr und dann die vielen Regenfälle der letzten Woche dem Getreide zugesetzt. Die Bauern rechnen mit eine Ertrag von 44,1 Dezitonnen, was 2,8 dt/ha unter dem Sechs-Jahresdurchschnitt liegt. Erfreulich hingegen sieht bei Hafer und Sommergerste aus. Hier laufen die rsten Ernteschätzungen auf erträge von 31,2 und 29,5 dt/ha hinaus. Im Vorjahr wurden 22,2 und 22,4 dt/ha geerntet.
Das Wetter hat auch dem Raps zugesetzt. Im letzten Jahr wurden 35,5 dt/ha geerntet. Bislang laufen die Erträge auf knapp 30 dt/ha hinaus.

Raps in Bayern unter Druck
Raps konnte lediglich in der südlichen Rheinschiene in den Frühdruschgebieten und im Westen Deutschlands geräumt werden. Ein erheblicher Teil der Rapsernte wurde auch im Saarland, Bayern und Sachsen Anhalt eingebracht, während in Thüringen, Mecklenburg Vorpommern und Schleswig Holstein erst mit der Ernte begonnen wurde. Im Süden liegen die Erträge mit zehn Prozent über dem Vorjahresniveau bei 41,1 Dezitonnen pro Hektar. Eine Ausnahme bildet Bayern − hervorgerufen durch enormen Schädlingsdruck und Wetterkapriolen − unterliegen die Erträge regional starken Schwankungen mit bis zu 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Qualitäten deutschlandweit sind gut mit zufriedenstellenden bis sehr guten Öl-Gehalten. Auch die Rapspreise sind weiter im Fallen begriffen, sie bewegen sich mittlerweile auf einem niedrigen Niveau von 22 bis 26 Euro pro Dezitonne, nur wer Vorkontrakte geschlossen hatte war in diesem Jahr auf der richtigen Seite mit bis zu 30 Euro pro Dezitonne.

DBV; roRo; Fotos: roRo

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